Review The Contortionist – Our Bones (EP)

Wie vielseitig Progressive Metal ist, zeigt ein Blick auf die Diskografie von THE CONTORTIONIST. Angefangen mit Djent-lastigen, vertrackten Gitarren und dem Zusammenspiel aus Geschrei und Klargesang, führte ihr Weg 2017 auf „Clairvoyant“ zu einer atmosphärischen Interpretation des Subgenres gänzlich ohne Screams. Dass die Band mit beiden Herangehensweisen auf hohem Niveau bestehen konnte, lag neben Michael Lessards toller Stimme vor allem an Robby Bacas ausgeklügeltem Songwriting. Nun setzt die Band ihre Reise mit der vier Songs starken EP „Our Bones“ fort.

Bei den vier Tracks handelt es sich um drei aus eigener Feder sowie um das Smashing-Pumpkins-Cover „1979“. Ist letzteres eher ein als Extra zu betrachten, das gut klingt, dem die Band jedoch keinen eigenen Stempel aufdrücken kann, sind es die drei eigenen Songs, die „Our Bones“ zu einem gelungenen Extended Play machen. So dürften Fans aller Schaffensphasen der Jungs aus Indianapolis auf ihre Kosten kommen. Mit dem Opener „Follow“ ehren THE CONTORTIONIST ihre frühen Werke: Tiefe Gitarren, vetrackte Melodien und Rhythmuswechsel erzeugen in Verbindung mit Lessards gefühlvollem Gesang und überraschenden Shouts einen abwechslungsreichen und doch leicht zugänglichen Soundteppich. Die wieder härter agierende Instrumentalfraktion trifft dabei auf die wohlige, anmutende Atmosphäre „Clairvoyants“. Das anschließende „Early Grave“ verzichtet zwar wieder auf Shouts, führt die instrumentale Herangehensweise von „Follow“ jedoch fort. Dem Sextett gelingt es dabei auf beiden Songs besser als zuvor, ihrer abwechslungsreichen Instrumentierung zusätzlich Ohrwurmcharakter zu verleihen. So lohnt sich ein genaues Hinhören zwar nach wie vor, jedoch lassen sich die Lieder auch nebenbei beim Kochen anhören und laden zum Mitsummen und -singen ein.

Sind bereits „Follow“ und „Early Grave“ mit unter vier Minuten ungewöhnlich kurze THE-CONTORTIONIST-Songs, so knackt „All Grey“ nicht einmal die Zweiminutenmarke. Das von Keyboarder Eric Guenther getragene Stück fährt die Energie der anderen Songs etwas herunter und lädt den Hörer dazu ein, die Augen zu schließen und einfach nur zuzuhören. Durch die kurze Dauer will die Atmosphäre jedoch nicht richtig aufkommen, wodurch „All Grey“ trotz tollem Ansatz eher wie ein Interlude wirkt. Schade, denn ein vollwertiger dritter Song hätte „Our Bones“ wunderbar abgerundet.

THE CONTORTIONIST beweisen auf ihrer jüngsten EP dennoch, dass sie nicht nur herausragendes songwriterisches Talent besitzen, sondern auch beide Schaffensphasen der Band miteinander kombinieren können. Obwohl „Our Bones“ mit dem überraschend kurzen „All Grey“ leider etwas unfertig wirkt, entdecken Fans hier einige Schmankerl, die die Wartezeit auf das nächste vollwertige Album definitiv verkürzen werden.

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Publiziert am von Silas Dietrich

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