Review Reflexion – Out Of The Dark

Klischees gefällig? Gerne, denn dieser Tage veröffentlichen die Finnen (wie könnte es anders sein?) von REFLEXION ihr Debüt, welches auf den gleichsam spannenden wie innovativen Namen „Out Of The Dark“ getauft wurde. Bekannt war mir der Fünfer bislang nicht und das, obwohl sie laut Wikipedia gleich neun Demos rausbringen mussten, bis sie zu den Ehren einen Deals kamen. Der mitdenkende Metaller weiß sofort Bescheid: auch wenn wirklich jedes Klischee bedient wird, welches nicht bei 2 auf dem Baum ist, diese Band ist nicht mal eben ins HIM´sche Fahrwasser eingetaucht, vielmehr schippern sie bereits ebenso solange wie Ville und Co durch die nordischen Düsterwässer.

Auch der Umstand, dass die Band, welche zuvor „BarbarianZ“ hieß, aus Oulu, bekanntermaßen die Heimatstadt der Finnenrock-Vorreiter Sentenced, stammt, wo scheinbar jeder 1,5te Einwohner in einer Gothic-Band spielt, passt ins Bild. Geboten wird Musik, welche fast durchgehend im Midtempobereich anzusiedeln ist. Wie selbstverständlich gibt es auch die eine oder andere Verlangsamungspassage, der Bleifuß bleibt jedoch verwegeneren Burschen vorenthalten.

Die einleitenden Worte mögen nun nicht unbedingt jeden auch noch so offengeistigen Musikliebhaber hinter dem winterlichen Ofen hervorlocken. Was macht die Band um Sänger Juha Kylmänen nun hörenswerter als den durchschnittlichen Suomi-Export? Nun, fraglos gibt es ein Merkmal, welches unstreitbar ist, ob es sich nun um Musik oder sonst etwas handelt, und dies ist die Qualität. Ja, die Band erfindet das Rad natürlich nicht neu, aber das, was sie macht, macht sie wirklich gut. Dies wird unter anderem, aber nicht zuletzt beim Opener „Army Of Broken Hearts“ deutlich, der gleich mal verhältnismäßig ordentlich nach vorne prescht. Die folgenden Songs bieten zwar nicht viel Abwechselung, dafür sind sie wahre Ohrwürmer, die gerne mal nach einem oder zwei Durchläufen ins Ohr gehen.

Dass dabei auch aus textlicher Sicht nicht immer blitzeblank vorgegangen wird, dürfte sich fast von alleine verstehen, Titel wie „Journey To Tragedy“ (extrem eingängiger Refrain) oder „Sleeping With Death“ und Textpassagen á la „One And A Million Times, I`ve Tried To forget You, One And A Million Times, I`ve Cried For You“ oder „Let The Darkness Reign Your Soul“ passen aber irgendwie ganz gut ins Bild, welches sich auftut, wenn man alleine die CD, die mit einem Bandfoto als Cover aufwartet, betrachtet. Insgesamt ist auch das Artwork nicht ungelungen, zwar nicht spektakulär, aber ansprechend gestaltet (leider fiel mir das Booklet gleich am dritten Tag in den Schnee und hat so durchaus von seinem Charme eingebüßt).

Stück um Stück kämpft man sich nun durch den manchmal klebrigen Brei von schmachtendem Gothic, nur um zum Schluss an der Motto-Party „Schmalz für alle“ teilnehmen zu können, denn das die CD beschließende „Child In Dark“ bietet nun wirklich alles auf, was der Düsterbarde seinen Lieben an Weltuntergangsgefühl präsentieren kann. Nichtsdestotrotz eine schöne Nummer, welche sich recht nahtlos in das Gesamtkonzept einfügt.

Der geneigte Käufer sollte also nicht zuviel erwarten, aber auch nicht unbedingt zu wenig. Innovation wird kleinst geschrieben, aber das heißt ja nicht, dass keine schönen Lieder auf „Out Of The Dark“ zu finden sind. Auch wenn der Sänger sich hier und da in Valo`sche Höhenlagen aufschwingt, würde ich REFLEXION eher mit den nicht ganz so bekannten, dafür aber zumindest in ihrer Frühphase wesentlich besser agierenden Landsmännern „Entwine“ vergleichen denn mit einer Band, deren einziges brauchbares Lied nur durch einen Kinofilm bekannt wurde. Sei´s drum, abschließend bleibt eine ordentliche Wertung für ein ordentliches Debüt stehen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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