Konzertbericht: Animals As Leaders w/ Tesseract

29.10.2014 Jena, F-Haus

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Die Musikwelt neigt bisweilen dazu, ein neues Genre zu formen, dessen Name nicht so richtig das widerspiegelt, wofür das Genre denn nun steht. Ein Beispiel hierfür ist Djent, ein Auswuchs des Progressive Metals, welcher komplexer sowie polyrhythmischer kaum sein könnte und den Besuchern des Jenaer F-Hauses von zwei Größen jenes Genres, ANIMALS AS LEADERS und TESSERACT, live vorgestellt wird.

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Als die sympathischen Briten von TESSERACT die Bühne betreten, ist der Saal bereits üppig gefühlt und die Vorfreude der Zuschauer auf den bevorstehenden Auftritt des Quintetts deutlich zu spüren. So überrascht es nicht, dass das Publikum schnell von einem gespannten Herumstehen und einem konzentrierten Blick auf die Bühne übergeht zu ersten rythmischen Bewegungen und begeisterten Applaus nach jedem Song. Nur drei Lieder benötigen TESSERACT, um die Zuschauer in ihrem Bann zu ziehen, was vor allem der atemberaubenden stimmlichen Leistung von Daniel Tompkins zu verdanken ist, dessen präzise sitzenden Töne Gänsehaut und Bewunderung zugleich erzeugen.

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In ihrem einstündigen Set spielen die Briten nicht nur einige Songs ihres aktuelles Albums „Altered State“ sowie dem Vorgänger „One“ (2011), sondern geben auch die gesamte „Concealing Fate“-EP (2012) wieder. Dazwischen bedankt sich Sänger Tompkins so oft für das zahlreiche Erscheinen sowie das Interesse an der Musik von TESSERACT, dass der Zuschauer keinen anderen Eindruck als den gewinnen kann, dass es sich bei den Herren um Musiker aus Leib und Seele handelt, deren Gewinn nicht an verkauften CDs, sondern an der Zustimmung ihres Publikums abzulesen ist. Auf Grund des Umstandes, dass TESSERACT nicht nur einen musikalisch fesselnden Auftritt hinlegen, sondern es zwischen der Band und den Zuschauern auch noch menschelt, steigt die Erwartungshaltung an das Trio um Tosin Abasi unermüdlich.

Setlist TESSERACT:
01. Of Matter – Proxy
02. Of Matter – Retrospect
03. Of Matter – Resist
04. Concealing Fate, Part 2: Deception
05. Concealing Fate, Part 3: The Impossible
06. Concealing Fate, Part 4: Perfection
07. Concealing Fate, Part 5: Epiphany
08. Concealing Fate, Part 6: Origin
09. April
10. Of Energy – Singularity
11. Of Mind – Nocturne
12. Concealing Fate, Part 1: Acceptance

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Ohne Intro und völlig überraschend beginnen ANIMALS AS LEADERS ihr Set, selbst die Bühnenbeleuchtung brauchte erst kurz Zeit, um sich aus dem Pausen-Modus zu verabschieden. Übel nimmt es den Instrumentalisten niemand, denn im Gegenteil, die Spielfreude ist den drei US-Amerikanern von der ersten Minute an anzusehen und schwappt sofort auf die noch immer euphorisierten Zuschauer über. Hingegen TESSERACT mehr um Publikumsnähe bemüht waren, spricht Abasi weniger als drei Sätze, die mit seinem verschmitzten Grinsen jedoch so sympathisch herüberkommen, wie sein Spiel an der achtsaitigen Gitarre furios ist.

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Obgleich ANIMALS AS LEADERS einen musikalisch nicht weniger gelungenen Auftritt absolvieren als ihre Vorgänger hat das Mitgehen des Publikums merklich nachgelassen. Zu kompliziert ist es, dem Trio durchgängig zu folgen, einfach weil die Stücke eher temporär anstatt durchgängig eine Melodie beibehalten. Somit konzentriert sich das Publikum eher auf das Staunen über das Talent jedes einzelnen Musikers anstatt es seine Köpfe zu eingängigen Parts schwingt, wie es bei TESSERACT regelmäßig möglich war.

Setlist ANIMALS AS LEADERS:
01. Tooth And Claw
02. Tempting Time
03. Wave Of Babies
04. Ka$cade
05. Lippincott
06. Air Chrysalis
07. Point To Point
08. The Price Of Everything And The Value Of Nothing / Behaving Badly
09. Espera
10. Physical Education
11. The Woven Web
12. Weightless
13. CAFO

Obwohl sich beide Bands in einem Genre heimisch fühlen, gestalteten sich ihre Auftritte nur bedingt ähnlich. Hingegen TESSERACT von Anfang an ein erwartungsvolles und aktives Publikum vor sich hatten, dessen Begeisterung für den Abend durch eine gute Show der Briten weiter angeheizt wurde, flachte diese Euphorie bei ANIMALS AS LEADERS etwas ab. Zu Schulden kommen lassen hat sich das Trio aus den USA hierfür nichts, sondern ihm gelang es nur nicht, solche fesselnden stimmlichen wie melodischen Spannungsbögen aufzubauen, wie es bei TESSERACT der Fall war.

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