Review Rauhnåcht – Unterm Gipfelthron

In der deutschsprachigen Metal-Szene ist der Name Stefan Traunmüller schon seit langem nicht mehr wegzudenken. Als Produzent zahlreicher Alben und Mitwirkender mehrerer renommierter Underground-Projekte wie Golden Dawn, Wallachia und The Negative Bias konnte sich der vielbeschäftigte Österreicher weitreichende Anerkennung erarbeiten. Mit seinem Soloprojekt RAUHNÅCHT ist Traunmüller auch im Pagan Metal unterwegs und hat mit „Urzeitgeist“ zuletzt vor vier Jahren sein zweites Full-Length-Album veröffentlicht. „Unterm Gipfelthron“ nennt sich der mit 40 Minuten Spielzeit deutlich kürzere Nachfolger, für den der Solokünstler eine Reihe an Gastmusikern um sich geschart hat, um die Musik mit zusätzlichen Nuancen zu versehen.

Gleich zu Beginn des Openers „Zwischen den Jahren“ drängt sich eine dieser Beigaben ganz wie selbstverständlich in den Vordergrund: Während die gleich in der ersten Sekunde einsetzenden, schwungvollen Gitarren und Drums sowie die hymnischen Männerchöre quasi zur Grundausstattung einer jeden Pagan-Metal-Band gehören, wird das fröhliche Klarinettenspiel hier wohl bei so manchem Hörer für hochgezogene Augenbrauen sorgen. Ob dieser untypische Gastbeitrag im ansonsten eher traditionellen Instrumentarium von RAUHNÅCHT einen sinnvollen Zweck erfüllt, ist mehr als diskutabel.

Die Spielfreude und die präzise Performance, die hier und auch in den übrigen Tracks an den Tag gelegt werden, kann man Traunmüller und seinen Kollegen gewiss nicht absprechen, doch leider weist „Unterm Gipfelthron“ einen Großteil der Schwachstellen auf, die mit dem Genre typischerweise negativ assoziiert werden. Besonders im ersten Track, aber auch im späteren Verlauf der Platte verkommen die verspielten Melodien oft zu albernem Gedudel und auch die mit naturromantischem, archaischem Vokabular gespickten Texte wirken leider eher pathetisch als geistreich. Es fällt schwer, die Musik von RAUHNÅCHT vor dem Hintergrund der Texte ernst zu nehmen, obwohl hier eigentlich kein banaler Party-Metal im Stil von Equilibrium betrieben wird.

Dabei gibt es an dem dritten Album des Österreichers technisch gesehen nahezu nichts zu meckern. Die kernigen Screams, die treffsicheren Chöre, die griffigen Riffs, die melancholischen Leads, die gelegentlichen Kraftausbrüche („Winter zieht übers Land“) und auch die vielseitigen, mystisch angehauchten Keyboards („Gebirgsbachreise“) zeugen allesamt von hoher Professionalität und sind kraftvoll und gekonnt produziert – ganz so, wie man es von einem Musiker mit einem so umfangreichen Erfahrungsschatz erwarten darf.

Dass RAUHNÅCHT mit „Unterm Gipfelthron“ dennoch kaum mehr als eine solide Platte gelungen ist, liegt definitiv nicht an der Umsetzung der ihr zugrundeliegenden Ideen. Das Problem ist im konkreten Fall vielmehr, dass die Songs in ihren konventionelleren Momenten kaum Aufsehen erregen, wohingegen die ungewöhnlicheren Einschübe nicht so recht ins Gesamtbild passen wollen. Als Beispiel kann man hierfür einerseits den zwar fehlerlosen, aber zugleich auch allzu glatten, biederen Chorgesang und andererseits den Einsatz der Klarinette heranziehen. RAUHNÅCHT hat hier gewiss die eine oder andere schöne Klangkombination zustande gebracht, doch insgesamt mangelt es dem Album an Ecken und Kanten sowie an der Seriosität, die Traunmüller augenscheinlich angestrebt hat.

Wertung: 6 / 10

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