Review The Sidekicks – Awkward Breeds

In den 90ern und den Anfängen der sogenannten 00er Jahre gab es viele Bands, die die Essenz von Punkrock aufgriffen, diese mit einem unwiderstehlichen Popappeal verbanden und somit ideale Sommermusik kreierten. Dass der Siegeszug dieser Musik, wie so oft mit Trends, ein schleichendes Ende nahm und im Laufe der Jahre immer mehr alles niederwalzenden Gitarrenriffs und Aggression weichen musste, bedeutet aber nicht, dass Bands im Stil der frühen Weezer, Green Day oder Jimmy Eat World ausgestorben wären (ganz abgesehen davon, dass diese Bands – mehr oder weniger erfolgreich und mehr oder weniger qualitativ gleichwertig – immer noch dabei sind). Ein Beweis dafür ist „Awkward Breeds“, das bereits dritte Album der Midwest-Punkband THE SIDEKICKS. Ausgehend von dreckigem Punkrock hat die Band sich über Basement-Shows in Amerika stetig weiterentwickelt, immer mehr melodiöse Einflüsse in ihre Musik integriert, um nun schließlich auch in Europa Fuß zu fassen und eine unglaublich eingängige und beschwingte Mischung zwischen Powerpop und Indiepunk präsentiert.

Die Einflüsse von Weezer auf „Awkward Breeds“ sind so offensichtlich, dass man sie eigentlich gar nicht mehr ausformulieren muss – besonders das epische, stark an den Weezer-Klassiker „Only In Dreams“ erinnernde „The Whale And Jonah“ sowie das Sing-A-Long taugliche „Baby, Baby“ mit seinem Kopfnicker-Beat und dem ausbrechenden Refrain könnten so auch vom blauen Album stammen – ganz zu schweigen von der Tonlage von Sänger und Gitarrist Steve Ciolek, die besonders in den intensiven und hohen Passagen extrem an Rivers Cuomo erinnert. Neben diesen Songs, die auch immer wieder durch plötzlich explodierende, langsame Gitarrensoli unterbrochen werden, schrammelt sich die Band durch verschiedene Tempi, verzichtet dabei auf starke Verzerrungen und präsentiert in Songs wie „DTM“ oder „Grace“ unverschämt eingängigen und melodiösen Indie-Punk. Der hohe Gesang am Ende von „Peacock“ erinnert fast an Bands wie The Shins, „1940’s Fighter Jet“ mit seiner Beschränkung auf eine leise Gitarre und Gesang ist ein emotionales Manifest und „Looker“ präsentiert sich als akustischer Lo-Fi-Song, in welchem sich am Ende sogar die Aufnahme überschlägt.

THE SIDEKICKS haben auf „Awkward Breeds“ keinen einzigen schlechten Song versteckt, wobei manche Nummern ein wenig zu gleichförmig und unspektakulär aus den Boxen tanzen, besonders wenn die Band das Tempo etwas zu sehr drosselt. Dennoch zaubert das Album als Ganzes ein verschmitztes Lächeln ins Gesicht, man fühlt sich an den Sound seiner Jugend erinnert und hat die Hoffnung, dass Weezer vielleicht irgendwann doch noch einmal ein richtig gutes Album schreiben, irgendwie noch nicht so ganz aufgegeben. Bis dahin stellen THE SIDEKICKS, wenn sie noch ein bisschen mehr Abwechslung in ihre Musik einbringen und etwas fetter produziert wären, eine mehr als valide Alternative dar – dass die Band bei derartigem Potential live ziemlich sicher zu überzeugen weiß, versteht sich von allein.

Wertung: 7.5 / 10

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