Review Cattle Decapitation – The Harvest Floor

CATTLE DECAPITATION, wers nicht kennt, denkt als erstes an die x-te Brutal Death-Kapelle und wundert sich vielleicht ein bisschen, warum da denn gerade Rinder enthauptet werden. Dass es bei der Band thematisch um das Anprangern von Tier- und Umweltmisshandlungen geht erklärt diesen Umstand und kann, muss einen aber nicht interessieren. Denn auf „The Harvest Floor“ wird ganz unabhängig von Inhalten vor allem feinster Death Metal geboten. Und der fegt 99% seiner Genre-Genossen einfach vom Platz.

Freunde, gibt es Death Metal-Alben, die instrumental anspruchsvoll sind? Hunderte. Und welche, bei denen tatsächlich Songs und nicht nur Riffhaufen präsentiert werden? Schon auch. Abwechslung? Puh, ein paar. Und Atmosphäre? Nun…
Und alles auf einmal? Spätestens hier wird es doch qualitativ doch etwas dünn im Land der Innereien. CATTLE DECAPITATION schaffen es dennoch ein Album zu schreiben, dass es versteht, an allen Fronten alles kurz und klein zu hacken, gleichzeitig dichte, melancholische Atmosphäre aufzubauen und dazu noch einen beachtlichen Fundus an melodischen Riffs zu präsentieren. Über das ganze Album!
Paradebeispiel ist „The Gardeners of Eden“, das mit einer bienenschwarmartig wummernden Basswand loslegt, mit apokalyptisch sirrenden Gitarren weitermacht, in der Strophe eher auf konventionellen technischen Death Metal umsteigt und dann im (vermutlichen) Refrain düster und bedrohlich daher kommt. Alles vollkommen homogen unter einem Hut. Förderlich hierfür auch, dass die Vocals, bisweilen mit dezentem Hall unterlegt, durchaus nicht 08/15 klingen, sondern, obwohl fließend zwischen Growls und Screams gewechselt wird, immer einen gewissen Wiedererekennungswert haben und die songs atmosphärisch sogar stark unterstützen.
Und ähnlich sieht es mit jedem Song des übrigens sehr fett produzierten Albums aus, dabei liegt der Schwerpunkt mal mehr auf Rhythmus- und Groove-orientiertem Death Metal der Marke Krisiun, mal auf Stimmung und mal auf Technik-Demonstrationen. Sollte sich bezüglich jemand also Sorgen machen also nein, „soft“ oder ähnliches ist dieses Album an keiner Stelle, vielmehr winken an allen Ecken und Enden Grindcore und Brutal Death-Ansätze.
Dass nur Profis die Instrumente bedienen sollte ohnehin klar sein, aber gerade Schlagwerker David McGraw überzeugt durch variables Drumming, so kommt es selten mal vor, dass mehr als vier Takte hintereinander die selbe Schlagzeug-Begleitung verwendet wird (und dennoch kann der Kollege unfassbar anziehen, wenn es angebracht ist). Großes Lob gebührt in diesem Zusammenhang auch Gitarrist Josh Elmore, der neben gewaltigen Soli eben auch gerne mal nette Harmonien auspackt.

Fassen wir nochmal zusammen: „The Harvest Floor“ ist brutal, es ist pervers, es ist melodisch und es ist ein Album, dessen Songs echten Wiedererkennungswert haben und die allesamt einen echten Charakter aufweisen. Wenn ich zuletzt gerne mal gemeckert habe, Brutal Death und Grindcore wären tot und vollkommen ausgelutscht, stopfen mir CATTLE DECAPITATION mit ihrem aktuellen Output ansatzlos das Maul. „The Harvest Floor“ ist der erste Death Metal-Pflichtkauf des noch jungen Jahres und zugleich aber Kandidat, in diesem Sektor Jahressieger zu werden.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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