Review Golem – Dreamweaver

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Death Metal

Dass Deutschland bisher immer durch eine gewaltige Punk- und Thrash-Metal Szene geprägt war, scheint einem manchmal zu Gute zu kommen. Zumindest habe ich keine andere Antwort auf die Frage, wie Andreas Hilbet mit seinem Projekt GOLEM immer wieder so viele frische Ideen in das Death Metal Genre bringt. Mit „Dreamweaver“ schlägt er nun erneut zu und webt uns Todesblei-Träume, wie wir sie uns wünschen.

1989 war ein Jahr der extremen Musik. Obituary kreierten mit „Slowly We Rot“ eine Groove Granate, Bolt Thrower luden mit „Realm Of Chaos“ zum Death Metal Tänzchen ein und GOLEM wurde Leben eingehaucht. 15 Jahre später wurde dann der bis dato genialste Output der Bandgeschichte den Massen vorgeworfen: „Dreamweaver“. Das akustische Gemetzel beginnt mit dem Titel „Al-Ghanor“, worunter man sich als Normalersterblicher ja erst mal nichts vorstellen kann. Auch jetzt wo ich den Text kenne bin ich immer nicht sicher, ob Al-Ghanor eine Stadt ist. Naja, auf jeden Fall geht es vom Textlichen her um die Zuneigung gegenüber Al-Ghanor – lustigerweise ist das natürlich alles in einem schönen Death Metal Gewand eingehüllt. Aber es passt. Wieso sollte Death Metal auch nur böse, blasphemisch und gewalttätig rüberkommen? Auch Titel wie „Breeder“, „Tomb“, „Diaspora“ und das göttliche Strawinsky-Cover „Le Sacre Du Printemps“ können hier voll überzeugen.
Dargeboten wird technischer Death Metal auf höchster Ebene: Blast-Beats werden mit jazzartigen Soli überlegt die sich trotz der chaotischen Atmosphäre einfach in eurem Gehirn festsetzen. Besonders die Tempowechsel sind aber hervorzuheben, denn einmal rasen GOLEM mit 200bpm durch eure Ohren um dann in einer Tausendstelsekunde wieder mit 80bpm eine bedrohliche Atmosphäre erzeugen zu können, natürlich folgen dann wieder ein paar ganz gemeine Stakkato-Riffs um euch endgültig den Kopf abzumontieren. Wer mit Bands wie Cryptopsy oder Meshuggah schon überfordert ist, sollte lieber die Hände von GOLEM lassen. Zwar gibt es immer wieder Passagen bei denen einfach jeder Death Metaller das eine oder andere Sekret absondert, jedoch wird es den meisten dennoch zu komplex sein. Man muss halt einen Faible für solch’ geniale Musik haben.

Auf „Dreamweaver“ einen roten Faden zu finden, dürfte sich als sehr schwer erweisen. Die Herren Hilbert, Mai, Krebs und Humeniuk haben hier ja auch immerhin drei Jahre Arbeit hineingesteckt und das kann man hören; nein, man kann es fühlen. Extremer Metal wie er sein soll: pur, herausfordernd und anspruchsvoll. Also traut euch, liebe Metal-Gemeinde und zeigt mal, dass ihr Chaos, Wut und „unorthodoxe Metal-Texte“ zu würdigen wisst – holt euch diese Scheibe, werdet glücklich damit und dankt GOLEM mit häufigen Konzertbesuchen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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