Review Rosetta – Quintessential Ephemera

Neurosis spielen leider nicht mehr so oft live, Cult Of Luna haben sich bis auf Weiteres zurückgezogen und die Lücke, die Isis nach ihrer Trennung hinterlassen haben, ist auch nach vielen Jahren nur schwer zu schließen. Anders gesagt: Die Zeiten, als Post Metal im Fokus der Öffentlichkeit stand, sind vorbei. Im Untergrund tut sich allerdings kontinuierlich so einiges, was nicht zuletzt die US-Amerikaner von ROSETTA aufzeigen, die schon seit über zwölf Jahren dabei sind und nach über tausend Konzerten mit „Quintessential Ephemera“ ihr fünftes Album vorlegen. Auf diesem haben sie sich Verstärkung von Eric Jernigan geholt und sind nun erstmals zu fünft. In neuer Besetzung beweisen ROSETTA, dass die Verbindung zwischen großen Gefühlen, Geschrei, wunderschönen Melodien und experimentellen Strukturen auch im Jahr 2015 seine Berechtigung hat.

Bereits im Opener „After The Funeral“ zeigt sich die Stärke von ROSETTA: Ein zielsicheres Gespür für wunderschöne Melodien und eine perfekte Verbindung zwischen mehreren Gitarren und leichten elektronischen Elementen. Mit den folgenden sieben, unbenannten Tracks öffnet sich eine spannende Klangwelt: „Quintessential Ephemera“ ist sehr glatt und weich im Sound produziert, verzichtet immer wieder über weite Teile auf starke Verzerrung und klingt daher selten nach Post Metal, sondern eher nach Post Rock mit Geschrei. Mike Armines heisere Stimme ist gleichzeitig ein Gegenpol zu den Melodien und der positiven musikalischen Grundstimmung, weiß diese allerdings gleichzeitig stimmig zu ergänzen. Wenn er noch ein wenig mehr Kraft in seine Schreie legen würde, wäre ein Vergleich zu den verträumten Momenten bei Isis sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Immer, wenn es doch mal härter wird, wirken diese Teile absolut schlüssig und als Teil der vorangehenden ruhigen, nahezu zarten Momente.

Indem ROSETTA das Spektrum des Post Rock immer wieder um Elemente aus straightem Rock und Progressive Rock erweitern und sich auch nicht scheuen, Passagen mit Cleangesang in ihre Musik einzuflechten, langweilen die fünf Jungs aus Philadelphia zu keiner Sekunde. So wecken ROSETTA in „(Untitled V)“ mit ihren verspielten Gitarrenmelodien Erinnerungen an die progressiven Elemente von Oceansize zu ihren besten Zeiten und lassen immer wieder Anklänge an Bands wie Sights & Sounds durchscheinen. Da sie es zusätzlich verstehen, einen absolut stimmigen und überzeugenden Albumfluss zu kreieren. Dieser beeindruckender Spannungsbogen, der sich über das ganze Album zieht, rechtfertigt – mit der Ausnahme des Intros und Outros – den kompletten Verzicht auf Liedtitel. Zwar wissen nicht alle Songs auf „Quintessential Ephemera“ absolut mitzureißen, dennoch beweisen ROSETTA das sie auch nach zwölf Jahren noch einiges dazu beitragen können, ihr Genre am Leben zu erhalten.

Wertung: 7 / 10

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