Interview mit The Bard & The Peasant von Finnr’s Cane

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Obwohl ihr neuestes Album „Elegy“ durchaus seine Schwächen hat, gehören FINNR’S CANE in vielerlei Hinsicht zu den aktuell bemerkenswertesten Black-Metal-Bands. Anstatt eines Basses setzen die Amerikaner ein Cello ein und vermischen mit Leichtigkeit Einflüsse aus Black Metal, Doom Metal, Post-Rock, Folk und Ambient. Im Interview mit The Bard und The Peasant erfahrt ihr im Folgenden mehr darüber, warum sich die Band als traditionell orientiert betrachtet, welche Entwicklung sich auf der aktuellen Platte abzeichnet und inwiefern elektronische Musik die Gedanken anregen kann.

Ihr spielt unter recht ungewöhnlichen Pseudonymen – the Bard, the Slave und the Peasant. Was hat es damit auf sich?
The Peasant: Wir, die Mitglieder von FINNR’S CANE, haben im Laufe der Jahre in einer Reihe von Bands mitgewirkt. Wir wollten, dass dieses musikalische Projekt als eigenständige Entität betrachtet wird, nicht nur als Nebenprojekt dieser Band oder jenes Mitglieds. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden, Pseudonyme zu verwenden, um (gewissermaßen) anonym zu bleiben. Mein Pseudonym dient als persönliche Erinnerung daran, nach den einfachen Vergnügen im Leben zu streben.

Im Metal wird oft zwischen traditionell und modern ausgerichteten Bands unterschieden. Wo siehst du FINNR’S CANE in dieser Einteilung?
The Bard: Ich nehme an, man könnte uns eine traditionell orientierte Band nennen. Wir sind stark von den Black-Metal-Klassikern der 90er Jahre sowie der Rockmusik der 70er und 90er Jahre beeinflusst, aber ich denke, wir haben einen einzigartigen Sound geschaffen, der sich von jeder dieser Bands unterscheidet und möglicherweise von einer moderneren Sensibilität geprägt ist.

Eines eurer Alleinstellungsmerkmale ist, dass ihr anstelle einer Bassgitarre ein Cello einsetzt. Wie kamt ihr auf die Idee, eure Musik auf diese Weise zu kreieren?
The Bard: Die Atmosphäre der Gitarre ist wichtig für unseren Sound und es klingt unheimlicher, wenn dem Mix keine Bassgitarre hinzugefügt wird. Für bestimmte Teile, in denen tieferere Töne erforderlich waren, haben wir uns entschieden, ein Instrument einzubauen, das wir damals lernten, das Cello. Wir hatten das Gefühl, dass es unserer Musik einen orchestralen und differenzierten Klang verleiht.

Zwischen „A Portrait Painted By The Sun“ und eurer aktuellen Platte liegen ganze fünf Jahre. Was war der Grund dafür, dass ihr euch so lang für ein neues Album Zeit gelassen habt?
The Bard: Die Mitglieder der Band führen ein geschäftiges Leben und es bleibt nicht immer viel Zeit für uns, uns ganz auf das Projekt zu konzentrieren. Wir schreiben, nehmen auf, mischen und mastern alles selbst, und viele dieser Dinge werden hauptsächlich von mir selbst übernommen, sodass es eine Weile dauern kann, bis wir ein Album produzieren.

In welchen Aspekten unterscheidet sich „Elegy“ deiner Meinung nach am meisten von der Vorgängerplatte?
The Bard: Der Vorgänger „A Portrait Painted By The Sun“ war in gewisser Weise eine musikalische Hommage an die Sommerzeit – üppige, emotionale und ergreifende Moll- und Dur-Akkorde mit einer rauen, warmen Produktion. „Elegy“ ist ein anspruchsvoller klingendes Album mit einem dunkleren und progressiveren Sound, und die Produktion ist klarer und knackiger. Das Cello wurde diesmal deutlicher genutzt. Das Endergebnis ist meiner Meinung nach ein eher herbstlich klingendes Album.

Mit „Elegy“ habt ihr einen kurzen, prägnanten Titel gewählt. Was war euer Gedanke dahinter?
The Bard: Das Thema des Albums ist Verlust und Heilung, sodass uns der Titel „Elegy“ sehr passend erschien. Es ist auch ein schön klingendes Wort.

In den Texten scheint ihr oft die Natur zu thematisieren. Hängen die Songs in dieser Hinsicht miteinander zusammen oder stehen sie inhaltlich einzeln für sich?
The Bard: In unseren Texten steckt immer das Motiv der Natur, sodass die Songs insgesamt schon miteinander verbunden sind. Wir verwenden Naturbilder in unseren Texten wörtlich und metaphorisch, um den gewissermaßen göttlichen Kern unserer irdischen Existenz darzustellen. Allerdings haben die meisten Songs auf „Elegy“ ihr eigenes spezifisches Thema, das nicht unbedingt mit den anderen in irgendeiner Weise narrativ verbunden ist.

Die Produktion ist ziemlich rau und ungeschliffen ausgefallen. War das so von euch beabsichtigt und falls ja, aus welchem Grund?
The Bard: Es war nicht unbedingt unsere Absicht, aber ich nehme an, dass wir unsere Musik unterbewusst einfach gerne in dieser Form hören. Ich denke, es kommt daher, dass wir eine traditionell orientierte Band sind. Viele unserer Lieblingsalben hatten einen rauen, ungeschliffenen Sound und ich denke, das hat sie sehr einzigartig und interessant gemacht. Und da wir unser eigenes Mixing und Mastering betreiben, manifestiert sich diese Präferenz meiner Meinung nach in den Produktionsmerkmalen, die man auf unseren Alben hört.

Das Cello scheint mir nur eher selten im Mix zum Vorschein zu kommen. Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass ihr das Cello nicht öfter in den Vordergrund stellt?
The Bard: Eigentlich hört man das Cello auf „Elegy“ öfter im Vordergrund als bei unseren vorherigen Alben. Das Cello ist ein schwer zu integrierendes Instrument, da es mit den Gitarren im gleichen Klangraum konkurriert. Wir haben das Cello dort hinzugefügt, wo wir es für angebracht hielten, wir versuchen nie, es krampfhaft hineinzuzwängen.

Seid ihr mit „Elegy“ rückblickend noch vollauf zufrieden oder würdet ihr inzwischen einiges anders machen?
The Bard: Als Künstler wird man immer Dinge finden, die in den bisherigen Arbeiten verbessert werden könnten, aber ich bin immer noch sehr zufrieden mit diesem Album. Es ist einfach sehr schön anzuhören.

Wie ist aus deiner Sicht das allgemeine Feedback zu eurem aktuellen Album ausgefallen? Und spielen die Rückmeldungen für dich eine Rolle?
The Bard: Wir machen das schon so lange, und wir haben es immer nur gemacht, um uns unseren eigenen Wunsch zu erfüllen, Musik zu machen. Die Reaktion ist für uns nicht unbedingt wichtig, aber das Album scheint recht gut aufgenommen worden zu sein, und darüber sind wir sehr erfreut.

Die Songs auf „Elegy“ unterscheiden sich sehr stark voneinander – „Strange Sun“ ist etwa sehr intensiv, während „Empty City“ erdig und folkig klingt. Was ist da deiner Meinung nach der rote Faden?
The Bard: Ich denke, unser „Sound“ durchdringt jeden Song, den wir schreiben, ob wir es nun mögen oder nicht, und ich denke, dass diese besonderen Eigenschaften (ob es sich nun um die Wahl der Noten, Gitarrensound, Schlagzeugstil usw. handelt) immer unweigerlich nach FINNR’S CANE klingen werden und so sind unsere Songs immer auf diese Weise konsistent.

Wenn du jemandem nur einen Song von „Elegy“ zeigen könntest, um damit einen Einblick in das Album zu gewähren, welchen würdest du wählen und warum?
The Bard: Wenn ich einen Song wählen müsste, der für das gesamte Album repräsentativ sein soll, denke ich, dass der Eröffnungstrack „Willow“ eine gute Wahl wäre. Allerdings würde ich den meisten Leuten eher den Titeltrack zeigen, da es sich um einen sehr kraftvollen Song handelt, zu dem die Leute eine Verbindung herzustellen scheinen, auch wenn sie keine Fans von Metal sind.

Das Artwork sieht diesmal sehr malerisch aus. Wer hat es kreiert und was war der Gedanke dahinter?
The Peasant: Das Artwork wurde von Dustin Panzino von Inkwell Illustrations erstellt. Es ist ein Selbstporträt. Wir waren der Meinung, dass Dustins Arbeit eine Art der Visualisierung ist, die gut mit dem Sound und den Themen des Albums harmoniert.

Ihr spielt grundsätzlich keine Live-Shows, nicht wahr? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?
The Peasant: FINNR’S CANE wurde mit dem einzigen Ziel gegründet, Musik zu kreieren, die wir gerne hören würden. Die Erfüllung dieser Mission erforderte nur die Nutzung einer Studioumgebung, nicht einer Live-Umgebung. Ich wohne mehrere hundert Kilometer vo The Bard entfernt und habe in den letzten drei Jahren tatsächlich in einem anderen Land gelebt. Diese Distanz würde Live-Shows erschweren.

Habt ihr schon Ideen für ein weiteres Album? Und werdet ihr euch dafür wieder viel Zeit nehmen?
The Bard: Ja, wir beenden gerade die Demos für das nächste Album und sie klingen bisher großartig. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Album schneller vorankommen und unser bisher bestes werden wird.

Kommen wir als nächstes noch zu unserem traditionellen Metal1.info-Brainstorming. Was kommt dir bei den folgenden Begriffen in den Sinn?
Stadt – Land: Verschiedene Welten
Elektronische Musik: Eine interessante Möglichkeit, musikalisch über unsere Tendenz zur steten Weiterentwicklung der Technologie nachzudenken.
Justin Trudeau: Der kanadische Premierminister.
Lo-fi: Eine sehr ergreifende Ästhetik, wenn sie richtig gemacht wird, was nicht einfach ist.
Umweltschutz: Wir müssen realistische Mittel zum Schutz der Umwelt einsetzen. Man könnte argumentieren, dass es für das Überleben der menschlichen Rasse unerlässlich ist, aber abgesehen davon denke ich, dass es sich lohnt, die Erde soweit wie möglich in ihrem natürlichen Zustand zu bewahren, damit zukünftige Generationen die gleiche mystische Verbundenheit und demütige Ehrfurcht empfinden können, die wir empfinden, wenn wir in die Natur eintauchen.
Derzeitiges Lieblingsalbum:
The Peasant: Ich wende mich alle paar Wochen wieder „Shadows Of The Sun“ von Ulver zu, obwohl ich zugeben muss, dass es schon seit seinem Erscheinen einer meiner Favoriten ist.

Zum Abschluss nochmals ein großes Dankeschön für deine Antworten. Möchtest du noch ein paar letzte Worte an die Leser richten?
The Bard: Gern geschehen. Vielen Dank an dich und die Leser.

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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