Review Strike Anywhere – In Defiance Of Empty Times

Akustik-Alben von Bands, die eigentlich nie Akustik-Musik machen, sind immer so eine Sache. Das ist (mir) spätestens seit diesem gerade mal sechs Monate alten Machwerk bekannt. Die Hardcore-Punks von STRIKE ANYWHERE versuchen sich trotzdem daran – da die Amis aber schon von Grund auf wesentlich melodischer unterwegs sind und Sänger Thomas Barnett auch auf den „richtigen“ Releases häufiger am Singen ist als bei besagtem abschreckenden Beispiel, kann man schon mal zuversichtlicher sein. Darüber hinaus haben STRIKE ANYWHERE nicht einfach elf Songs als Akustik-Version aufgenommen, sondern ein Akustik-Konzert gegeben und daraus ein Album gemacht. Auch eine Idee.

Das ist durchweg keine schlechte Sache: Frontmann Thomas Barnett bringt mit kurzen Ansagen stets die Message der Songs rüber und macht auch sonst am Mikrophon eine erstaunlich gute Figur, auch wenn – natürlich, muss man fast sagen – einige Gesangspassagen nicht ganz gelungen sind. Unter den auf der Platte vertretenen Songs sind Hits wie „We Amplify“, „Blaze“, „Timebomb Generation“ oder auch das auf der ersten Platte von STRIKE ANYWHERE veröffentlichte und im Original unglaublich fetzige „Sunset On 32nd Street“. Gerade wenn hier das komplette Publikum in den Gesang miteinsteigt, kommt so richtig das Gefühl auf, man würde sich direkt vor der Bühne befinden.
Ansonsten hat „In Defiance Of Empty Times“ aber dasselbe Problem wie alle Alben dieser Machart: Hier wird nichts Neues dargeboten, sondern nur altes Material reproduziert und als Release auf den Markt geworfen. Natürlich ist es nett, dass eine Band wie STRIKE ANYWHERE auch mal akustisch zu Werke geht – damit kann man dem einen oder anderen die Musik mit Sicherheit näherbringen, der sie im Original vielleicht nicht mag. Auf der anderen Seite ist es jedoch so, dass gerade beim angesprochenen „Sunset On The 32nd Street“, in dem es um Polizeigewalt und staatliche Repression geht, die Power und natürlich auch die Wut fehlt, die STRIKE ANYWHERE zu der großartigen Hardcore-Punk-Band machen, die sie sind.

Für Fans der Band ist das Album sicher interessant, da es das erste Mal ist, dass die Band ein solches Release veröffentlicht und die akustischen Versionen der Tracks viel Atmosphäre entfalten. Ansonsten wird man jedoch das Gefühl nicht los, dass hier Einfallslosigkeit hinsichtlich neuer Songs und Zielgruppenerweiterung für ein neues Release verquickt wurden, das niemand, für den STRIKE ANYWHERE nur eine Band unter vielen ist, wirklich braucht.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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