Iskandr - Vergezicht Cover

Review Iskandr – Vergezicht

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Black Metal aus den Niederlanden gilt weithin als verschroben. Zu dem unkonventionellen Ruf der dortigen Szene hat ein gewisser Omar K. einen signifikanten Beitrag geleistet. Man muss gewiss nicht alles mögen, was der vielbeschäftigte Musiker bislang mit Turia, Solar Temple, Nusquama und weiteren Bands veröffentlicht hat. Dass der Mann seine ganz eigene künstlerische Identität hat, kann man ihm jedoch nicht absprechen. Die interessante Ästhetik seines ehemaligen Soloprojekts ISKANDR, bei dem Session-Drummer Mink Koops (Fluisteraars) inzwischen permanent mitmischt, hat Omar auf „Euprosopon“ (2018) zuletzt leider nicht besonders spannend aufbereitet. Mit dem Nachfolger „Vergezicht“ ist dem Duo jedoch ein entscheidender Befreiungsschlag gelungen.

Dabei haben ISKANDR ihren Stil im Grunde kaum verändert. Wie zuvor spielt die Band auf ihrem dritten Album eine getragene Form von Black Metal mit dezenten mittelalterlichen Untertönen, ausgebreitet über Songs, die nicht selten die Zehn-Minuten-Grenze überschreiten. Dass „Vergezicht“ ganz ohne Neuausrichtung oder Effekthascherei so viel mitreißender als der bisherige Output der Niederländer ist, liegt schlicht und einfach an der Stärke des Songwritings.

Die Quellen, aus denen Mastermind Omar diesmal Inspiration geschöpft hat, können sich sehen lassen: Bathorys „Hammerheart“ (1990), King Crimsons „In The Hall Of The Crimson King“ (1969), Neurosis‘ „A Sun That Never Sets“ (2001) sowie die Frühwerke von Enslaved und Hades – ein Werk, in das der Ideenreichtum solcher Meilensteine geflossen ist, kann eigentlich gar nicht schlecht sein. Protzig sind die Arrangements trotzdem nicht, sie fließen mit kraftvoller Bestimmtheit, haben gekünstelte Gewaltausbrüche nicht nötig. Mitunter geben ISKANDR sich gar diskret progressiv, ohne dabei angeberisch oder verkopft zu posieren.

Die ausgedehnten, melancholischen Akustik-Parts wie auch die heroischen, teils auch schwungvollen und schwermütigen Gitarrenriffs und das unaufdringlich effektive Schlagzeugspiel wirken absolut stimmig mit den grimmigen Screams, hymnischen Clean-Vocals und ungewöhnlicheren Instrumenten wie Trompete, Tamburin und Glocken zusammen. Ein prägender Teil des kohärenten Bilds, das „Vergezicht“ abgibt, ist aber auch die hervorragende Produktion, die vor Kraft nur so strotzt und wunderbar natürlich und ausgewogen klingt.

Es ist einfach, sich musikalisch auf ein Gimmick zu stützen und damit um Aufmerksamkeit zu buhlen. Schwerer fällt es hingegen, sich in Zurückhaltung zu üben und Besonderheiten wie die auf „Vergezicht“ nur vereinzelt erklingende Trompete stimmig in Songs einzubinden, die auch ohne derlei Beigaben funktionieren würden. ISKANDR haben dieses Kunststück auf ihrem dritten Album gemeistert. „Vergezicht“ kommt nicht nur problemlos ohne Ohrwürmer und offensichtliche Highlights aus, von seinem bedeutungsvollen, teilweise triumphalen Grundton fühlt man sich sogar die vollen 64 Minuten seiner Laufzeit hindurch ergriffen. Mit diesem Siegeszug haben ISKANDR sich um ihren Platz in der niederländischen Szene vollends verdient gemacht.

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Wertung: 8 / 10

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