Review O.R.k. – Ramagehead

Mag schon sein, dass O.R.K. primär das Brainchild des italienischen Sängers und Soundtrack-Komponisten Lorenzo Esposito Fornasari ist, aber von der Besetzung springen einem erst einmal zwei andere Namen ins Auge: zum einen Colin Edwin, seines Zeichens Bassist der Prog-Legende Porcupine Tree, zum anderen Pat Mastelotto, Schlagzeuger der noch legendäreren Genremitbegründer King Crimson. Eine Rhythmusgruppe, die sich wahrlich sehen (und hören) lassen kann – die Marschrichtung scheint somit quasi schon vorgegeben: „Ramagehead“, der inzwischen dritte Longplayer von O.R.K., möchte ohne Frage Liebhaber progressiverer Gefilde umschmeicheln. Mit Erfolg?

Nach dem ersten Durchlauf steht fest: „Ramagehead“ hat einiges zu bieten, was dem geneigten Progressive-Fan gefallen dürfte: neun Songs mit schönen Melodien, spannenden Arrangements, technisch anspruchsvolle und mit viel Liebe zum Detail umgesetzte knapp 40 Minuten Musik. O.R.K.s Kompositionen sind ausgesprochen abwechslungsreich und dass Gitarrist Carmelo Pipitone ein Meister seines Fachs ist und von klassischer Akustikgitarre bis hin zu noisigem Effektchaos eine große Bandbreite an Stilen zu bieten hat, macht „Ramagehead“ noch kurzweiliger.

Apropos „noisiges Effektchaos“: Zu den Highlights auf „Ramagehead“ gehören ohne Frage der groovige Rocker „Signals Erased“ mit seinem kreischenden, effektbeladenen Gitarrenriff, aber auch die Ballade „Black Booms“, in der sich Fornasari das Mikrofon mit System-Of-A-Down-Frontmann Serj Tankian teilt. Resultat dieser Kooperation ist ein tolles Gesangsduett, bei dem der O.R.K.-Sänger nicht ins Hintertreffen gerät: Seine Stimme ist beeindruckend dynamisch und klingt zu jederzeit souverän und sicher – sogar in den expressiven, fast schon True-Metal-artigen höheren Lagen, die er ebenso beherrscht wie ruhige, introvertiertere Strophen, die in manchen Momenten sogar etwas von Muse haben.

Zuerst genannte Passagen sind aber eher die Ausnahme, denn von „Signal Erased“ mal abgesehen gehen O.R.K. auf Albumlänge eher entspannter zu Werke und bieten hervorragend produzierten Progressive Rock, der strukturell auch an besagte Kollegen von Porcupine Tree oder auch The Pineapple Thief erinnert: „Beyond Sight“ oder das zweigeteilte „Some Other Rainbow“ zeugen in jeder Minute von der Spielfreude des Quartetts. Die von Fornasari eingespielten Synthesizer sind ein cooles zusätzliches Gimmick und sorgen für mehr Farbe und Atmosphäre in O.R.K.s grooviger Soundlandschaft.

„Ramagehead“ ist das erste Album der Band, welches auf KScope erschienen ist – und das vor allem für seine Progressive-Releases bekannte Label scheint das perfekte Zuhause für eine Band wie O.R.K. zu sein, immerhin stehen hier auch Künstler wie Steven Wilson, The Pineapple Thief oder Amplifier unter Vertrag. Das Artwork stammt übrigens vom Tool-Gitarristen Adam Jones, so schließt sich gewissermaßen der progressive Kreis. Dass O.R.K.s Kompositionen tendenziell kompakter als die von z.B. Wilson sind, tut der Sache keinen Abbruch. Ist doch auch mal schön, dass gute Ideen nicht unnötig breitgetreten werden –  es muss ja nicht gleich jede Prog-Nummer die Zehn-Minuten-Marke sprengen. So ist „Ramagehead“ rundum gelungen, Filler gibt’s keine auf die Ohren, seelenloses Gefrickel ebenfalls nicht. Weniger ist manchmal mehr.

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Wertung: 8 / 10

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