Review Various Artists – Metalmessage Vol. 4

Sampler sind in der heutigen Zeit ja so eine Sache. Man kann sich jede Band auf MySpace anhören, sich die Lieder oft auch noch herunterladen und sich sowieso irgendwo alles kostenlos anhören. Die klassischen Zusammenstellungen werden so immer rarer oder werden lieblos zusammengebastelt und als Beilage zu irgendeiner Bestellung dazugeworfen.

Glücklicherweise aber gibt es da auch ein paar wenige, dafür aber umso ruhmreichere Ausnahmen, die sich teils sogar als feste Größe in der Szene etablieren. Mit als erstes zu nennen wäre hier zweifellos der „Metalmessage“-Sampler des Kollegen Markus Eck, der uns 2007 bereits in seiner vierten jährlichen Auflage mit einigen Perlen aus dem Pagan / Viking / Folk / Black Metal Bereich versorgt. Qualität und Leidenschaft wird bei dieser Reihe seit jeher ganz groß geschrieben und Vol. 4 macht hier natürlich keine Ausnahme. Wie gewohnt darf man sich wieder über eine sehr schöne Optik freuen, das Coverartwork stammt diesmal von Jean-Pascal Fournier, der schon für illustre Kapellen wie Immortal, Edguy oder Stormlord den Pinsel schwang. Auch Kris Verwimp (der das Vol. 3-Cover zeichnete) war beim Design wieder mit von der Partie. Offenbar aufgrund der hohen Nachfrage kommt Vol. 4 erstmals in einer 1000er Auflage anstatt wie bisher mit je 500 Einheiten.

Wie üblich schlich sich auch hier die ein oder andere bereits bekanntere Truppe ein, diesmal sind das die Letten von SKYFORGER, die in letzter Zeit hierzulande einen erheblichen Bekanntheitsschub verzeichnen konnten. Das spezielle hieran ist, dass „A Crested Bird Sings“ bisher unveröffentlicht und auf keiner SKYFORGER-CD zu finden ist. Besonders freut es mich, dass SLECHTVALK auch dabei sind, mit „On The Eve Of Battle“ von ihrem Album „At The Dawn Of War“. In Deutschland scheinen die Niederländer reichlich unbekannt zu sein, dabei würden sie weit mehr Aufmerksamkeit verdienen, eine tolle Band, die man sich anhören sollte, sofern man mit epischem Pagan/Black Metal etwas anfangen kann. Den Metal1-Lesern bestens bekannt sein sollten auch SLARTIBARTFASS, die nicht zu selten verrissen werden, so auch von meinen Kollegen Krüger und Teufel. Mit „St. Cuthbert“ findet immerhin eines ihrer erträglichen Lieder den Weg auf diese Compilation, trotzdem sind die Deutschen einer der Schwachpunkte. Überraschend übrigens und ein Novum: SLARTIBARTFASS ist diesmal die einzig vertretene deutsche Band, es gibt also mehr denn je zu entdecken.

Norwegen ist mit zwei Beiträgen am Start. Gleich zu Beginn lassen es GJENFERDSEL krachen, „Svik“ stammt von ihrem guten Debütalbum „I“und eröffnen den Reigen mit kaltem und melodischem Black Metal. Die Landsmänner GALAR dagegen brauchen mehr Zeit um zu überzeugen, ist ihre Mischung aus kaltem Black Metal mit Klargesang, Flöten und Akustikgitarren zwar nichts neues, dennoch aber gewöhnungsbedürftig. Schlecht machen sie ihre Sache nicht, sie dürften aber arge Geschmackssache sein. Ebenfalls zweimal vertreten ist Großbritannien, FOREFATHER können mit dem epischen „Engla Tocyme“ auf ganzer Linie überzeugen. Die mir bisher unbekannten OAKENSHIELD dagegen können keineswegs begeistern, recht gelangweilt und uninspiriert wirkt ihr „ Ginnungagap“. Zwischen den Briten und Norwegern versteckt sich unter den ersten Fünf außerdem noch ein estnischer Beitrag von THARAPHITA, die nicht nur mit einer wahnsinnig druckvollen Produktion, sondern auch mit tollen Melodien und krachenden Riffs aufwarten können, toller melodischer Black Metal.

Schweden wird vertreten durch IRMINSUL, doch ihnen wird leider ihre recht schwachbrüstige Produktion und die Einfallslosigkeit zum Verhängnis. Nette Ideen haben sie wohl, akustische und elektrische Gitarren gepaart mit aggressivem sowie wütendem Gesang ist aber von Grund auf nur gut, wenn es aus dem Standardschema ausbricht, das tut es hier aber leider nicht. Ein sehr interessantes Projekt steht an Position 8, FOLKEARTH nämlich besteht aus zahlreichen Musikern aus der ganzen Welt, von Italien über Griechenland bis in die USA. Ihr folkgeschwängerter Pagan Metal kann auch einiges, ein wenig mehr Ausarbeitung wäre aber nicht verkehrt, um mit den Größen mithalten zu können, vor allem scheint einer der Gitarristen öfter mal daneben zu hauen.

THEUDHO nennt sich die Gruppe aus Belgien, ihr „The Journey To Lyngvi“ weiß auch gleich mit guter Produktion zu überzeugen, das aber täuscht anfangs darüber hinweg, dass das Lied im Endeffekt nur 08/15-Kost ist, der es an Begeisterung fehlt. Die Belgier können sicherlich mehr, wenn sie nur an ihrem Können feilen. Die Russen ALKONOST täuschen ein wenig mit ihrem Liedtitel „Darkness“, das Stück nämlich klingt eher fröhlich und verbreitet Schunkelstimmung. Man könnte jedenfalls sagen, sie klingen typisch russisch, Gedanken an Nomans Land sind hier nicht fern. Ein schönes Lied, der hohe Frauengesang im Kontrast zum Gekeife kommt hier wunderbar. Wer übrigens denkt, SKYFORGER an Position 12 wären schon das Highlight, hat sich gewaltig geschnitten. Die Iren mit dem seltsam anmutendem Namen SIROCCO bilden nicht nur den Abschluss des Samplers, sondern entpuppen sich mit ihrer Mischung aus Folk / Celtic Rock und klassischem Heavy Metal mit leicht angerauten klaren Vocals als Höhepunkt der CD. Grandiose Atmosphäre wird in ganzen neun Minuten geboten, einfach fantastisch, hier werde ich zweifellos in Kürze das komplette Album anhören müssen.

Das Fazit fällt hier eigentlich aus wie immer: Eine schöne Zusammenstellung – diesmal dank der vielen Nationen bunter als je zuvor – die sowohl Licht als auch Schatten bietet, von ersterem aber gewohnterweise mehr. Neben den großartigen SIROCCO und den bekannteren Namen FOREFATHER, SLECHTVALK und SKYFORGER ist mein Anspieltipp ALKONOST, die ebenfalls aus der Masse des Einheitsbreis heraus stechen. Lange Rede, gleicher Sinn: „Metalmessage Vol. 4“ ist für Folk/Pagan/Black Metaller eine mehr als lohnenswerte Anschaffung. Es gibt viel zu entdecken und – man kann es kaum oft genug erwähnen – bekommt man einen mit Leidenschaft geschaffenen Sampler.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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