Review Sinistral King – Serpent Uncoiling

  • Label: Vendetta
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Wer sich einigermaßen eingehend mit Black Metal beschäftigt, lässt sich ab einem gewissen Punkt so schnell von keinem klanglichen Gewaltausbruch mehr aus der Ruhe bringen. Dröhnende, dissonante Gitarrenriffs, Geschwindigkeiten um die 300 bpm und natürlich der berüchtigte, markerschütternde Schreigesang – was an freundlichere Klänge gewöhnten Hörern das nackte Grauen ist, gehört für Fans des schwarzen Genres zu jedem guten Song dazu. Je tiefer man in die Welt dieser vermeintlich obskuren Musikrichtung vordringt, desto eher verliert das Extreme seinen Schrecken, bis man ihm regelrecht nüchtern gegenübersteht und kaum noch ein Album einen zu überwältigen vermag. Eine dieser seltenen Ausnahmen, die das Zeug dazu haben, selbst Kenner in helle Aufregung zu versetzen, haben SINISTRAL KING mit ihrem Debütalbum „Serpent Uncoiling“ kreiert.

Obwohl hinter SINISTRAL KING drei Musiker stecken, die bereits in Triumph Of Death, Unlight und Vredehammer gespielt haben und damit Referenzen vorweisen können, aufgrund derer man schon fast geneigt ist, das Wort „Supergroup“ in den Mund zu nehmen, ist „Serpent Uncoiling“ ein klassischer Geheimtipp. Beinahe kleinlaut möchte man die Veröffentlichung über das Berliner Underground-Label Vendetta Records nennen, im Zuge derer bis knapp drei Wochen vor Release nicht einmal ein Song als Vorgeschmack verfügbar war – und doch hätte aktuell kaum eine Platte einen Hype so sehr verdient wie „Serpent Uncoiling“.

Stilistisch an der Bruchstelle zwischen Black und Death Metal angesiedelt, vereint die gut 40 Minuten lange LP in sich die Charakteristika beider Genres und allerlei andere Einflüsse auf im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvolle Weise. Sowohl die monströsen Growls, die nicht selten wie ein diabolisches Mantra intoniert sind, als auch die brachialen Riffs, das abgrundtief schwarze Tremolo-Picking („Fields Of Necromance“) und das wuchtige Drumming können ohne Übertreibung als monumental bezeichnet werden. Dass SINISTRAL KING selbst in den gedrosselten Passagen eine Macht ausstrahlen, wie sie andere Bands nicht einmal in ihren extremsten Momenten heraufzubeschwören imstande sind, ist eindeutig auch auf die kolossale Produktion zurückzuführen, die trotz ihrer immensen Durchschlagskraft zu keinem Zeitpunkt überbordend wirkt.

Das gewisse Etwas, das „Serpent Uncoiling“ zu einem herausragenden Exemplar finsterer Tonkunst macht, sind jedoch die unheimlichen Clean-Gitarren-Interludes, die teilweise überraschend überschwänglichen Gitarrensoli („Nahemoth“) und die Orchestrierung, welche SINISTRAL KING überaus gezielt in Form von schauderhaften Männer- und Frauenchören, verhängnisvollen Bläsern, donnernden Trommeln und beunruhigend schiefen Pianoeinlagen einsetzen.

Allein schon des gigantischen Sounds der genretypischen Stilelemente wegen ist „Serpent Uncoiling“ weit mehr als bloß ein weiteres akzeptables, aber letztlich irrelevantes Black-Metal-Album abseits des Mainstreams. Dass SINISTRAL KING darin aber auch klassische und fast schon zeremonielle Elemente einfließen lassen, ohne diese als reißerisches Gimmick zu inszenieren oder sich damit Trends wie symphonischem oder rituellem Black Metal anzubiedern, zeugt von wahrlich meisterhaftem Songwriting. Um ihre Vorschusslorbeeren haben sich SINISTRAL KING mit ihrem bombastisch produzierten und wohlüberlegt komponierten Debütalbum jedenfalls mehr als verdient gemacht und zweifellos eine der stärksten diesjährigen Veröffentlichungen im extremen Musiksektor herausgebracht.

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Wertung: 9 / 10

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