Review Karmakanic – Who’s The Boss In The Factory

KARMAKANIC ist die Spielwiese von Flower Kings-Bassist Jonas Reingold und geht als solche mit „Who’s The Boss In The Factory“ in die dritte Runde. Mit an Bord hat er als festen KARMAKANIC-Kern Gitarrist Krister Jonsson und Schlagzeuger Zoltan Csörz, die mit ihm schon bei The Tangent und den Flower Kings gespielt haben. Außerdem schon seit dem ersten Album dabei: Sänger Göran Edman. Hinzu kommen einige Gastmusiker, wie z.B. Andy Tillison, Tomas Bodin oder Theo Travis, die ebenfalls schon mit The Tangent und den Flower Kings musiziert haben. Da drängt sich die Frage auf: Wieviel Eigenständigkeit steckt eigentlich in diesem Silberling?

Der Opener „Send A Message From The Heart“ trägt nicht nur einen Titel, wie er auch von den Flower Kings kommen könnte, sondern tönt während der satten Spielzeit von 19 ½ Minuten stellenweise auch sehr ähnlich. Der große Vorteil gegenüber typischem Flower Kings-Material dieser Größenordnung: Ein Sänger, der diese Bezeichnung auch verdient; spannende Instrumentalparts, die nicht in langweilige und zähe Jams ausarten; Melodien, die den Hörer packen und nicht mehr loslassen. Das hier ist Retroprog der Spitzenklasse, der gleichsam anspruchsvoll, aber auch unterhaltsam ist. 20 Minuten, die viel kürzer wirken, als sie tatsächlich sind!

Nach diesem ausladenden Beginn konzentriert sich Reingold mit seiner Truppe aber auf wesentlich eigenständigere Klänge, die gern auch mal in Richtung Pop, Fusion oder Jazz schielen. Kein verkopfter Retroprog, sondern lockere, einfach stimmige und spaßige Kompositionen stehen auf dem Programm. Der Hörer findet schnellen Zugang zu solch melodiegetränkten Muntermachern wie „Let In Hollywood“ oder der sphärisch-hardrockigen Fusionhochzeit „Two Blocks From The Edge“. Scheinbar mühelos schaffen es KARMAKANIC, packende Tracks aus dem Ärmel zu schütteln, die zu keiner Sekunde langweilen. Die Gastauftritte, allem voran von Saxophonist Theo Travis („Two Blocks From The Edge“) und Akkordeonspieler Lelo Nika („Eternally“) sorgen für tolle zusätzliche Klangfarben, die weder kitschig, noch verquer daherkommen.

Der große Pluspunkt ist dabei durchgehend Sänger Göran Edman, der ganz wunderbar zu den Songs passt, ihnen mit seinem mitreißenden Gesang die emotionale Tiefe gibt, zu der beispielsweise Roine Stolt und Hasse Fröberg bei den Flower Kings nicht in der Lage sind – und trotzdem kraftvoll, fest und sicher über der Musik steht.

Ohne Frage: „Who’s The Boss In The Factory“ ist um Klassen besser als die letzten Outputs der Flower Kings (vorallem „The Sum Of No Evil“ und „Adam & Eve“ waren unterirdisch) – und somit eine echte Empfehlung für Anhänger der Blumenkönige, Retroprog-Fans oder einfach Hörer, die Freude an anspruchsvoller, gut gemachter Rockmusik haben.

Wertung: 8.5 / 10

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