Review Ferndal – Singularitäten

An der Verschmelzung von Black Metal und klassischer Musik haben sich bisher nicht allzu viele Bands versucht – sofern man mit moderneren Songstrukturen arbeitende Symphonic-Black-Metal-Kapellen wie Dimmu Borgir außen vor lässt. FERNDAL liegt jedoch nicht viel an schwülstigem Keyboard-Kitsch. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt, an dem auch Alboîn und Abarus von Eïs mitwirkten, fanden sich neben den herkömmlichen Schwarzmetall-Nummern auch Stücke mit Cello, Klavier und Orgel. Das Konzept war vielversprechend, in seiner Ausführung jedoch nicht vollends ausgereift. Nach dem Weggang von Alboîn wagt das Quintett nun mit „Singularitäten“ einen zweiten Anlauf.

Bezüglich der grundsätzlichen Zusammensetzung der Platte distanzieren sich FERNDAL auf den ersten Blick kaum von ihrer Herangehensweise an ihr Vorgängeralbum. Auch „Singularitäten“ beginnt mit einem ominösen Orgel-Intro, hält sich anschließend vorrangig im melodischen Black-Metal-Sektor auf und lässt zwischendurch mit einer klassisch interpretierten instrumental-Version einer bekannten Black-Metal-Hymne aufhorchen. Diesmal haben sich die deutschen für Satyricons „Mother North“ entschieden, dessen erhabene Epik FERNDAL nicht nur erhalten, sondern mithilfe des Klaviers und des Cellos sogar um eine neue, elegante Nuance erweitern – mag sich die Klassik-Version auf Dauer auch ein wenig in die Länge ziehen.

In den übrigen Stücken tritt Lestayas Cellospiel eher ergänzend in Erscheinung und beeindruckt nur selten durch seine Virtuosität („Die Verlorenen“). Dennoch ist es erfreulich, dass die Streicher diesmal wesentlich enger mit den Metal-Stilmitteln verknüpft wurden, sodass die Songs einen ganzheitlicheren Eindruck machen. Doch auch an der Metal-Front selbst präsentieren sich FERNDAL mit neu gefundenem Esprit. Die Screams klingen wütender, die Tremolo-Riffs machtvoller, die Blast-Beats intensiver als zuvor („Weltenbrände“) und das Gitarrenspiel lässt dann und wann sogar klassisch inspirierte Melodik durchblitzen („Die Verlorenen“).

Dem stürmischeren Naturell der Musik trägt auch die deutlich schnittigere Produktion angemessen Rechnung. Ein paar Nachwirkungen der Schwächen des Debüts machen sich auf „Singularitäten“ allerdings hinsichtlich der etwas zu melodramatischen Clean-Vocals und der phasenweise etwas austauschbaren Kompositionen bemerkbar. Bei einer Laufzeit von einer Stunde hätten FERNDAL die Tracks ruhig noch etwas komprimieren können.

Es ist nicht zu überhören, dass FERNDAL seit ihrer ersten Veröffentlichung einige Fortschritte gemacht haben. Die Songs auf „Singularitäten“ sind deutlich druckvoller arrangiert und produziert und die Klassik-Elemente gehen diesmal auch in den Metal-Nummern nicht so sehr unter. Nichtsdestotrotz sind FERNDAL mit ihrem Konzept wohl noch nicht ganz da, wo sie sein könnten. Zeitweise kommt den Liedern ein wenig die Energie abhanden, die die spannenderen Passagen auszeichnet, was bei der ausgedehnten Spielzeit wohl nur schwer zu vermeiden war. Insgesamt ist „Singularitäten“ jedoch eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung und eine mehr als solide Platte.

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Wertung: 7.5 / 10

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