Review Avatar – Avatar Country

Kennt ihr das Gefühl, wenn man eine große Tüte Chips öffnet und feststellt, dass sie nur zur Hälfte gefüllt ist? Ähnlich geht es einem mit dem neuen AVATAR-Album „Avatar Country“. Und zwar in zweifacher Hinsicht. Der Nachfolger des zwar etwas verkopften, aber dennoch hörenswerten „Feathers And Flesh“ ist ebenfalls wieder ein Konzeptalbum geworden. Nachdem man auf dem letzten Album eine Eule bei allerlei Abenteuern begleitet hat, entführen uns AVATAR diesmal in ihr eigenes fiktives Land.

Und um den Herrscher dieses Landes dreht sich das ganze lyrische Konzept von „Avatar Country“. Jeder Song trägt den „King“ im Titel und rühmt seine Herrlichkeit und Pracht. Fraglich ist nur, weshalb das Album nicht gleich „King Of Avatar Country“ oder ähnlich betitelt wurde. Über das Land erfährt man nämlich eigentlich nichts.

Die Songs an sich sind recht typisch für AVATAR. Vielleicht etwas weniger komplex als noch auf „Feathers And Flesh“, aber immer noch ein teils recht wilder Mix aus Melodic Death Metal, Power Metal, Heavy Metal und sogar Country. Ein erstes Highlight der Platte ist sicherlich „The King Welcomes You To Avatar Country“. Hier wird Country wörtlich genommen, ist der Song doch ein Mix aus Metal und Südstaatenfolk. Auch „King’s Harvest“ und „The King Wants You“ machen Spaß und zeigen AVATAR von ihrer besten Seite. Spannendes und abwechslungsreiches Songwriting treffen auf die variable Stimme von Sänger Johannes Eckerström, der sowohl growlt als auch heroischen Cleangesang beisteuert. Die Songs sind gut produziert und drücken mit ordentlich Wucht aus den Boxen. Man merkt, dass Produzent Jay Ruston bereits einige Erfahrungen im Bereich Metal vorweisen kann.

Der Rest des Albums erscheint im Vergleich mit diesem Dreierpack eher schwach. Vor allem „A Statue Of The King“ ist ein wirklich zu kruder Mix aus schnellen, harten und langsamen, cleanen Parts. Erschwerend kommt hinzu, dass von den insgesamt zehn Songs nur sechs als wirklich vollwertig anzusehen sind. Neben dem Intro und dem arg lächerlich erscheinenden Zwischenspiel „The King Speaks“, ist auch das Abschlussduo „Silent Songs Of The King Pt. 1 & 2“ rein instrumental gehalten. Somit endet das Album de facto nach „King After King“. Die beiden Instrumentals erscheinen ziemlich einfallslos und erwecken den leisen Verdacht, dass die Musiker nur schnell etwas gesucht haben, mit dem sie die Spielzeit noch etwas strecken können.

Andererseits ist man irgendwo ganz froh, dass auf „King After King“ nicht noch mehr Songs mit Texten über den König folgen. Was am Anfang noch ganz witzig war, entwickelt sich schnell zu einer einseitigen Angelegenheit. Wenn jeder Song einer Platte lediglich dazu dient, einem fiktiven König seine Ehrerbietung und Treue auszudrücken, wird das schnell langweilig. Natürlich muss man im Falle von AVATAR beachten, dass dieses Konzept mit einer großen Portion Ironie und Humor zu sehen ist. Das macht das Ganze aber nicht wirklich besser, sondern lässt „Avatar Country“ schnell ins Lächerliche abdriften.

„Avatar Country“ lässt den Hörer unbefriedigt zurück. Von dem oben erwähnten starken Dreierpack abgesehen, reicht das Album nicht an alte Glanztaten heran. Auch das merkwürdige Konzept und die maue Anzahl von sechs vollwertigen Songs verleidet einem den Spaß am Album. Es dürfte nun klar sein, weshalb AVATAR mit diesem Werk Assoziation an eine halb volle Chipstüte hervorrufen.

Wertung: 5 / 10

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