Sepultura – Beneath The Remains Album Artwork

Review Sepultura – Beneath The Remains

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 1989
  • Spielart: Thrash Metal

Februar 1988. Der 19-jährige Max Cavalera fliegt aufgrund vollkommener Unsicherheit in Anzug und Krawatte von Brasilien nach New York. Freilich hat er kein Geld für das Flugticket, doch ein Freund, der bei einer Airline arbeitet, spendiert ihm einen Freiflug. Cavalera hat lediglich zehn Exemplare des „Shizophrenia“-Albums dabei. Mit diesen wird er anschließend bei einflussreichen Menschen der Musikindustrie vorstellig. Einer von ihnen ist Monte Connor, A&R-Mann bei Roadrunner Records. Monte Connor muss sich halbtot lachen, als er den optisch reichlich unbeholfenen Cavalera sieht, doch die Musik haut ihn um. Die beiden finden zügig zueinander und von da an sind SEPULTURA Teil des Roadrunner-Rosters und dieser kuriose Ausflug sollte den Grundstein einer Weltkarriere legen.

Im Folgejahr veröffentlicht die Band mit „Beneath The Remains“ ihr erstes Album auf dem neuen, großen Label. Ihnen war bewusst, dass mit wachsender Reichweite auch ihr bisheriges Songwriting eine leichte Renaissance wird erfahren müssen. Es fiele künftig gewiss unangenehm auf, weiterhin Textpassagen schon damaliger Szenegrößen wie Destruction oder Celtic Frost zu stibitzen, um beim Texten Unzulänglichkeiten mit der englischen Sprache zu kaschieren.

Und es gelingt. Erstmals gut produziert, legen SEPULTURA hier ein Album vor, das nicht nur musikalisch ins oberste Thrash-Metal-Regal gehört, sondern endlich auch richtig stark klingt. Dem Lehrbuch entspringt das Englisch von Max Cavalera zu diesem Zeitpunkt wahrlich noch immer nicht, doch genau das gibt den Brasilianern etwas vollkommen Eigenes. „Beneath The Remains“ bietet Song für Song messerscharfe Riffs und einen bestens aufgelegten Sänger, der vor mehr als 30 Jahren mit seiner Frische und Unverbrauchtheit noch so viel besser klang als heute.

Gitarrist Andreas Kisser schüttelt dazu immer wieder zahlreiche Solos aus dem Ärmel, die den ausgeprägten Spielwitz der Südamerikaner untermalen. Mit Hits wie „Mass Hypnosis“, „Inner Self“ oder dem Titelsong sammeln SEPULTURA Dank des Roadrunner-Deals im Nu eine weltweit wachsende Fanschar an. Schon sehr bald sind sie einer der angesagtesten Acts im immer beliebter werdenden Thrash-Metal-Sektor und zeigen, dass man für diese Musik auf der anderen Seite des Atlantiks keineswegs zwingend an der kalifornischen Bay Area beheimatet sein muss.

Weil „Chaos A.D.“ und insbesondere „Arise“ von zahlreichen Anhängern und Kritikern als stärker eingestuft werden, ist „Beneath The Remains“ nicht unbedingt die beste Platte der Band, womöglich aber die bedeutsamste. Sie ist das Fundament SEPULTURAs in der Welt der großen Jungs. Zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung hatten sowohl Metallica als auch Slayer ihre ersten vier Scheiben draußen und SEPULTURA hiermit immerhin schon drei. Die Fülle an guten, damals tatsächlich noch außergewöhnlichen Alben war seinerzeit noch nicht so groß, die Möglichkeiten dementsprechend schier unerschöpflich. Und so viele Bands haben um die Vorherrschaft dieses Genres mitgespielt. Umso beachtlicher ist es, dass es Max Cavalera und seine Mitstreiter wie selbstverständlich geschafft haben, aus dem fernen Brasilien unweigerlich zu diesem elitären Kreis der richtungsweisenden Thrash-Metal-Bands aufzuschließen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Andreas Althoff

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