Review Nebelhorn – Gen Helwegs Grund

Ein knappes Jahr nach der „Utgard“-Mini-CD legt Wieland endlich das erste vollständige Album seines NEBELHORN-Projektes vor. „Gen Helwegs Grund“ heisst es und kann diesmal mit ganzen 45 Minuten Musik aufwarten. War die Musik auf dem ersten akustischen Lebenszeichen in punkto Gesang und Songwriting stellenweise noch unausgereift, kann man hier eine deutliche Weiterentwicklung erkennen. Bei der Gestaltung hat man sich hier auch mehr Mühe und Arbeit gemacht, dem schönen Frontbild hängt ein achtseitiges Beiheft mit allen Texten an, das von Gestaltung und Farbgebung her eine ähnliche Stimmung wie etwa Falkenbach-Booklets bieten und ebenso schön anzusehen sind.

Durch das Intro „Schiffe am Horizont“ wird das Album stimmungsvoll eingeleitet. Durch die hier geblasenen Hörner und die düsteren Klänge kann man den Nebel beinahe schön spüren und vor dem geistigen Auge sehen. „Strandshög“ als erster richtiger Song tut sich jedoch noch ziemlich schwer, die neben den rasenden Black Metal-Parts eingestreuten melodischen und schleppenden Stellen wollen zwar anfangs noch gefallen, wiederholen sich jedoch zu oft, wodurch das Lied recht schnell langweilig wird. Meiner Meinung nach gar das am wenigsten überzeugende Lied des Albums, was den Einstieg ein wenig erschwert. Besser macht das das Titelstück, „Gen Helwegs Grund“ bietet wunderbare Abwechslung zwischen rasanter und groovender Black Metal-Kunst. Durch kalte Riffs, fieses Krächzen und stellenweise eingestreuten Chorgesängen im Hintergrund baut das Stück ordentlich Atmosphäre auf und fesselt den Hörer. „Das Nebelhorn“ ist anschließend wieder ein sehr schleppender Song, der zwar an sich recht wenig Abwechslung bietet, dafür etwas neues in den NEBELHORN-Sound bringt. Bereits zu Beginn und ständig wiederholend zaubern die Gitarren ein psychedelisches Riff, das ein ums andere mal fesselt und die volle Konzentration auf das Lied lenkt. Das achtminütige düstere „Nagelfähre“ bedient sich des selben Mittels, legt dabei aber mehr Wert auf Abwechslung, geht geschwindigkeitsmäßig auch mal aus sich heraus und kann beim Schlagzeugspiel Variation zeigen.

War auf der ersten Hälfte des Albums noch kein Keyboard zu hören, setzt dies gleich zu Beginn von „Walhall“ ein. Anfangs erinnert die langsame Melodie an mittelalterliche Gruppierungen, mit Einsetzen der restlichen Instrumente, die allesamt ordentlich Gas geben, wird das Keyboard zum teils begleitenden und teils mitführendem Instrument, was vor allem an den Keyboard-betonten Stellen fast schon ein wenig zu sehr verspielt ist. Da es nicht dauerhaft eingesetzt wird, geht das aber in Ordnung und kann die bis dahin größtenteils bedrückende und düstere Grundstimmung des Albums zusammen mit den „oohohoo“-Chören gut auflockern und übermittelt sogar eine positive Stimmung. „Walhall“ mündet nach knapp sechs Minuten wieder in die Anfangsmelodie über, zwischendurch bekommt man sogar noch eine Schunkelstelle mit klarem Gesang geboten.
„Einst Freunde“ schlägt dann erneut einen neuen Weg ein. Die kurze Einleitung mit Schlachtgetümmel ist zwar nicht neu, doch NEBELHORN lässt hier erstmals heroischen Klargesang eine große Rolle neben dem Krächzen spielen. Hierbei frage ich mich durchaus, warum der heldenhafte Gesang nicht häufiger zum Einsatz kam, ist er doch wahrlich mehr als gelungen. So auch das gesamte Lied, das in seinen nicht mal fünf Minuten eine gewisse Epik aufbauen kann. Gegen Ende bekommt man sogar noch ein kurzes Gitarren-Lead zu hören, auch das dürfte wie die dezent eingestreuten Heavy Metal-Anleihen gerne noch eine etwas größere Rolle spielen. Anschließend kann „Hel die Streitaxt“ weiter Abwechslung bringen, basiert es doch rein auf akustischer Gitarre und klarem Gesang. Ein sehr schönes Lagerfeuerlied, das hier den Schlusspunkt würdevoll setzen kann.

Was bisher noch unerwähnt blieb, ist der Wechsel am Mikrophon. War auf „Utgard“ noch Thorsten zu hören, singt Wieland nun selbst und macht das um einiges interessanter und besser. An die Eisregen und Riger zitierende Stimme ist nicht mehr zu denken, diese wäre hier auch vollkommen unpassend gewesen. Wieland setzt stattdessen vor allem auf ein heiseres und aggressives Krächzen, das die wieder durchgehend deutschen Texte relativ gut verständlich wiedergibt. So wird zusätzlich ein Stückchen Eigenständigkeit zurückerlangt, und irgendwie kann man sich auch eine eigene, kleine Nische zwischen Black und Pagan Metal schaffen.
Lyrisch braucht man jedoch auch hier keine Innovationen erwarten. Unter anderem werden hier der Rettungsversuch Balders aus Hel, der Einzug eines Kriegers nach Walhalla oder einen Krieger, der einen Freund im Kampf verliert. Doch auch wenn es auf dieser Seite nichts neues gibt – Wieland kann mit seinen Texten fesseln und langweilt nicht, wie viele andere vor ihm zuvor. Alles wirkt ehrlich und aufrichtig, nichts wirkt auch nur im Geringsten aufgesetzt oder gekünstelt. Vielleicht ist es ja dieser Punkt, die der Musik von NEBELHORN zuletzt eine besondere Note verleiht. Ganz nebenbei erwähnt ist die Produktion des Werkes hervorragend und könnte gar nicht besser sein.

„Gen Helwegs Grund“ bietet viel Grund zur Freude, auch wenn es noch ein paar verbesserungswürdige Momente gibt. Im Gesamten gesehen ist das Album ein hochklassiges Pagan Metal-Album, das viele verschiedene Stimmungen abdeckt und durch seine ehrliche Note begeistern kann. Bei einer Steigerung auf der nächsten Veröffentlichung kann man davon ausgehen, einen angehenden Klassiker der Wikingermusik aus deutschen Landen zu erhalten. Was nun noch fehlt, wäre eigentlich nur noch ein Aufgebot, mit dem Wieland seine Musik auch live wiedergeben kann…

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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