Review Chevelle – Wonder What’s Next

In den USA Ende 2002 schon längst durchgestartet und hier noch völlig unbekannt (Januar 2003). Zwei Singles sindin den USA schon ausgekoppelt und ein Video lief bereits hoch und runter. Ein Bootleg ist bereits zur Albumtourerschienen und auf diverse Sampler (z.B. Daredevil OST) und in renommierte Radiostationen haben es die Jungs schongeschafft. Da wird es doch mal Zeit für ein Review, um die Band der heimischen Szene doch etwas näher zu bringen.Eins schonmal vorneweg: wer hier Musik wie von den Labelkollegen Mudvayne und Co. erwartet, wird wohl enttäuschtwerden, dann damit haben Chevelle relativ wenig am Hut. Die drei Brüder bieten auf diesem Album die beste Mischungaus Tool, Deftones, Bush und Placebo, die ich je gehört hab‘. Nahezu perfekt.

Der Opening Track, „Family System“,beginnt mit Tool typischen, cleanen Gitarren und wird ganz schnell zu einem fetten Groove. Der Gesang erinnert vonder ersten Sekunde an Tool. Der Refrain fügt sich wunderbar in den Song ein. Die Breaks sind super gesetzt. KeineSekunde keimt die Langeweile. Die Produktion ist erstklassig. Auch der zweite Song, „Comfortable Liar“, beginntmit einem fetten Groove, durchsetzt mit einigen Bassschlägen, wie man sie sonst von Korn und Konsorten gewöhntist. Der Song erinnert von Anfang an schwer an die Deftones oder Bush. Der Refrain ist ruhiger als der Rest desSongs. Und der Gesang von Pete Loeffler erweist sich als sehr vielseitig. „Send The Pain Below“ beginnt genau so,wie man sich des letzte Deftones Album gewünscht hätte. Ein dicker Groove gefolgt von der Strophe unterlegt voneinem saugeilen Vintage Distortion Riff. Der Refrain klingt, als seien die wunderbarsten Grunge Zeiten wiederauferstanden. Bisher immer noch keine Langeweile auf der Scheibe. Ich muß gestehen, daß ich maßlos begeistert bin,was mir selten passiert, wenn sich eine Band so offensichtlich an anderen Bands orientiert hat. Mitten im Song istein ziemlich Spineshank/Taproot mäßiger Part eingelagert. Als nächstes folgt die zweite Single, „Closure“. MeinerMeinung nach der stärkste Song der Scheibe, der, genau wie er ist, von Tools „Aenima“ stammen könnte. Der Gesang,die Instrumente, alles fesselt. Der Song baut sich zum Ende hin immer stärker auf und wird Stück für Stück härter,ohne allerdings auch nur einmal übertrieben zu wirken. Die Jungs haben es hier geschafft, den Songaufbau Toolsperfekt zu kopieren, wenn man es überhaupt Absicht nennen kann. Sogar der Gesang ist perfekt angepaßt. Besser kannman Musik fast nicht mehr schreiben. Wäre die gesamte Scheibe, wie dieser Song, müßte ich 11 von 10 Punkten geben.Das Ende ist des Songs mehr als würdig, denn es wird nochmal in bester Tool Manier fett gegroovt. Mit „The Red“folgt direkt die erste Single und es geht übergangslos mit Tool mäßiger Musik weiter. Ich bin wirklichbeeindruckt. Der Refrain sorgt für echte Gänsehaut. Noch ein Hammersong. Auch hier ist das Ende wiedererstklassig. Der verzerrte Gesang von Pete Loeffler ist absolut fehlerfrei und paßt genau in die Musik. Mit“Wonder What’s Next“ geht die Band in eine leicht andere Richtung. Er ist etwas härter als die bisherigen Songsder Scheibe. Stellenweise erinnern die Übergänge schwer an Ministry. Ein gesprochener Part in der Mitte des Songsvon dem an der Songs wieder härter wird.
Der nächste Song, „Don’t Fake This“, ist schon Ohrwurm, bevor erüberhaupt richtig angefangen hat. Hier beweist auch Sam Loeffler schön, was er kann. Das Gespür für die richtigenNoten am richtigen Platz ist erstaunlich. Nur der Part mit dem verzerrten Gesang vor dem Refrain wirkt ein wenigaufgesetzt. Allerdings auch nur anfänglich. Mittendrin dann wieder ein wunderschönes Break. Sogar die kleinstenBreaks klingen. „Forfeit“ beginnt ein wenig anders als bisherige Songs. Er erinnert auch nicht mehr so stark andie bisher aufgeführten Vorbilder. Der Drive in diesem Song ist genial. Es ist immer wieder interessant, wie derSongaufbau gestaltet ist. Obwohl die Songs stellenweise recht einach aufgebaut sind, klingt kein Song wie derandere und selbst Songs wie dieser, „Forfeit“, dessen Refrain nur aus einem Wort besteht, werden nie langweilig.Die Musik auf dieser Scheibe ist bestens geeignet, wenn man entspannen will, aber auch für Partys, Konzerte oderzum „Abgehen“. Als Übergang vor dem letzten Refrain wird sich kurz nochmal etwas bei Fear Factorys Digimortalbedient. „Grab Thy Hand“ klingt wieder anders. Aber hier kommen wieder die Tool Einflüsse zum Vorschein. Der Songtreibt nicht mehr ganz so stark wie seine Vorgänger, doch er befindet sich immer noch weit über dem Niveau derStandardveröffentlichungen, die den musikalischen Marktbereich Chevelles in den letzten Jahren überschwemmt haben.Der vorletzte Song, „An Evening With El Diablo“, ist wieder ganz anders aufgebaut. Die Strophe ist ruhigergehalten, ohne verzerrte Gitarre, mit fesselnder Bassline. Der Pre-Chorus klingt wieder schwer nach Tool oder APerfect Circle. Im Refrain wird das dann fleißig mit den Deftones gemischt. Der Song wird auch trotz seiner Länge,er ist der längste des Albums, nie langweilig. Der letzte Song, „The Lonely Visitor“, klingt, als wolle man anVeruca Salts Übersong „Aurora“ anknüpfen. Es gelingt auf alle Fälle nicht so recht. Die Akoustik Gitarre klingtstellenweise etwas übertrieben. Der Song an sich ist sicher nicht schlecht, wirkt leider etwas wie gewollt undnicht gekonnt und paßt auch absolut nicht in das Gesamtbild der Scheibe.

Fazit: Auf dem gesamten Album findet sich, bis auf den letzten Song, kein einziger Schnitzer. Alles fügt sichperfekt ineinander. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was ich zu diesem Album noch sagen soll, außer: nahezuperfekt. Das einzige, was mich wirklich von der Höchstnote abbringt, sind Teile des letzten Songs und ein paarminimale Unausgereiftheiten, die vom Rest des Albums völlig überflügelt werden. Ein wunderbares Album, das seinenWeg in die Regal einer Menge aufgeschlossener Hörer finden wird. Vor allem solcher Hörer, die von der letztenDeftones und Bush Scheibe etwas enttäuscht waren, denen Placebo manchmal einen Tick weiter gehen könnte oder diedas nächste Tool und A Perfect Circle Album nicht abwarten können.
(Manuel)

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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