Review Bitterfeldt – Götzen.Dämmerung

Fünf Jahre nach seiner Gründung legt das deutsche Dark-Metal-Duo BITTERFELDT mit „Götzen.Dämmerung“ sein ambitioniertes Debüt vor. Benannt nach einem Spätwerk Nietzsches, auf dessen Texte die zwei Düstermusiker im Verlauf ihres knapp einstündigen Erstlingswerks an mehreren Stellen Bezug nehmen, weckt die Platte, an der zahlreiche Gastmusiker und Künstler mitgewirkt haben und die bereits vorab von Marthus (Cradle Of Filth) in höchsten Tönen gelobt wurde, schon im Vorhinein kühne Erwartungen. Doch wie heißt es so schön? Zu viele Köche verderben den Brei und Hochmut kommt vor dem Fall. Während ersteres auf „Götzen.Dämmerung“ kein Problem darstellt, sollten sich BITTERFELDT letzteres vielleicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Eine gewisse Endzeitstimmung, die das Zweigespann mit seiner Musik vermitteln möchte, merkt man den Songs tatsächlich an, dahingehend ist das Vorhaben von BITTERFELDT also geglückt. Das gilt sowohl für die zwischen schleppendem Doom und tristem, reduziertem Gothic Metal beheimateten Longtracks als auch für die klaustrophobischen, düsteren Ambient-Zwischenspiele, in denen eine tiefe, unheimliche Stimme einige Zeilen des bereits erwähnten, streitbaren Philosophen rezitiert. Auf jede Nummer der einen Kategorie folgt eine der jeweils anderen, die beklemmende Atmosphäre ist ihnen jedoch gemein. Diese kreieren BITTERFELDT über bewusst minimalistisch gehaltene Kompositionen. Anstatt den Hörer mit überladenen Klangkaskaden zu überschütten, lassen die Dark-Metaller die Räume zwischen den Tönen für sich sprechen.
Die doomigen, manchmal sogar ganz aussetzenden Gitarren geben nur spärlich Melodien von sich, hin und wieder werden sie auch unverzerrt gespielt, wie beispielsweise im verträumten und zugleich aufgrund der schweren Atemgeräusche gehetzt wirkenden „Fiebertraum“. Bass und Drums werden ebenfalls in zäher Slow-Motion gespielt, während im Hintergrund eisige Keyboards („Zauberland“) und schwermütige Pianomelodien („Eines Tages“) die Stimmung weiter vertiefen.
Dass BITTERFELDT mit ihrem ersten Full-Length trotz ihres interessanten musikalischen Ansatzes nicht auf ganzer Linie von sich überzeugen können, liegt mitunter an den Texten. Ein Zusammenhang ist zwischen der von ihnen selbst erdachten Lyrik und jener Nietzsches nämlich kaum auszumachen, vielmehr wirkt erstere zum Teil arg plakativ und melodramatisch. Das ist verkraftbar, zumal die Vocals, die zwischen kraftvollen, gut verständlichen Screams und tristem Klargesang mit Anlehnung an Konstanz (The Vision Bleak, Ewigheim) wechseln, stimmig ins Gesamtbild passen. In Anbetracht des Anspruchs, den BITTERFELDT an sich selbst zu stellen scheinen, macht sich dieser Mangel an lyrischer Raffinesse jedoch störend bemerkbar.

„Wer kein Vogel ist, soll sich nicht über Abgründen lagern.“ Dieser Auszug aus „Also sprach Zarathustra“, der im Interlude „Dysis“ zu hören ist, beschreibt die Problematik um die Lyrics von BITTERFELDT ganz gut. Die beiden Dunkelmetaller scheinen sich mit ihren konzeptionellen Ambitionen nämlich etwas übernommen zu haben. Von einem musikalischen Standpunkt aus betrachtet, ist ihr erstes Studioalbum hingegen tatsächlich sehr ausdrucksstark. Die zehn Songs sind allesamt sehr bedrückend, abwechslungsreich und darüber hinaus tadellos klar produziert. Abgesehen von den Lyrics kann man „Götzen.Dämmerung“ somit durchaus als ein außergewöhnliches Werk betrachten.

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Wertung: 7 / 10

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