Review Defuse My Hate – Demons Of A Lifetime

Metal ohne Underground ist vergleichbar mit alkoholfreiem Bier: Man könnte sich zwar notgedrungen damit arrangieren, glücklich würde man aber nicht werden. Und wo wäre der Metal denn ohne schweißgebadete Shows vor 30 Mann (und Frauen natürlich), ohne Bands, die einfach aus Liebe zur Musik in ihre Gitarren hauen und ins Mikrophon schreien? Richtig, er würde wohl auf der Intensivstation ums Überleben kämpfen. Dazu kommt, dass oft auch die Qualität der Musik stimmt. Genau das beweisen DEFUSE MY HATE aus dem unterfränkischen Bad Kissingen, die ganze sieben Jahre nach ihrem Debüt „The Diary“ den Nachfolger „Demons Of A Lifetime“ veröffentlichten.

Ihren Stil selbst als „Rock ’n‘ Growl“ bezeichnend, spielt das Quartett überwiegend Melodic Death Metal, welcher hier und da mit Elementen aus dem Core- und Thrash-Bereich ergänzt wird. Das Ganze geht straight nach vorne los und bietet dabei in jedem Song sowohl melodische Mitsingpassagen wie auch Moshparts. Gleich der Opener „Revolution Of Life“ macht mit genau diesen, für Melo-Death typischen, Trademarks großen Spaß. Der an frühe In Flames erinnernde Refrain lädt zum Mitgröhlen ein und legt einen soliden Grundstein für die restlichen neun Stücke. Insgesamt ist die erste Hälfte von DEFUSE MY HATEs Zweitwerk überraschend abwechslungsreich: „Salvation“ erinnert stellenweise an Metalcore der frühen 2000er, auch der Klargesang ist auf diesem Stück gut gelungen. Das thrashige „Killer“ lädt zum Circle Pit ein und mit „We Are Metal“ liefern die Bad Kissinger sogar eine Liebeserklärung ab – an den Metal versteht sich. Die Grenze zum Kitsch ist dabei zwar fließend, aber wen juckt das schon, wenn Hörner und Flaschen dabei in die Höhe gehalten werden.

Die zweite Hälfte von „Demons Of A Lifetime“ ist zwar weiterhin durchgehend solide Kost, bietet aber leider nicht mehr den Abwechslungsreichtum der ersten knapp 20 Minuten. Hier und dort finden sich zwar durchaus tolle Riffs („Open Eyes“) und „Side By Side“ kann mit dem abwechselnden Spiel zwischen Growls und Klargesang punkten, letztendlich wirkt es aber, als sei DEFUSE MY HATE nach starkem Start etwas die Luft ausgegangen. Nichtsdestotrotz macht dies dem Spaßfaktor keinen großen Abbruch. Auch der für eine Eigenproduktion gute, leicht dreckige Sound zeigt genau das auf, was die vier Mannen wollen: Ehrliche Musik ohne viel Schnickschnack.

Insgesamt ist das alles zwar kein bisschen neu oder innovativ, aber das muss es auch gar nicht sein. Denn DEFUSE MY HATE machen das, was sie machen, wirklich gut. Auf „Demons Of A Lifetime“ findet man somit grundsoliden Melodic Death Metal, der sowohl für die kleinen, engen Clubs, als auch zum Einheizen auf Festivals geeignet ist. So sei einem, nachdem man ausgiebig seiner alten Liebe nachgetrauert hat, geraten: Bier aufmachen, „Demons Of A Lifetime“ einlegen und auf den Underground trinken.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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