Review Infestus – Thrypsis

  • Label: Debemur Morti
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Ursprünglich als herkömmlich besetzte Black-Metal-Band konzipiert, werden die Geschicke von INFESTUS schon seit längerem nur noch von einem einzelnen Herren gelenkt. Darunter, dass Andras seit dem 2011er Album „Ex|Ist“ auf sich allein gestellt ist, hat die Qualität seines musikalischen Outputs jedoch nicht gelitten, wie zuletzt auf „The Reflecting Void“ festzustellen war. Vier Jahre später sorgt der deutsche Einzelmusiker nunmehr mit seiner fünften Platte „Thrypsis“ für Nachschub und offenbart dabei einmal mehr, dass in seiner Interpretation von Black Metal reichlich Platz für andersartige Einflüsse vorhanden ist. Ein roter Faden lässt sich erfreulicherweise trotzdem ohne weiteres ausmachen.

Was nahezu alle Tracks auf „Thrypsis“ vereint, ist die brodelnde Wut, die dem Zuhörer und Betrachter neben der Musik auch aus dem nicht übermäßig originellen Artwork alles andere als subtil entgegenschlägt. Obwohl INFESTUS seine Instrumente größtenteils in einem für Black-Metal-Verhältnisse halbwegs gemäßigten Tempo einsetzt, sind die Aggressionen, die hinter den Songs stecken, hier um einiges nachvollziehbarer als auf so mancher Highspeed-Knüppel-Platte.

Der Haupttransporteur dieser Gefühlsregungen sind neben den finsteren, bisweilen trostlos doomigen Gitarrenmelodien die zorngenährten Screams, die nicht selten so klingen, als würde Andras sie unter größten Anstrengungen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorpressen. Nicht nur in puncto Gesang, auch instrumental punktet INFESTUS mit einem überdurchschnittlichen Maß an Variation. Vor allem gitarrentechnisch hat „Thrypsis“ mit seinen flinken, dynamischen Leads und Soli („Of Unhallowed Soil“) weit mehr zu bieten als nur stumpfes 08/15-Geschrammel.

Zwischen den drängenden, hasserfüllten Passagen („Psychonecrosis“) werden außerdem in regelmäßigen Abständen trübsinnige, unverzerrte Gitarren („Nights“) und geschmackvolle Klaviertöne eingestreut, die den Songs mehr Tiefe und Eleganz verleihen. Dass es INFESTUS nicht immer ganz gelingt, die eher ungewöhnlichen Stilelemente nahtlos in die Struktur der Tracks einzuarbeiten, ist der einzige Vorwurf, der hinsichtlich des Songwritings angebracht erscheint. An der gleichermaßen kräftigen und klaren Produktion lässt sich hingegen nur der dann und wann etwas zu dominante Sound der Rhythmusgitarre kritisieren. Ansonsten wurde auch hier hervorragende Arbeit geleistet.

Mit „Thrypsis“ hat INFESTUS zwar nicht unbedingt ein perfektes Black-Metal-Album geschaffen, doch die Negativpunkte kann man getrost vernachlässigen, sodass sich die vierjährige Wartezeit unterm Strich allemal gelohnt hat. Die manchmal etwas auf der Strecke bleibende Kohärenz steht letztlich in keinem Verhältnis zu der Kreativität und den auf überzeugende Weise vermittelten Emotionen, die für das fünfte Full-Length des Ein-Mann-Projekts sprechen. Wer INFESTUS bereits zuvor schätzte, wird hier mit Sicherheit nicht enttäuscht und auch Black-Metal-Hörer, die mal etwas Neues ausprobieren wollen, können hier ohne große Bedenken zugreifen.

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Wertung: 8 / 10

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