Review Jeff Loomis – Plains Of Oblivion

JEFF LOOMIS ist zweifellos einer der ganz großen modernen Metalgitarristen. Ob es nun um die Technik oder um das Songwriting geht, Loomis hat in Zusammenarbeit mit Warrel Dane bei Nevermore jahrelang Alben geschaffen, die beinahe allesamt zu Standardwerken des heftigen, progressiven Thrash / Power Metals geworden sind. 2011 verließ Loomis seine Stammband schließlich und widmete sich abermals seinem Soloprojekt – das Resultat steht in Form von „Plains Of Oblivion“ in den Läden.

Wenig überraschend ist das Album stilistisch nicht allzu weit von Nevermore entfernt – die wuchtigen Riffs, die halsbrecherischen, unkonventionellen Soli, man bekommt nochmals vor Augen geführt, wer für die eher brachiale, technische Seite der Band verantwortlich war. Auch die Differenzen zur Hauptband leuchten relativ unmittelbar ein, leistete sich Loomis doch keinen regulären Sänger, sondern bietet lediglich auf drei Songs Gastvokalisten an (zweimal gibt es hier Christine Rhoades, einmal Ihsahn zu hören). Entsprechend mehr Platz bleibt für den Gitarristen, sich selbst zu verwirklichen, und das tut er auf dieser Scheibe äußerst eindrucksvoll. Natürlich ließe sich ein Großteil der Platte oberflächlich betrachtet auf ziemlich elaboriertes Gewichse reduzieren, aber damit würde man ihr doch Unrecht tun. Die Gliederung der Songs, die Wechsel zwischen ballernden Progressive-Thrash-Eskapaden, lyrischen Gitarrenmelodien und tatsächlichen Soli, alles wirkt äußerst durchdacht – die Songs sind hier mehr als bloßer Grundstock für Aufpolierung des Egos. Stattdessen fühlt man sich von der gesamten CD wunderbar unterhalten, das Fehlen eines Sängers in den Instrumentaltracks wirkt nicht störend, vielmehr verbreitet die Frische des Materials den Eindruck, dass Loomis erst, wenn er alle Fäden selbst in der Hand hat, wirklich zeigen kann, wie seine Vision modernen Metals klingt.
Die Gastauftritte von Christine Rhoades verkommen da zur Nebensache, die Melodien, die die Dame intoniert, stehen vollkommen in der Nevermore-Tradition, können mit dem riesigen Ausdruck, den Danes Stimme besitzt, aber nicht ansatzweise mithalten. Spannender sind da zweifellos die Gesangslinien von Szenelegende Ihsahn, der „Surrender“ zum Highlight der Scheibe macht. Ein vertrackter, böser Track, der mit krankem Gekeife und erhabenem Klargesang stilistisch irgendwo zwischen Devin Townsends „Deconstruction“ und dem Solomaterial des früheren Emperor-Masterminds landet.

Die anderen Gastauftritte von Tony MacAlpine, Marty Friedman, Chris Poland und dem früheren Nevermore-Mitstreiter Attila Vörös kann ich nicht zweifelsfrei ausmachen, jedenfalls fügen sie sich aber ansatzlos in den Sound der Scheibe ein. „Plains Of Oblivion“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie der instrumental oftmals doch etwas aussagelos wirkende Metal doch auch unterhaltsam umgesetzt werden kann. Gegen die in ihrer Gesamtheit übermächtigen Werke „The Obsidian Conspiracy“ und „This Godless Endeavor“ kommt die Scheibe zwar nicht an, doch wer dachte, Loomis & Dane würden nur im Duo funktionieren, wird hiermit definitiv eines Besseren belehrt.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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