Review Syntonic – New Old Film

Die Band SYNTONIC gründete sich bereits 1999 – ob es sich dabei um eine Anspielung auf das Getränk GIN Tonic oder doch eher eine solche auf ein syntonisches Komma handelt, sei an dieser Stelle dahin gestellt. Zwar wurde 2003 bereits eine Demo namens „Demo 2003“ (Achtung, einfallsreich) und 2006 eine EP namens „Umbrella – The Single“ veröffentlicht – bis zum ersten vollwertigen Album dauerte es jedoch geschlagene 13 Jahre. Bis genau jetzt. Dieses Album hört auf den Namen „New Old Film“.

SYNTONIC klingen zunächst wie eine gewöhnliche Indie-Rock-Band – zumindest, was Instrumentalik und gerade den Gesangsstil von Rocco Harzbecker anbelangt. Jedoch gehen SYNTONIC im weiteren Verlauf deutlich über die Grenzen dieses Genres hinaus: Ein Track wie „Windows“ überzeugt mit einem recht ruhigen Beginn, das simpel betitelte „If“ daher eher durch kluge Arrangements. „Ok“ bringt mit Double-Bass-Spiel zu Beginn, eingängigen Leads und hörbaren Bassläufen nochmal einen Tick mehr Schwung rein –der Refrain des Liedes macht mit seinen coolen Gitarrenriffs einiges her. Sehr positiv fällt bei SYNTONIC auf, dass die Band stets Überraschungen bereit hält und ihre Songs erstaunlich vielschichtig und abwechslungsreich gestaltet – ein gutes Beispiel hierfür ist das Intro von „World Of My Own“. Sänger Harzbecker versteht es derweil, mit Gefühl für Melodie und nicht zu aufdringlich den Songs auf „New Old Film“ seinen Stempel aufzudrücken. Auch dass auf Keyboards vollständig verzichtet wird, wird der ein oder andere als positiv empfinden.
Einige Kritikpunkte an der CD gibt es aber: Einer ist, dass streckenweise einfach zu wenig passiert: Man hat das Gefühl, dass mit einer zweiten Gitarre, fetzigeren Melodien und einer höheren Gesangsdichte noch mehr drin gewesen wäre. In „Backdoor“ übertreibts Harzbecker derweil mit der penetranten Wiederholung der immerselben Gesangsmelodie. Und auch wenn es eigentlich kein Kritikpunkt sein dürfte – aber zieht man sich die 55-minütige Platte an einem Stück rein, fällt doch auf, dass im letzten Drittel der CD nichts Neues mehr passiert.

Wem Baukasten-Indie- und Post-Rock-Bands zu doof beziehungsweise langweilig sind, der darf hier dennoch mal ein Ohr riskieren. SYNTONIC als die Crème de la crème zu bezeichnen wäre nämlich zwar übertrieben, aber dafür dass die CD so unorthodox klingt, gefällt sie doch echt gut. Ein paar mehr Ecken und Kanten dürfen her – eine runde Sache ist „New Old Film“ dennoch.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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