Blacklist - Afterworld Cover

Review Blacklist – Afterworld

Welchen Platz hat die Liebe auf einer von politischen Verwerfungen und der herannahenden Klimakatastrophe zerrütteten Welt? Für BLACKLIST ist sie offenbar ein Antrieb, sich den Gegebenheiten nicht kampflos zu ergeben. „Call to love / call to love / the final resistance“ erschallt es dringlich in „The Final Resistance“, der Leadsingle zum zweiten Album der Post-Punk-Band, das den verhängnisvollen Titel „Afterworld“ trägt. Fast scheint es so, als hätten BLACKLIST sich gerade wegen der dramatischen Umstände der jüngsten Zeit dazu berufen gefühlt, ganze 13 Jahre nach dem Release ihres Debüts „Midnight Of The Century“ noch einmal zu ihren Instrumenten zu greifen. Ob der Aufruf der New Yorker auf offene Ohren stoßen oder als ungehörter Abgesang verklingen wird, bleibt indes abzuwarten.

In mancherlei Hinsicht hat „Afterworld“ tatsächlich das Potenzial, einiges an Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Vieles an der dreiviertelstündigen Platte ist erwähnenswert: von dem eindringlichen, apokalyptischen Artwork über das von Sanford Parker (u. a. Darkthrone und Yob) vorgenommene Mixing bis hin zu den Ähnlichkeiten mit Bands wie The Sisters Of Mercy und Killing Joke, die BLACKLIST mitunter nachgesagt werden. Auch merkt man der Band an, dass sie sich viel Zeit genommen hat, um an ihrem Post-Punk-Sound zu feilen.

Mit dem beinahe folkigen, von trister Endzeitstimmung erfüllten „Fires Of Black November“ leiten BLACKLIST das Album sehr bedeutungsschwer ein, um in weiterer Folge die Möglichkeiten ihres Genres weiter auszuloten. Schnellere, trotz ihrer Rastlosigkeit elegante Nummern wie „The Final Resistance“ und das mit einem wunderbar leichtfüßigen Solo aufwartende „In Shadow Light“ finden sich hier ebenso wie atmosphärischere Stücke, darunter das von nebulösen Synthesizern durchdrungene „Nightbound“ und das schwebende „Behind The Veil Of The Living World“.

Leider gelingt es der Band jedoch nicht in jedem Track, ihre zweifellos vorhandene Raffinesse anzuzapfen. So bleiben manche auch nach mehrmaligem Hören partout nicht in Erinnerung („No Good Answers“), während andere einen etwas unausgegorenen Eindruck hinterlassen – so zum Beispiel „A Stranger In This Century“, das viel zu abrupt mit einem uninteressanten Saxophon-Part endet. Die schwächste Leistung erbringen BLACKLIST jedoch im gesanglichen Bereich. Frontmann Joshua Strachan übernimmt sich zwar nicht, verfügt jedoch weder über eine besonders große stimmliche Bandbreite noch über zündende Ideen, sodass selbst die instrumental gelungeneren Songs recht seicht wirken.

„Afterworld“ hätte ein imposantes Statement sein können – ein zum Handeln animierender Kraftakt der Liebe in einer zunehmend zur Dystopie verkommenden Welt. Mit seiner allzu kleinlauten Stimme wird Strachan jedoch wohl niemanden zum Aufbegehren bewegen und an ihren Instrumenten liefern BLACKLIST zwar eine wesentlich solidere, aber auch nicht gerade aufsehenerregende Leistung ab. Das Comeback der Post-Punks ist insofern ein besonders frustrierendes, als „Afterworld“ über weite Strecken gut klingt und in seinen stärkeren Momenten („The Final Resistance“, „In Shadow Light“) beinahe sein wahres Potenzial zu entfalten vermag – aber eben nur beinahe. Die Rettung der Welt werden BLACKLIST wohl anderen überlassen müssen.

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Wertung: 6 / 10

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