Review Emyn Muil – Elenion Ancalima

Ein musikalisches Soloprojekt ist in den meisten Fällen ein nur schwer zu bewältigender Aufwand: Man schreibt die Musik völlig auf sich gestellt, nimmt sie allein auf und produziert sie, ja vielleicht kümmert man sich sogar im Alleingang um die Promotion und den Vertrieb. Selbst mit der Unterstützung eines Labels erscheint demnach das, was ein gewisser Italiener unter dem Pseudonym Nartum umzusetzen gedenkt, als Ding der Unmöglichkeit: „Nartum Art – Music Projects“ soll sage und schreibe fünf Soloprojekte umfassen, die sich allesamt stilistisch und thematisch unterscheiden. Zwei davon, Ymir und Valtr, existieren bereits, als EMYN MUIL legt der musikalische Tausendsassa nun sein zweites Album „Elenion Ancalima“ vor.

Bücherwürmer mit Hang zum Fantastischen sollten an diesem Punkt bereits hellhörig geworden sein, denn benannt hat Nartum seine dritte Musikentität nach einem felsigen Ödland in der fiktionaler Welt Mittelerde, der Albumtitel entstammt dem Silmarillion. Zahllose Bands haben den Werken Tolkiens durch ihr Schaffen bereits ihre Ehrerbietung erwiesen, spätestens seit Summoning gehört das in Black-Metal-Kreisen gewissermaßen zum guten Ton. Auch die Musik per se lässt keinen Zweifel daran, dass EMYN MUIL den Stil der österreichischen Kult-Black-Metaller als Inspirationsquelle herangezogen hat.
Hinter dem leider recht sterilen, fast schon infantilen Artwork verbirgt sich nämlich eine ausgewogene Mischung aus sinfonischen und schwarzmetallischen Elementen, die im Zusammenspiel eine vergleichbar majestätische Epik ausdrücken. Passend dazu hat EMYN MUIL seine Songs um einiges ausschweifender arrangiert als noch auf dem vier Jahre zuvor erschienenen Debüt, die Gesamtspielzeit ist mit 41 Minuten jedoch kürzer, was erfreulicherweise einem allzu langatmigen Hörerlebnis vorbeugt. Unterstützt wird Nartum diesmal außerdem von Hildr Valkyrie, die seinen kratzigen Screams, erhabenen Tremolo-Riffs und bombastischen Symphonic-Keyboards mit ihrem sanften, kristallklaren Gesang mehr emotionale Tiefe verleiht.
Wie es schon bei Summoning und ihren Drum-Keyboards der Fall war, spielt sich die getragene Instrumentalisierung, also auch die marschierende Perkussion, bei EMYN MUIL im unteren Tempobereich ab. Bemerkenswert ist indes die Keyboard-Orchestrierung, die trotz ihres Soundtrack-Charakters niemals zu überladen wirkt und unerwartet natürlich klingt, beinahe so, als höre man echte Streich- und Blasinstrumente. Eine große Schwachstelle stellt demgegenüber leider die Produktion dar. Zwar kommt in der Relation keines der Instrumente zu kurz und alles hört sich sehr klar an, doch der Sound ist viel zu leise und kraftlos, es fehlt dem Ganzen viel zu sehr an Biss.

Zeitlose Melodien wie in „The Passing Of The Grey Company“ oder „Khazad Dum“ hat EMYN MUIL (noch) nicht in seinem Repertoire. Doch obwohl Nartum in seinen sinfonischen Black-Metal-Hymnen weder lyrisch noch spielerisch Neuland betritt und der Sound noch viel mehr Power bräuchte, kommt man nicht umhin, anzuerkennen, dass „Elenion Ancalima“ in vielerlei Hinsicht gelungen ist. Für die musikalische Untermalung einer Verfilmung der Geschichten aus dem Silmarillion würde sich die Platte jedenfalls perfekt eignen, zumal die fantastischen Symphonic-Stilmittel ohnehin schon jetzt auf Filmmusik-Niveau sind. Wer von Mittelerde immer noch nicht die Nase voll hat, sollte EMYN MUIL eine Chance geben.

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Wertung: 7 / 10

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