Review Idle Class – Of Glass And Paper

Dass melodischer Punkrock in den letzten Jahren eine Art Wiederauferstehung gefeiert hat, viele Bands aus diesem Genre zurückkommen und neue Gruppen aus dem Boden schießen, ist wohl unbestreitbar. Dass diese Welle aus den USA auch nach Europa überschwappt, ist nicht verwunderlich – dass gerade im beschaulichen Münster neben den irgendwie schon immer da gewesenen Donots nun eine weitere Band zeigt, dass es auch in Deutschland guten Punkrock Marke nordamerikanische Südstaaten geben kann, ist umso erfreulicher. Mit „ Of Glass And Paper“ veröffentlichen IDLE CLASS im Zeitraum von drei Jahren nach einer EP und ihrem Debüt „The Drama’s Done“ bereits ihr zweites Album – ein Tempo, dass sich durchaus gewaschen hat. Mit ihrem Zweitling kann der Fünfer aus Münster ber weite Strecken mitreißen und lädt zum Tanzen ein, auch wenn ein wenig mehr musikalische Abwechslung hier und da gut getan hätte.

Irgendwo zwischen Hot Water Music, The Menzingers und Title Fight fühlen sich IDLE CLASS mit ihrer eigenen Herangehensweise an melodischen Punkrock, der nicht mit Einflüssen aus Post-Hardcore und Alternative Rock geizt, hörbar pudelwohl. „The Drama Continues“ eröffnet „Of Glass And Paper“ dabei in Form eines Übersongs: Mit treibenden Drums, mitreißenden, zweistimmigen Gesang zwischen Poppunk und rauem Hardcore-Organ, einer eingängigen Gitarrenmelodie und in der Form des Fight-Club-Zitats „We’re the all singing, all dancing crap of the world“ mit einem unwiderstehlichen Sing-A-Long ausgestattet, zeigen IDLE CLASS, dass sie die Fähigkeit besitzen, in der obersten Liga des melodischen Punkrock mitspielen zu können – weltweit.
Leider hat das Album mit diesem Übersong von einem Opener sein Highlight schon erreicht, was allerdings nicht bedeutet, dass „Of Glass And Paper“ in der Folge schlecht werden würde. „A Puppeteers Party“ kann ebenfalls mit einem Refrain von Ohrwurmkategorie 1 aufwarten,was sich das gesamte Album über nicht ändert. „Outatime“ als eine Art Punkrockballade fällt ebenso wie „Bring In The Harvest“ ein wenig aus dem musikalischen Rahmen. Beide Songs wissen dabei aber durchaus mit klugem Songwriting und an Title Fight erinnernden Gitarrenlicks zu überzeugen.

In die Luft gereckte Fäuste, ein seliges Grinsen im Gesicht und den Drang, Skateboard fahren zu gehen, wecken IDLE CLASS quasi in jedem Song ihres Zweitlings, wobei die Hymnen „Worn Out Shoes“ und „Paper Over The Cracks“ noch einmal besonders herausstechen, während „Testimony“ insgesamt leider eher kalt lässt und doch etwas uninspiriert klingt. Dass über die kompakte Spielzeit des Albums insgesamt ein wenig das „Ist ja alles ziemlich gut, aber hat man doch irgendwie schon gehört“-Gefühl auftritt, liegt auch daran, dass die großen Vorbilder von IDLE CLASS schon lange im Geschäft sind und deren Erfahrung und Wunsch nach Abwechslung sich noch nicht in der Musik der jungen Münsterander niederschlägt respektive niederschlagen kann. Gleichzeitig ist der oft anvisiserte Stadionsound, wie er im (insgesamt etwas zu) epischen Abschlussong „The Sound Of Glaciers Calving“ besonders deutlich zu Tage tritt, auf die Dauer etwas ermüdend – ein ein bisschen dreckigerer Sound hätte dem Album durchaus gut zu Gesicht gestanden. Dennoch ist „Of Glass And Paper“ ein Album geworden, das Freunde melodischen Punkrocks und Posthardcores definitiv ihr Eigen nennen sollten, das sich nicht hinter größeren Bands zu verstecken braucht und das Lust auf mehr macht.

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Wertung: 7.5 / 10

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