Review Sodom – Epitome Of Torture

  • Label: SPV, Steamhammer
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Thrash Metal

Nicht ganz so lange mussten sich SODOM-Fans diesmal gedulden, bis die deutschen Thrash-Veteranen mit einer neuen Studioplatte um die Ecke gekommen sind. Zweieinhalb Jahre sind seit „In War And Pieces“ vergangen, nun steht der frische Silberling „Epitome Of Torture“ in den Läden. Nachdem das Trio in den letzten Jahren mit diversen Outputs wie etwa den beiden History-DVDs, einer Neueinspielung alter Achtziger-Kracher aus den Anfangstagen und einer Best-Of-Compilation die Vergangenheit Revue passieren ließ, schweift der Blick mit dem mittlerweile 14. Album wieder Richtung Zukunft. Was dabei herausgekommen ist, stellt passenderweise eine Kombination aus Vergangenheitshuldigung und experimentelleren Elementen dar.

Die Songs auf „Epitome of Torture“ sind im Gegensatz zu jenen auf der Vorgängerscheibe wieder eingängiger und kompakter geworden, wobei das typische, räudige SODOM-Flair wieder deutlicher in den Vordergrund tritt. Dadurch, dass man sich beim Songwriting aufs Wesentliche konzentriert hat, geistern einem die meisten Refrains schon nach einer Handvoll Durchläufe im Kopf herum. Das beginnt mit dem Opener „My Final Bullet“, der sich nach einem Clean-Part zusehends zu einer Thrash-Granate mit großartigem Refrain und zäher Doublebass-Walze in der Bridge steigert, und erstreckt sich auch über die nächsten drei Nummern: Den Refrain der Bandhymne „S.O.D.O.M.“, die als Old-School-Brecher mit Speed-Lead-Riffing aus den Boxen poltert, wird jeder Fan auch nach ein paar Bier live noch mühelos mitgrölen können; der Titeltrack überzeugt mit eindringlichem, schleppenden Refrain, während „Stigmatized“ das wohl heftigste SODOM-Lied seit langem darstellt und Tom Angelrippers Stimme mit Death-Grunts und schwarzwurzeligem Gekeife von ihrer variabelsten Seite zeigt.

Die ersten vier Tracks sind leider nicht repräsentativ für das ganze Album, den mit „Cannibal“ kommt der erste Dämpfer daher. Die Nummer besticht zunächst mit melodischen Leads, zum Refrain hin langweilt sie aber eher. Sie bietet jedoch – genauso wie das stürmische, aber nicht überwältigende „Katjuscha“ – immer noch respektablen SODOM-Standard und zeigt ebenso wie das epische „Tracing The Victim“ und die obligatorische Motörhead/Tank-Verneigung „Into The Skies Of War“ die etwas untypischere bzw. moderatere Seite des Dreiers. Hier darf dann Gitarrist Bernemann zur Schau stellen, dass melodische Soli sein Steckenpferd sind.

Was die eingangs erwähnte experimentelle Seite angeht, so fällt auf „Epitome Of Torture“ vor allem der sehr transparente und prominente Bass-Sound sowie der vielschichtige Gesang Angelrippers auf, der gelegentlich auch mit Stimmverzerrern modifiziert wurde. Hier hat Produzent Waldemar Sorychta bei den Aufnahmen sicherlich das Maximum herausgekitzelt. Die auffälligste Neuerung im SODOM-Lager ist jedoch der neue Mann hinter den Kesseln. Bei aller Sympathie für den vorherigen Drummer Bobby muss man sagen, dass die Band mit Studioalbum-Neuling Makka einen Bolzenwerfer allererster Klasse hinter der Schießbude sitzen hat, der die Stücke mit einer gnadenlosen Präzision und knallharten Technik auf den Punkt bringt, die man seit der „Masquerade In Blood“-Scheibe von SODOM nicht mehr gehört hat. Allein die vielseitige Schlagzeugarbeit in „Invocating The Demons“ ist ganz großes Kino.

Von einigen weniger starken, aber immer noch ordentlichen Momenten abgesehen, zeigen sich SODOM auch nach über drei Dekaden im Geschäft mit „Epitome Of Torture“ erneut von ihrer allerbesten Seite. „Epitome Of Torture“ bietet zehn neue, in der Gesamtheit überzeugende Songs (zwölf auf der Digipak-, nicht jedoch auf meiner Promo-Version), die mit der aktuellen Produktion passend veredelt wurden. Das ist freilich Geschmackssache, ich persönliche finde jedoch, dass die Platte sowohl in Bezug auf den Sound als auch hinsichtlich der Songs die letzten beiden Alben in den Schatten stellt und spreche eine klare Kaufempfehlung aus.

Wertung: 8.5 / 10

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