Review Masterstroke – As Days Grow Darker

  • Label: Dynamic Arts
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Heavy Metal

Habt ihr euch schon mal gefragt, wie eine eher belanglose Mischung aus Nevermore und Edguy klingt? Nein? Nun, ich auch nicht, aber MASTERSTROKE geben uns die Antwort irgendwie trotzdem. Die seit 2002 bestehende Truppe aus Finnland hat sich dem melodischen Heavy Metal mit starker Power Metal-Schlagseite verschrieben und liefert mit „As Days Grow Darker“ ihr drittes Full Length-Album ab. Ein Grund zum Feiern oder zum Reihern? Lest selbst.

MASTERSTROKE präsentieren von der ersten Minute an einen Mix aus traditionellen und moderneren Elementen, was man als Hörer dementsprechend auch schon nach dem Opener „Wait For The Fall“ durchschaut hat. Zum einen steht mit Sänger Niko eine typische Power-Metal-Sirene hinterm Mikro, zu der sich weitere passende Trademarks wie die permanente Keyboard-Begleitung und die bombastische Produktion gesellen. Zum anderen weiß die Band auch progressivere Einflüsse einzufügen, z. B. wenn Schlagzeuger Janne monotone Doublebass-Durchmärsche überwiegend vermeidet, indem er fetzige Thrash-Passagen zockt und sein Bass-Drum-Spiel an das Rhythmus-Riffing anpasst oder wenn Keyboarder Jussi sein Instrument nicht nur benutzt, um zugegebenermaßen etwas dünnhäutige Synthesizer-Klangteppiche zu erzeugen, sondern auch für elektronische Spielereien, Piano- und Orgel-Sounds. In dieser Gestalt zeigt sich denn auch das Gros der elf Nummern auf der Langrille, wobei leider nicht jede wie der Opener durch variable Tempi, vor allem im Kontrast Strophe/Refrain, eine energetische Dynamik entwickelt.

Nach vier nicht berauschenden, aber doch ordentlichen Darbietungen folgt an fünfter Stelle dann der erste Totalausfall, denn „Another Step Back“ ist die unausweichliche, obligatorische Ballade mit Pipi im Auge, die durch Streicher, Akustikgitarre und Herzschmerz-Gesang die Eierstöcke ganz schön zum Glühen bringt. Nach bereits zwei Minuten wird man aber glücklicherweise erlöst und die Taschentücher können wieder eingepackt werden. Gehört so ein Schmalz auf jede Scheibe, die man im entferntesten mit Power Metal in Verbindung bringen kann? Und wo wir gerade bei Klischees sind: MASTERSTROKE bedienen sich zwar bescheiden am Katalog ausgelutschter Floskeln, von Ausnahmefällen kann aber nicht mehr gesprochen werden; auch Verse wie „This is not the way / I was led astray“ kann man nicht gerade als lyrische Glanzstunde bezeichnen. So muss man wohl einfach ein Fan von Phrasen wie „glorify me“, „blood on my hands“ und „before they fight, I will strike“ sein, um sich derlei Späße ohne skeptisch hochgezogene Augenbraue anzuhören. Auch die Lieder auf der zweiten Hälfte von „As Days Grow Darker“ schaffen es nicht, das Langeisen aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit herauszuziehen. Zwar spielen die Finnen durchgängig auf technisch hohem Niveau, warten mit flotten Riffs und gekonnten Soli auf, der große Wurf gelingt ihnen dabei aber nicht – da helfen weder ein kurzes Keyboard-Solo zum Weglaufen in „Purity Fades“ noch eine jodelnde Frauenstimme in „Into Oblivion“ und „Old Wounds“, wobei der Band mit dem aufregenden „Inside Myself“ ein Lichtblick gelungen ist.

Summa summarum haben MASTERSTROKE ein handwerklich gut gemachtes Album eingespielt, dem jedoch das gewisse Etwas fehlt – nennt es Ohrwürmer, Eingängigkeit oder den großen Hit –, das sie von anderen Genre-Kollegen, die es gerade in Finnland in Hülle und Fülle gibt, in irgendeiner Weise abhebt. „As Days Grow Darker“ ist Metal für die Wegwerfgesellschaft, ein paar mal konsumiert, dann ab damit ins Regal und her mit einer neuen Scheibe für die gepflegte Ohrmuschel-Ölung. Von einem „Meisterstück“ (vgl. Bandname) sind die Finnen daher noch weit entfernt, doch wie singt Gevatter Rauhala an einer Stelle passend: „Sometimes illusion is better than reality.“

Wertung: 5 / 10

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