WYTCH HAZEL um Bandkopf und Riff-Genie Colin Hendra machen sich zum vierten Mal auf das Wort des Herrn, verpackt in grandiose Musik, zu predigen und knüpfen damit nahtlos an das starke Werk „III: Pentecost“ an. Denn wenn man von den bisweilen arg pathetischen christlichen Texten des Frontmanns absieht, gehören die Engländer mit ihrem bisherigen Schaffen zur Speerspitze der jungen Generation klassischer Rock- und Metal-Bands, die Legenden wie Jethro Tull, Uriah Heep oder Angel Witch huldigen aber gleichzeitig auch einen eigenen Sound schaffen. Dementsprechend groß sind die Erwartungen an „IV: Sacrament“.
Colin Hendra scheint sich selbst beim Schreiben von Album Nummer vier die Devise „mehr Ohrwürmer“ ausgegeben zu haben, denn noch mehr als bei den Vorgängern gehen die Refrains der meisten Songs aus „IV: Sacrament“ direkt ins Ohr und bleiben da auch erstmal. Der Opener „The Fire’s Control“ gibt dabei gleich die Marschrichtung der Scheibe vor und brilliert mit einer starken Melodie, druckvollem Drumming und Hendras unverkennbarer Stimme. Auch „Time And Doubt“, „Deliver Us“ oder „Strong Heart“ leben von dieser Grundausrichtung, weisen daneben aber noch viele weitere Facetten auf. So erweisen sich die Riffs als erstaunlich krachend, hier und da werden hymnische Chöre eingebaut und immer wieder schütteln WYTCH HAZEL neue ergreifende Melodien aus dem Ärmel. Ein Highlight herauszupicken fällt schwer, ein unbedingter Anspieltipp ist aber das Doppel aus „Gold Light“ und „Endless Battle“. Ersterer fungiert als instrumentales Zwischenspiel und Hinleitung zum mittelalterlich-balladesken „Endless Battle“ mit einer weiteren fulminanten Hook.
Stichwort mittelalterlich: Die folkigen Einschläge, die sich durch die bisherigen WYTCH-HAZEL-Alben gezogen haben, muss man diesmal leider eher vergeblich suchen. Das nimmt dem Sound des Quartetts etwas von seiner Magie, Hendra hat „IV: Sacrament“ dafür aber deutlich stärker auf Hard Rock bzw. Proto-Metal getrimmt. Zumindest über weite Strecken hinweg, denn nach dem bereits erwähnten starken „Endless Battle“ driften die finalen beiden Stücke „Future Is Gold“ und „Digging Deeper“ auf den letzten Metern doch etwas zu sehr ins Emotionale und Ruhige ab.
Dennoch ist es kaum zu glauben, dass WYTCH HAZEL auch auf „IV: Sacrament“ erneut eine Unmenge an Ohrwürmern mit packenden Melodien und Riffs abliefern. Fast schon traumwandlerisch sicher komponiert Colin Hendra Hit um Hit und empfiehlt sich und seine Band damit völlig zurecht als das nächste große Ding im traditionellen Rock/Metal abseits von Greta Van Fleet und Co.
Wertung: 8 / 10