Review Frostreich – Geistfahrt

Bei dem Band- und Albumnamen stellt sich die Frage nach der stilistischen Ausrichtung eigentlich nicht. Einzig, ob der Black Metal nun post, misanthropic, epic, melodic oder frostbitten ist, könnte Gegenstand der Diskussion sein. Naja, wollen wir mal nicht zu hart sein, es gibt schließlich Entscheidenderes als die Titulierung. Trotzdem wird nach einem kurzen Intro recht bald klar, wohin die Reise von FROSTREICH geht.

Hier versammelt sich alles, was im erweiterten Genre des schwarzen Metalls Platz findet: Blastbeats, schnelle Riffs, schleppende Parts, viel Akustikgitarrenspiel, Hall auf dem Krächzgesang, bedrohliches Flüstern, epische Atomsphäre und, und, und. Eigentlich eine ganz normale Veröffentlichung in dieser Spielart. Und genau das ist „Geistfahrt“ auch geworden. Man hört den Underground quasi mit jeder Note, was aber nicht etwa einen schlechten Sound oder Ähnliches anprangern soll. Für eine Eigenproduktion klingt die Platte sogar recht amtlich, wenngleich man von einigen Schwächen im Gesamtklang natürlich nicht absehen kann. Aber bitte, genau so etwas kann ja durchaus den Charme einer Scheibe ausmachen.
Protagonist Wynthar hat offenbar einen Hang zu ausufernder Epik. Zieht man In- und Outro einmal ab, bleiben vier Songs, die allesamt über zehn Minuten gehen. Dass dabei die Eingängigkeit auf der Strecke bleiben kann, liegt auf der Hand, ist aber sicher auch nicht das Ziel von FROSTREICH. Man soll sich in den Songs verlieren können, das eigene Sein von der Außenwelt abkoppeln und das kann gelingen, wenn man sich auf die Musik einlässt und äußere Einflüsse möglichst ausblendet. Man muss jetzt zwar keine Angst vor aberwitzigen Progressivitäten haben, dennoch schadet es nicht, wenn man sich ein wenig auf den Song als solchen konzentriert. Die eine oder andere Feinheit fällt dem geneigten Hörer da mit jedem weiteren Durchlauf auf, ein wenig Wachstum kann man „Geistfahrt“ also schon zubilligen.

Entsprechend der Ausrichtung fällt es schwer, einen einzelnen Song herauszugreifen und somit tue ich es auch nicht. FROSTREICH liefert auf dem Langdistanz-Debüt eine absolut einwandfreie Arbeit ab, natürlich ist hier nicht alles Gold, was da glänzt, aber für eine Stunde atmosphärischen Dunkelmetalls reicht es schon. „Geistfahrt“ lässt den Hörer schon neugierig auf zukünftige Veröffentlichungen zurück.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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