Review beNuts – Bavarian Ska Maniacs

Viel hat sich in den 13 Jahren Bandbestehen bei den beNUTS verändert: Musiker gingen, Musiker kamen, der Mann am Mikrophon wechselte mehrfach und man wuchs von den Münchner Lokalmatadoren des Ska zu einem der größten Acts, die Deutschland in diesem Genre zu bieten hat. Und das zu Recht, wie ihr neuestes Werk, „Bavarian Ska Maniacs“, erneut beweist:

Denn schon El Konno, der neue Mann am Mikro und seines Zeichens studierter Jazz-Sänger, trägt ein gutes Stück dazu bei, dass das, was einem hier zu Ohren kommt, längst weit mehr ist, als simpel gestrickter Fun-Ska. Spass macht das, was die Jungs hier abliefern, zwar immer noch – vielleicht mehr denn je – doch auf eine andere Art: Sind die Melodien der Bläser gewohnt eingängig, wirkt das Gesamtwerk jedoch noch einen Tick vielschichtiger und tiefer als früher (wobei anzumerken sei, dass auch Alben wie „Nutty By Nature“ schon verdammt viel zu bieten hatten).
Ein großes Plus des Albums ist auch seine Vielseitigkeit: War man früher eher in den langsameren Gefilden des Ska heimisch, sind die zehn neuen Tracks bezüglich ihres Tempos und ihrer daraus resultierenden Intensität gänzlich unterschiedlich gehalten, so dass jeder Song auf „Bavarian Ska Maniacs“ eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt: Neben „klassischen“ beNUTS-Liedern wie „Chop Off“ oder dem eher traditionell gehaltenen „I can’t hide“, das sich tempomäßig eher in der gemäßigten Zone aufhält, zeigt man beispielsweise mit dem eher poppigen „Ninja, dem Uptempo-Hit „Russia“ oder dem rockenden „On and On“, dass man auch ganz anders kann. Bei „13 To 31“ meint man einen guten Schuss DISTEMPER MOSCOW herauszuhören, und mit dem Rausschmeißer „Diehard“ findet dann auch noch die waschechte Punkrock-Attitüde ihren Weg auf das Album. Doch bei Aller Vielseitigkeit, Weiterentwicklung und „Progressivität“ hat man – zum Glück – zu keiner Zeit vergessen, wer man ist: Die Songs klingen authentisch, individuell und vor Allem: nach den Benuts.
Man merkt zwar auch diesem Album an, dass die Band großen Wert auf Weiterentwicklung gelegt hat, jedoch spürt man sofort, dass diese der zunehmenden Professionalität und Erfahrung der Musiker zuzuschreiben ist und nicht, wie bei vielen anderen Bands, aus bloßer Angst vor Stagnation und daraus resultierender verkrampfter, künstlicher Entfernung vom eigenen Stil entstanden ist.
Und so bleibt das Material stets natürlich und ehrlich, wirkt dabei aber einen Tick professioneller, reifer, und erwachsener sind, als noch in den Anfangstagen. Dies ist – hier sei mir gestattet, ein kleines „leider“ einzufügen – auch bei den Texten der Fall: Waren früher anderssprachige Lyrics („En Espaniol“ oder „L Italiano“), vor Allem aber auch pro Album ein deutsch gesungenes Lied mit nicht geringem Humoranteil (man erinnere sich an geniale Lieder wie „Selbstmord im Schulsport“ oder „Camelia“) fester Bestandteil der beNUTS, verzichtet man auf derartige Späße diesmal gänzlich und bleibt durchweg im seriöseren Englisch.

Einziger Wehmutstropfen mag vielleicht sein, dass man den Freund der gepflegten (Off-)Beatmusik nicht grade in Spielzeit ersäuft – bringen es die zehn Songs doch grade mal so über die glatte halbe Stunde. Ein, zwei Lieder mehr und eine Spielzeit von zumindest 40 Minuten hätte man dem Fan wohl auch „zumuten“ dürfen; so kann man nach dem ersten Durchlauf der CD nur erneut den „Play“-Button drücken – und die Spielzeit so auf über 60 Minuten erhöhen. Bei der Qualität des Materials immerhin fast genauso schön, versprochen!

Wertung: 9 / 10

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