Review Rob Zombie – Hellbilly Deluxe 2

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Hard Rock

So schnell können 12 Jahre vergehen, dass nun der Nachfolger zum äusserst erfolgreichen Solo-Debüt-Album „Hellbilly Deluxe“ in den Verkaufsregalen steht. Es ist zwar klar zu beobachten, dass der gute Rob sich heutzutage lieber aufs Filmemachen konzentriert, aber erstaunlicherweise ist die Wartezeit nach dem Vorgänger „Educated Horses“ aus dem Jahre 2006 jedoch geringer ausgefallen als nach „The Sinister Urge“, welches 2001 erschien. HD2 ist also das vierte Studio-Album und wenn man dem Zombie Glauben schenken darf, dann könnte es sich bereits um das letzte Werk handeln, welches überhaupt noch in CD-Format veröffentlicht wird. Ein guter Grund also zuzugreifen, der qualitativ nochmals unterstützt wird, doch vorab schonmal die Warnung: Das Teil heisst zwar „Hellbilly Deluxe II“, hat musikalisch mit dem Erstling aber nicht mehr viel gemeinsam – und mal ehrlich, in der Hinsicht bekam man mit „The Sinister Urge“ ja schon seinen Nachschlag. Die Gemeinsamkeit beschränkt sich daher grösstenteils auf eine Rückkehr zu trashigen Horrorthemen, wie es Titel à la „Jesus Frankenstein“ oder „Werewolf Women Of The SS“ bereits andeuten.

Das Liedgut selbst ist eher ein Querschnitt durch die gesamte Zombie-Diskographie, ein bisschen hat es sogar was von den White-Zombie-Zeiten. Der Härtegrad wurde im Vergleich zu „Educated Horses“ wieder etwas angehoben, durchweg vorwärts groovende und mit fettem Industrial-Sound versehene Titel wie „Superbeast“ wird man hier dafür vergeblich suchen. Dafür stampft der Opener „Jesus Frankenstein“ nach düsterer atmosphärischer Einleitung ganz schon mächtig im Mid-Tempo herum und Zombie preist im simplen Refrain die obskure Kreatureigenschöpfung eindrücklich an. Ein ähnliches Prinzip mit noch besserer Wirkung wird auch bei „Mars Needs Women“ verfolgt, wo nach monotoner formelartiger Wiederholung des Titels immer wieder das Gitarren-Break folgt.
Auch wenn man die Geschwindigkeitsgrenzen des oberen Mittelfelds niemals wiederholt, so sind doch auch ein paar flottere Nummern auf HD2 vertreten: Dazu gehören neben dem recht unspektakulären „Death And Destiny Inside The Dream Factory“ auch die Stone Cold Steve Austin Gedächtnis-Hymne „What?“ mit seinem gut aufgelegten, wenn auch recht verzerrtem Gesang und einem sehr coolen Refrain, sowie die Parade-Nummer für Tarantino-Fans „Werewolf Women Of The SS“. Die Experten werden wohl wissen, dass man diesen Titel für einen Fake-Trailer in den Grindhouse-Filmen benutzt hat und so wundert es nicht, dass man auch Samples aus diesem Trailer für den Song verwendet, die wie immer optimal eingebaut werden.
Neben all diesen gewohnt lockeren und spassigen Stücken gibt es zwischendurch auch noch ernsteres, atmosphärischeres Material wie das schaurig aufgezogene „Virgin Witch“ mit abschliessendem Gitarren-Solo oder das nachdenklich gestimmte „Cease To Exist“, bei dem ein tiefes Riff den etwas sphärischen Gesang begleitet und das mich in der zweiten Hälfte beim Fahrt aufnehmen einen Moment lang ganz stark an einen anderen Song erinnert, der mir aber partout nicht einfallen will, und am Schluss irgendwie verschwommen ausklingt, eben so als würde man Zurück-In-Die-Zukunft-mäßig auf einmal verschwinden.
Der grosse Rausschmeisser folgt dann mit „The Man Who Laughs“, welches sich über fast 10 Minuten erstreckt und im „musikalischen“ Teil, also etwa den ersten 4 Minuten auch durchaus was hergibt und wirklich nach Abschluss eines Kapitels klingt. Das Schlagzeug-Solo welches daraufhin folgt wird aber wohl keinen Preis in der Kategorie „Most remarkable drum solo“ gewinnen und dürfte wahrscheinlich auch nur dann erklingen wenn man sich das Album eben am Stück anhören möchte.

Trotz des nicht ganz so idealen Ausklangs kann man „Hellbilly Deluxe II“ in guter Erinnerung behalten. Man sollte eben nur nicht mit der Erwartung rangehen, dass dies einfach eine Kopie des namentlichen Vorgängers ist und ich frage mich eh, ob dieser Weg noch so funktioniert hätte wie beim so erfolgreichen Debüt. Qualitativ kann HD2 zwar nicht mehr mit Zombie zu Hochzeiten mithalten, aber das hält einen ja nicht davon ab an diesem Werk dennoch seine Freude zu haben. Zugegebenermaßen ist die Einzigartigkeit des Materials nicht mehr so vorhanden und es ist fraglich ob das Album ohne den Namen Rob Zombie soviel Aufmerksamkeit bekommen würde wie es nun der Fall ist, aber dasselbe gilt ja im Prinzip auch für andere Veteranen wie AC/DC oder Slayer, also warum soll nicht auch hier ein Namensbonus möglich sein? Für die Leute, die mit HD2 ihren Erstkontakt mit ROB ZOMBIE haben, darf die Wertung dann einen halben bis ganzen Punkt geringer ausfallen.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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