Review Finnr’s Cane – Elegy

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Bei dem Begriff Post-Black-Metal denkt man wohl oft als Erstes an eine moderne Variante des schwarzen Genres, nicht selten mit urbanen Bezügen wie etwa im Fall von Amesoeurs, Harakiri For The Sky oder Lantlôs. Es gibt aber auch eine ursprünglichere, folkiger ausgerichtete Strömung, in der naturmystische Texte mit akustischen Instrumenten untermalt werden – hier seien etwa Wolves In The Throne Room genannt. In der letzteren Gruppe nehmen FINNR‘S CANE gewissermaßen eine Sonderstellung ein, verzichten die Kanadier doch zugunsten eines Cellos gänzlich auf die ansonsten obligatorische Bassgitarre. Mit „Elegy“ feiert das Trio nunmehr sein zehnjähriges Bestehen – satte fünf Jahre nach dem letzten Full-Length-Release.

Dass die Entstehung der Platte somit die halbe bisherige Laufbahn der Band in Anspruch genommen hat, dürfte die an FINNR’S CANE gestellten Erwartungen nicht unwesentlich in die Höhe getrieben haben – nicht, dass diese bei einer Musikgruppe, die es sich in den Kopf gesetzt hat, Black, Doom, Post-Metal und Ambient in einen kohärenten Kontext zu setzen, nicht ohnedies schon schwindelerregend hoch wären. Tatsächlich waren FINNR’S CANE in den letzten Jahren offensichtlich nicht untätig, denn rein kompositorisch zeigen sich die Kanadier auf „Elegy“ von ihren besten Seite. Jeder einzelne der Tracks besitzt ganz eigene, markante Charakteristika, ohne dass die Platte dadurch zu einer bloßen Ansammlung unzusammenhängender Songs degradiert würde.

Sei es nun der hoffnungslose Grundton des Openers „Willow“, das seinem Titel mit seinem erdigen Tremolo-Riffing alle Ehre machende „Earthsong“ oder das intensiv-dramatische „Strange Sun“ mit seiner ungewöhnlichen Melodieführung – selbst mit rein schwarzmetallenen Stilmitteln decken FINNR’S CANE ein ausgesprochen breites, emotionales Spektrum ab. Dabei belassen es die Prophecy-Schützlinge jedoch nicht. Auf „Empty City“ malen FINNR’S CANE mit Flöten und trockenen Akustikgitarren beispielsweise ein Bild einer verlassenen Stadt, die langsam von der Natur zurückerobert wird, wohingegen „Lacuna“ über seine eleganten, gramvollen Piano- und Keyboardarrangements auf sich aufmerksam macht.

Ideenreichtum ist eine Sache, die technische Umsetzung jedoch leider eine andere. Davon abgesehen, dass FINNR’S CANE weder über den unscheinbaren klaren noch über den gescreamten Gesang nennenswerte Akzente setzen, leidet „Elegy“ unter seiner viel zu schroffen Produktion. In dem unausgeglichenen, grobschlächtigen Sound geht insbesondere das Cello nahezu vollständig unter.

Mit „Elegy“ hätten FINNR’S CANE unter Umständen sogar das herausragendste Prophecy-Highlight des Jahres für sich verbuchen können. Die mangelhafte Klangqualität setzt dem Album jedoch derart schwer zu, dass das Alleinstellungsmerkmal der Band, das Cello, ganz und gar nicht zur Geltung kommt und die an sich fast schon anmutige Instrumentierung viel zu ungeschliffen daherkommt. „Elegy“ bleibt dementsprechend leider hinter seinen Möglichkeiten zurück, was es in gewisser Weise zum Inbegriff eines Rohdiamanten macht. Schlussendlich haben FINNR’S CANE hiermit trotz allem ein denkwürdiges, stimmungsvolles Album geschaffen, das man gehört haben sollte.

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Wertung: 7 / 10

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