Review IQ – Stage (DVD)

„Stage“ ist bereits die dritte DVD mit Live-Material von IQ, die immerhin zum Kreis der 80er-Neoprog-Helden gezählt werden dürfen. Im Jahr 2005 spielten sie unter anderem auf dem Nearfest-Progfestival in Bethlehem in den USA und auf dem Burg Herzberg-Festival in Deutschland. Beide Gigs fanden im Juli statt und finden sich nun in Gänze auf den zwei DVDs, die in einem äußerst hübsch gestalteten Pappschuber daherkommen. Sie dokumentieren damit auch die erste Tour der Band mit ihrem neuen Schlagzeuger Andy Edwards.

Sound und Bild der DVD sind sehr gelungen, ebenso wie der gesamte Auftritt des Pakets – Menü und Verpackung wissen ebenso zu überzeugen. Im Inlay erwartet uns ein kurzes Tourtagebuch von Sänger Peter Nicholls. Die Konzerte an sich sind beide gelungen und vermitteln gut die gesetzte Live-Atmosphäre, die ein IQ-Gig inne hat. Hier wird nicht gerockt, hier hört man noch zu. Die Ansagen von Peter Nicholls sind sehr zurückhaltend und einfallslos, die Band spielt einfach ihre Musik herunter und ist außerordentlich steif – das ist aber keineswegs ein Kritikpunkt, denn irgendwie wirkt das Ganze schon wieder recht amüsant und unterhaltsam. Einfach lustig, wie Keyboarder Martin Orford hinter seinen Keyboards auf einem alten Drehstuhl sitzt, nur selten hervorlugt und sich ganz auf seine Arbeit konzentriert. Die Performance der Band ist dabei absolut perfektionistisch, es geht hier sehr clean, eigentlich so perfekt wie auf den Studioalben zu. Die Musik der Band folgt eingefahrenen Mustern und weißt nicht allzu viele Variationen auf. Aber auf den Sound der Band muss ich hier vielleicht gar nicht so sehr eingehen, denn die Interessenten für diese DVD dürften IQ ja schon ausreichend kennen. Dennoch: Ein Kritikpunkt war für mich immer schon Peter Nicholls „knödelige“ Stimme, Pluspunkte eindeutig die atmosphärische Keyboard- und Gitarrenarbeit, wobei IQ es vor allem schaffen, im Rahmen des typischen Neoprog-Sounds eine relativ eigenständige Nische aufzuschlagen. Ihr Sound war immer schon eher dunkel, nachdenklich, etwas morbid. Hier geht es um mehr als nur „Garden Party“-Keyboardsoli. Leider schreiben IQ wie oben erwähnt tolle Songs auch gerne mehrmals. Das lässt die Show auf mich etwas langatmig wirken. Dennoch sind Songs wie „Leap Of Faith“, „The Wake“ oder der 20-minütige Longtrack „Harvest Of Souls“ (vom letzten Album „Dark Matter“) für sich genommen sehr hörenswert.

Das Paket, welches diese 260-minütige Doppel-DVD bietet, wirft bei aller technischer Perfektion dennoch eine wichtige Frage auf: Warum veröffentlicht man zwei Konzerte der gleichen Tour, in denen exakt die gleichen Songs gespielt wurden? Alle Songs des Burg Herzberg-Auftritts finden wir auch bei der Nearfest-Show. Licht- und Soundtechnisch gibt es auch nicht allzu große Unterschiede. Die Nearfest-Show wirkt etwas edler und gesetzter. Hier gibt es kaum Zuschaueraufnahmen. Der Mitschnitt aus Deutschland ist etwas lebendiger, sieht mehr nach Festival aus und zeigt auch ab und zu das Publikum. Grundsätzlich fantastisch sind die Animationen auf dem großen Schirm, die die Musik von IQ in ihrer atmosphärischen Dichte noch bestärken. Auf DVD2 gibt es einiges an Bonusmaterial, welches ich aber größtenteils verzichtbar und langweilig finde. Damit bleibt „Stage“ insgesamt wohl am ehesten eine Sache für echte IQ-Fans, die Komplettisten sind und alles sammeln. Sowas gibt es sicherlich und für diese Zielgruppe dürfte „Stage“ absolut perfekt gelungen sein. Alle anderen, die sich „nur“ eine Live-DVD wünschen oder einen Überblick über die Musik der Band haben wollen, wären mit nur einer DVD vermutlich genauso gut bedient worden. Würde die DVD für einen günstigeren Preis verkauft werden, hätte ich nichts gegen die zwei DVDs mit nahezu deckungsgleichem Inhalt. Bei einem Preis von fast 30 Euro sehe ich das jedoch etwas anders. Würde DVD2 zur Hälfte andere Songs präsentieren, wäre ja zumindest ein zusätzlicher Anreiz da.

Insgesamt: Technisch absolut klasse! Für Inhalt und Musik der Band muss man entsprechende Begeisterung mitbringen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert