Review Austaras – Prisoner Of Sunlight

Post-Black-Metal: Die Einen lieben das Subgenre wegen seiner emotionalen Tiefgründigkeit, für Andere hingegen ist es nichts weiter als prätentiöser Schund. In jedem Fall ist diese umstrittene Spielart gewissermaßen zu einem Trend geworden, der nunmehr möglicherweise wieder dabei ist, sich zu verlaufen. Während sich Alcest auf „Shelter“ vollends dem Post-Rock zuwandten, merkt man den Amerikanern AUSTARAS auf ihrem Debüt „Prisoner Of Sunlight“ noch ein paar vereinzelte Spuren des Post-Black-Metals ihrer EP an. Ansonsten lässt sich das darauf Gehörte ohne viel zu überlegen unter Progressive Metal subsumieren.

Wie schon Opeth auf „Heritage“ verzichten auch AUSTARAS nun (nahezu) komplett auf gutturalen Gesang. Stattdessen bekommt man eher glatte Clean-Vocals zu hören, die den Vergleich mit Opeth umso mehr bekräftigen, auch wenn AUSTARAS in diesem Punkt nicht ganz mit den Schweden mithalten können. Denn leider ist der Klargesang hier zu dünn und eintönig, die Gesangsmelodien sind zu unspektakulär. Da freut man sich umso mehr über den frischen Wind, den die gequälten Screams in „Threshold“ und die Gang-Shouts in „Fractures“ (wenn auch nur kurz) mit sich bringen.
An der Saitenfraktion überzeugen AUSTARAS schon mehr: beschwingte Gitarren-Melodien („Thrones“), jazzige Soli („Deserter“) und gelegentliche Ausflüge in härtere Sphären sorgen für ein abwechslungsreiches Klangerlebnis, nur an den Übergängen hätte man noch etwas feilen können. Dass der Bass gut herauszuhören ist und immer wieder ein kleines Highlight darstellt, ist im Progressive Metal nichts Außergewöhnliches, aber doch jedes Mal aufs Neue erfreulich. Die Drums hingegen lassen noch am ehesten die Black-Metal-Vergangenheit der Band durchscheinen. Double-Bass-Einsätze sind keine Seltenheit und auf „Thrones“ finden sich sogar Blast-Beats, die in Verbindung mit den harmonischen Gitarren eine eigentümliche Kraft ausstrahlen. Allerdings ist das Schlagzeug etwas zu dumpf abgemischt, was aber auch der einzige Kritikpunkt an der Produktion ist.
Obwohl die Musik von AUSTARAS nicht so atmosphärisch rüberkommt, wie es die Bands selbst zu glauben scheint, und die altmodischen Synthesizer ein wenig fehl am Platze wirken, muss doch gesagt werden, dass die Platte einfach gut klingt. Immer wieder entdeckt man kleine Schätze, die die einzelnen Tracks zu etwas Besonderem machen, wie beispielsweise die gefühlvollen, melancholischen Gitarren im instrumentalen Interlude „Refraction“, die Streicher im ebenfalls instrumentalen „Ossify“ oder die post-rockigen, dem Wellengang des Meeres gleichenden Gitarren im abschließenden „Seaworthy“ (ja, auch dieses ist instrumental). Akustik- und Clean-Gitarren mischen selbstverständlich auch mit.

Die Platte ist natürlich nicht ohne Makel, neben den eher schwachen Vocals wirkt auch die Musik manchmal ein wenig zu sehr gezügelt, zu abgeschwächt. Im Großen und Ganzen sollte man sich aber keinesfalls von dem eher unansehnlichen Cover abschrecken lassen, denn das Debüt von AUSTARAS ist vor allem eines: melodisch. Es birgt eine Unmenge an schönen Melodien, auch in den wenigen rauen Momenten. Wer also über den Gesang hinwegsehen kann – allzu schlimm ist er ja nun auch nicht – darf sich an einem instrumental einwandfreien Album erfreuen.

Wertung: 7 / 10

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