Review Svölk – Svölk ‚Em All

Norwegen ist bekanntlich zumindest aus Metal-Perspektive die musikalische Heimat der Pandabären, tummeln sich dort oben doch allerlei mehr oder weniger knuffige Gestalten in Schwarz-Weiß. Nun wurde in dem nordeuropäischen Land eine neue Spezies entdeckt: SVÖLK nennen ihren Stil „Bear Metal“ und könnten angesichts der Promo-Fotos auch dementsprechend riechen, kommen sie mit ihren Flanellhemden und üppigen Haarprachten doch daher wie eine Gruppe kanadischer Holzfäller, die etwas zu lange im Wald verweilte. Doch irrelevante Spekulationen beiseite, worüber man definitiv nicht die Nase rümpfen kann, ist die Musik der fünf Nordlichter – es gibt gute Gründe, warum die Band 2010 schon als Support von Annihilator unterwegs war, ohne überhaupt einen europaweiten Plattenvertrag gehabt zu haben.

Letzteres hat sich nun geändert, denn Napalm Records hat das Quintett unter die Fittiche genommen und machte nun das bereits 2009 erschienene, damals noch selbstbetitelte Debütalbum unter dem neuen Namen „Svölk ‘Em All“ mit drei Bonustracks einem größeren Publikum zugänglich – völlig zu Recht, denn SVÖLK bieten hier einen frischen Mix aus Hard Rock und Metal, der zum einen eine starke Stoner-Schlagseite hat und sich zum anderen immer wieder vor Idolen aus den achtziger Jahren und früher verneigt. Die Songs bieten produktionstechnisch keinen Grund zur Beanstandung und auch spielerisch ist der Fünfer aus Oslo über jeden Zweifel erhaben. Kein Wunder eigentlich, schließlich ist die Veröffentlichung der ersten EP „Beast Unleashed“ im Frühjahr 2005 mittlerweile schon über sechs Jahre her und die Band zu einem eingespielten Team herangereift.

Der Opener „52“ versprüht mit seinem Banjo-Intro Redneck-Flair, bevor dann in bester Schwanzrock-Manier losgebrettert wird. Zäh wie Lava und schwer wie Blei dröhnen die Riffs aus den Boxen, über ihnen thront das energetische Organ von Knut Erik Solhaug, der Vergleich mit Glenn Danzig liegt nicht allzu fern. Doch die fünf Herrschaften beschränken sich nicht nur auf fettes Riffing, mit „This Is It“ folgt sogleich eine heftige Uptempo-Nummer mit Thrash-Anleihen. Die Gitarrenfraktion wird über das komplette Album nicht müde, ihre Virtuosität unter Beweis zu stellen und beeindruckt mit allerhand Soli und zweistimmigen Leads. „Svölk ‘Em All“ bietet dementsprechend eine Vielzahl an lässigen Riffs, mal in groovig-bluesigem, mal in flotterem Tempo. Zur Albummitte hin erschöpft sich diese Verspieltheit ein wenig, sodass es teilweise klingt, als sei man von den Jams, die man sich im Proberaum spontan aus den Fingern gesaugt hat, doch etwas zu begeistert gewesen.

In der zweiten Hälfte reißen sich SVÖLK jedoch am Riemen und lassen – auf sehr unterhaltsame Weise – vor allem ihre Liebe zu Old-School-Bands wie den Scorpions, Iron Maiden oder Black Sabbath in ihren eigenen Sound einfließen, vor allem „Inferno“ und das anschließende „Dead:30” warten mit tollen Twin-Gitarrensoli und Retro-Riffs auf. Auch die drei Bonussongs am Albumende kann man nur als gelungen bezeichnen. Neben „Time For The Dying“ mit seiner starken Stoner-Ausrichtung und „Warm Within“ mit seinem abwechslungsreichen, teilweise thrashigen Schlagzeugspiel ist hier vor allem „Overload“ zu nennen, das mit schönem, mehrstimmigem Refrain und schleppendem, epischem Instrumentalpart mit harmonischen Gitarren aufwartet. Refrains wie hier sind auf der Platte leider Mangelware, wodurch der Wiedererkennungswert der Lieder doch sehr beschränkt ist.

Ob ernst gemeint oder nicht, es ist natürlich Trick 17, für sich gleich ein neues Subgenre zu erfinden, denn wirklich Neues bieten SVÖLK auf ihrem Debütalbum nicht, aber was sie bieten, hat Hand und Fuß und kommt eigenständig herüber. So dreckig und punkig wie ihre Landsmänner von Turbonegro sind sie zwar nicht, doch wer auf kräftige Riffmonster in der Schnittmenge zwischen Stoner Rock und traditionellem Metal steht, für den ist „Svölk ‘Em All“ sicherlich ein, ähem, bärenstarkes Album.

Wertung: 7 / 10

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