Review Piah Mater – The Wandering Daughter

Dass Opeth dem Death Metal im Jahr 2011 voraussichtlich endgültig abgeschworen haben, wurde offenbar nicht nur in der Fangemeinde als Verlust wahrgenommen – die zahlreichen Veröffentlichungen anderer Bands, die den Stil von Klassikerplatten wie „Still Life“ aufgreifen, legt die Vermutung nahe, dass auch viele professionelle Musiker noch nicht über den Kurswechsel der Schweden hinweg sind. Da Metal schon längst ein globales Phänomen darstellt, ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass sich nach den Österreichern Vinsta nun auch aus Brasilien eine Gruppe zu Wort meldet, die mit ihrem Schaffen ihren Prog-Death-Idolen huldigt. Konkret handelt es sich um PIAH MATER und ihr zweites Album „The Wandering Daughter“.

Mag man die Vorbilder von PIAH MATER auf dem Intro „Hyster“, das die Platte mit verträumten Akustik- und Clean-Gitarren sowie wortlosem Frauengesang eröffnet, noch nicht eindeutig benennen können, so werden diese spätestens im darauffolgenden „Solace In Oblivion“ unüberhörbar offensichtlich. Einfach alles von den mächtigen, gutturalen Vocals über die groovenden Rhythmusgitarren und Drums bis hin zu den mal verspielten, dann wiederum langgezogenen, unheilvollen Leadmelodien und Soli schreit hier förmlich nach schwedischem Progressive Death. Ganz genauso verhält es sich mit den herrlich stimmungsvollen Jazz-Gitarren-Einschüben, in denen auch sanfter Klargesang zum Einsatz kommt, der wiederum Assoziationen zu Ne Obliviscaris herstellt.

Das spielerische Geschick, das PIAH MATER dadurch zur Schau stellen, ist wahrhaft beeindruckend – ob hierbei auch von Kreativität die Rede sein kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Als Paradebeispiel eignet sich insbesondere das wunderbar beschwingte „The Sky Is Our Shelter“, das wie eine allenfalls leicht aufgeputschte Version von Opeths „Harvest“ klingt. Gänzlich einfallslos können PIAH MATER schlussendlich trotzdem nicht sein, denn in ein paar Aspekten unterscheiden sich die Nummern des Trios dann doch von jenen ihrer skandinavischen Kollegen.

In dieser Hinsicht ist etwa erwähnenswert, dass „The Wanderung Daughter“ in den aggressiven Abschnitten ein paar Schritte weitergeht als beispielsweise „Blackwater Park“, was sich vor allem im hin und wieder doch ziemlich schnittigen Tremolo-Picking, in den gelegentlichen Blast-Beats und in den öfter variierten Screams äußert („Sprung From Weakness“). Auch die eigentümlichen Keyboards im abschließenden Fünfzehnminuter „The Meek‘s Inheritance“ stellen eine kleine, aber feine Dreingabe dar, mit der PIAH MATER ihre ansonsten eher herkömmlichen Songstrukturen ein wenig auffrischen.

Es gibt fraglos eine ganze Menge lobenswerter Attribute, mit denen man PIAH MATER und ihre zweite Platte bedenken kann – Originalität ist jedoch leider nicht darunter. Um überhaupt auf einem mit Bands wie Opeth oder Ne Obliviscaris vergleichbaren Niveau zu agieren, bedarf es allerdings schon einer gehörigen Portion Talent. Dass PIAH MATER sowohl mit den nötigen technischen Fertigkeiten als auch mit dem kompositorischen Feingefühl gesegnet sind, kann man im Fall von „The Wandering Daughter“ nicht in Zweifel stellen, obgleich die Songs noch eine Spur flüssiger arrangiert sein könnten. Wer an Opeth seit „Heritage“ das Interesse verloren hat, bekommt hier somit einen mehr als würdigen Ersatz geboten.

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Wertung: 8 / 10

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