Review Sylvaine / Unreqvited – Time Without End (Split)

Auf nunmehr drei Alben konnte sich die französische Musikerin SYLVAINE ein ums andere Mal selbst übertreffen – und auch ihr Kollege 鬼 von UNREQVITED sorgte mit „Mosaic I: L’Amour Et L’Ardeur“ (2018) und dem eben erst erschienenen „Mosaic II“ für Faszination und Begeisterung in Post-Metal-Kreisen. Irgendwie also kein Wunder und doch eines, dass diese beiden Ausnahmemusiker zusammengefunden haben, um mit „Time Without End“ eine gemeinsame Split zu realisieren.

Den ersten Part übernimmt SYLVAINE – und nutzt die Split, um zwei eher untypische Songs zu veröffentlichen: „No More Solitude“ und „Falling“. Gerade ersterer weiß mit fast grenzenloser Melancholie und großen Emotionen zu begeistern: Nur auf dem Piano begleitet, mitunter aber in einem Arrangement aus mehreren Gesangs-Spuren, klingt SYLVAINE hier zarter denn je – dabei aber zu keiner Sekunde kitschig. In „Falling“ wird der filigrane Gesang von einer weichen Konzertgitarre untermalt – ansonsten ist das Konzept vergleichbar: Perkussive Instrumente, verzerrte Gitarren oder gar Screams, wie man sie bei SYLVAINE zuletzt gewohnt war, würde man hier vergeblich suchen. Wäre man von diesen beiden Stücken nicht so gebannt, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, solche Elemente zu vermissen. [MG]

Auch 鬼 verzichtet mit UNREQVITED erst mal auf Distortion-Gitarren und Schreigesang. Stattdessen widmet er sich bei „Interwoven“ ganz und gar seinen verträumten Clean- und Akustikgitarren sowie geradezu friedlichen Keyboardkompositionen. Im Gegensatz zu SYLVAINE, welche auf dem ersten der beiden Tracks einige wirklich schöne Gesangsharmonien beisteuert, gibt sich UNREQVITED jedoch, was die Instrumentierung angeht, nicht genügsamer als auf seinen Studioarbeiten: Die pompösen Keyboards sind also gewohnt dick aufgetragen und beim euphorischen „Fields Of Elysium“, das mit seinem berührend hoffnungsvollen Grundton den Tracks von „Mosaic I“ in nichts nachsteht, sind nach den anfänglichen, beschwingten Akustikgitarren sogar Tremolo-Riffs und Double-Bass-Drums zu hören.

Mit dem Post-Black-Metal, für den man SYLVAINE und UNREQVITED eigentlich kennt, hat „Time Without End“ kaum etwas zu tun. Gerade deswegen ist diese Split eine wahre Bereicherung für die Diskographie des stilistisch ungleichen Paares: Hier bekommt man beide Projekte von einer mehr oder minder neuen, interessanten Seite zu sehen. Während SYLVAINE frei nach dem Motto „weniger ist mehr“ den größtmöglichen Gefühlsreichtum aus ihren sparsam arrangierten Balladen herausholt, tritt UNREQVITED zwar gewohnt bombastisch, jedoch optimistischer denn je auf, woraus sich im Hinblick auf das zeitgleich veröffentlichte, deutlich düsterere „Mosaic II“ ein eindringlicher Kontrast ergibt. [SR]

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Keine Wertung

Publiziert am von und

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert