Album-Cover der Band Fortid
Dezember 2020

Review Fortíð – World Serpent

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

2002 als Soloprojekt von Einar „Eldur“ Thorberg gegründet, entwickelten sich FORTÍÐ nach dessen Umzug von Island nach Norwegen zu einer kompletten Band. Seine Rückkehr auf die Insel nutzte Thorberg für einen Neubeginn und machte FORTÍÐ wieder zum Soloprojekt. Das nunmehr sechste FORTÍÐ-Album, „World Serpent“, steht ganz im Zeichen dieses Umbruchs. Wie auch der Untertitel „Duology“ andeutet, handelt es sich nämlich eigentlich um zwei Alben in einem.

Die erste Hälfte repräsentiert FORTÍÐ in ihrer bisherigen Form: Sie wurde mit der zuletzt aktiven Besetzung erarbeitet sowie eingespielt und steht auch musikalisch eher in der Tradition der letzten Werke. Neben Thorbergs prägnanter Stimme, die ja auch viel vom Reiz an seiner neuen Band Katla. ausmacht, und stimmig arrangiertem Black-Metal bekommt man hier allerdings vermehrt  Anleihen aus dem Thrash Metal zu hören: Während der Achtminüter „The True Awakening“ (nach einem symphonischen Intro) noch stimmungsvolle Cleanparts und kraftvoll melodischen Gesang bereithält, geht es in den folgenden beiden Nummern erstaunlich straight zur Sache. Das funktioniert zwar auch – noch stärker sind FORTÍÐ jedoch, wo sie sich nicht so klar einsortieren lassen: In „Supressed Opposition“ etwa, wo sie mit proklamierendem Gesang und subtilen Chören, viel Black-Metal-Pathos und Black-’n‘-Roll-Einschüben überzeugen.

In der zweiten, von Einar „Eldur“ Thorberg im Alleingang ergänzten Albumhälfte verstärkt sich dieser Effekt drastisch: Während der Isländer seinen Stimmbändern wie bei Katla. von harschen Growls bis zu geschmetterten Clean-Gesängen alles abverlangt, entfernt sich auch die Musik mit jedem Song weiter von gängigen Kategorien: Thorberg kombiniert rabiates Black-Metal-Riffing mit bedächtigen Cleanparts („Son Of A Barren Land“) und zelebriert das Wechselspiel zwischen Up- und Midtempo („Beyond The Grips Of Odium“), wagt Ausflüge in Richtung Black-’n‘-Roll („Pandemic“) und zeigt zum Abschluss mit dem wuchtig-groovigen „Perfect Annihilation“, dass FORTÍÐ auch eine amtliche Death-Metal-Band abgeben würden – wenn Thorberg es denn wollte. Doch Thorberg will nicht, und darin liegt die Stärke von FORTÍÐ im Allgemeinen und „World Serpent“ im Speziellen.

Dass Herr „Eldur“ sich mit diesem sechsten Album endlich „freischwimmt“, ist auch deswegen erfreulich, weil FORTÍÐ zwar seit jeher eine interessante Band waren, deren Alben jedoch nie ganz zu überzeugen wussten: Mit der Konzepttrilogie zum Karrierebeginn limitierten sich FORTÍÐ stark, später verzettelte sich die Band mit etwas unausgereiften Songstrukturen – und dann war da immer noch der Faktor Sound, der auf den bisherigen Alben nie ganz zu überzeugen wusste. All das scheint nun überwunden.

Dass auch der letzte Rest Pagan Metal, wie er FORTÍÐ immerhin bis zum recht stimmigen „Völuspá Part III: Fall Of The Ages“ (2010) ausgemacht hatte, im Zuge dieser Transformation ausgemerzt wurde, mag den einen oder anderen frühen Fan vergrätzen – mit den reichweitenstarken Prophecy Productions im Rücken könnte „World Serpent“ dafür gerade noch rechtzeitig kommen, um die Welle, die derzeit um isländischen Black Metal gemacht wird, zu surfen. Nach 18 Jahren und sechs Alben, vor allem aber bei der hier gebotenen musikalischen Qualität wäre ein kleiner Hype um FORTÍÐ absolut verdient.

Je mehr sich eine Band von konkreten Zielen freimacht, desto stärker werden die Songs. Was sonst nur über ganze Karrieren hinweg zu beobachten ist, ist dank der speziellen Entstehungsgeschichte dieses Albums in 53:33 Minuten zu erleben. Das Schöne daran ist, dass sich FORTÍÐ freilich nicht von langweilig zu spannend oder gar von schlecht zu gut entwickeln, sondern allenfalls von konservativ zu innovativ. Hörenswert jedoch sind beide Teile – gerade in Kombination – sodass „World Serpent“ gerade seines aus der Not heraus geborenen Konzepts wegen ein von vorne bis hinten absolut hörenswertes Album abgibt.

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Wertung: 8.5 / 10

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