Review Funeral For A Friend – Chapter And Verse

Irgendwie waren FUNERAL FOR A FRIEND schon immer da. 2001 gegründet, waren sie eine der führenden Bands im Emo-/Screamo-Bereich (oder wie auch immer man emotionale Musik zwischen Punk, Metal und Hardcore mit Gespür für Melodie und Härte eben nennen soll) und sind es im Gegensatz zu vielen heute nicht mehr existenten Gruppen aus dieser Periode immer noch. Den zwischenzeitlichen Ausflug in den Alternative- und Pop-Sektor hat die Band auf ihren letzten Alben zugunsten einer Rückbesinnung auf ihre härteren Wurzeln mit Erfolg aufgegeben. „Chapter And Verse“, das siebte Album der Waliser, stellt nun die konsequenteste Folge dieser Entwicklung dar, welche die Gegenwart voller Inbrunst umarmt, ohne die eigene Vergangenheit zu ignorieren.

Ein kleines Riff, verzweifelter Gesang aus dem Hintergrund, eins zwei drei vier, und sofort fühlt man sich wieder wohl: „Stand By Me For The Millionth Time“ zeigt mit eingängigen Melodien, rhythmischem Gespür und dem sehnsüchtigen Schreigesang von Matthew Davies-Kreye als idealer Einstieg sofort, dass diese Art von Musik auch 2015 noch ihre Berechtigung hat. „You’ve Got A Bad Case Of The Religions“ war bereits als Singleauskopplung im Vorfeld dazu in der Lage, mit seinen punkigen Strophen und seinem unfassbar eingängigen Refrain alle Freunde der 2000er Emo-Welle selig lächeln zu lassen. In „After All These Years… Like A Lightbulb Going Off In My Head“ sowie „Pencil Pusher“ schaffen es FUNERAL FOR A FRIEND, Double-Bass und treibende Punkrockparts so zu kombinieren, dass man gleichzeitig im Moshpit durchdrehen will, allerdings nie den Eindruck bekommt, es hier mit stumpfen Songs zu tun zu haben. Mit „Modern Excuse Of A Man“ wird klar, dass auch die Aggressivität der aktuellen (Post-)Hardcore-Welle nicht an FUNERAL FOR A FRIEND vorbeigegangen ist, klingen sie doch hier nahezu so frisch und unverbraucht wie Touché Amoré auf ihrem Debütalbum. Gleichzeitig findet mit „Brother“ ein rein von Akustikgitarre und Gesang getragener Track seinen Weg auf die Platte, der es an Intensität mit den härteren Stücken ohne Probleme aufnehmen kann.

FUNERAL FOR A FRIEND stellen auf „Chapter And Verse“ unter Beweis, dass sie sich nicht hinter den vielen in den letzten Jahren im Bereich des Post-Hardcore durchgestarteten Bands verstecken brauchen. Zwar schleichen sich immer wieder einige Momente ein, die ein wenig zu generisch der klassischen Emo-Folie folgen, da die Waliser allerdings eben mit für diese Folie verantwortlich sind, fällt dies weiter nicht ins Gewicht. Die doch sehr glatte und saubere Produktion könnte gerne ein wenig roher und rumpliger sein – der wiedergefundenen Wut würde ein etwas dreckigerer Sound auf jeden Fall gut zu Gesicht stehen. In diesem Sinne ist es verwunderlich, dass der extrem starke Hidden Track als heftigster Song der Platte nicht ein ‚offizieller‘ Teil von „Chapter And Verse“ ist. Auch wenn Acts wie die bereits genannten Touché Amoré, Defeater oder Make Do And Mend in den letzten Jahren eine neue Welle an Post-Hardcore ausgelöst haben, können FUNERAL FOR A FRIEND ohne Bedenken gleichzeitig als Vorgänger und Teil der neuen Generation bezeichnet werden.

Wertung: 7.5 / 10

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