Interview mit Michiel van der Pflicht von God Dethroned

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Sieben Jahre lang gab es an der Studiofront nichts Neues, dieses Jahr meldeten sich die niederländischen Death-Metaller GOD DETHRONED mit einem Paukenschlag zurück: „The World Ablaze“, das zehnte Album der Band, überzeugte uns derart, dass wir uns mit Schlagzeuger Michiel van der Pflicht unterhalten haben. Er gewährt uns tiefere Einblicke in die bewegte Bandgeschichte, die Zusammenarbeit mit Bandkopf Henri Sattler und die Gründe für das WKI-Konzept der letzten drei Alben.

 

GOD DETHRONED mussten zwei Split-Ups hinnehmen, einen im Jahr 1993 und dann 2012, doch glücklicherweise kamt ihr wieder zurück. Was waren aus deiner Sicht die hauptsächlichen Gründe für die Splits und auch das anschließende Weitermachen?
Ich kann mich nur auf 2012 beziehen, 1993 war vor meiner Zeit in der Band. Ich weiß, dass Henri (Henri Sattler, Sänger und Gitarrist, Anm. d. Red.) eine Pause vom ewig gleichen Ablauf, ein Album aufzunehmen und auf Tour zu gehen, brauchte, um sich um persönliche Angelegenheiten zu kümmern und seine Firma „Serpent King Guitars“ ins Leben zu rufen. Wenn er es aber als Pause bezeichnet hätte, wäre er dauernd gefragt worden, wann die Band zurückkommt, also bezeichnete er es als Split. Aber eigentlich brauchte er nur Zeit, um alles auf die Reihe zu kriegen.

Nicht jede Band kann von sich behaupten, seit 27 Jahren aktiv zu sein und ich kann mir vorstellen, dass ihr in dieser Zeit einiges erlebt habt, das die Metal-Szene betrifft. Was sind deiner Ansicht nach die auffälligsten Veränderungen im Metal seit dieser Zeit?
Die Metal-Szene ist mittlerweile sehr zerstückelt, es ist Subgenre im Subgenre im Subgenre. Es kommt einem so vor, dass wenn eine Band einen Gitarren-Akkord nur ein bisschen anders spielt oder nur einen Drum-Beat verwendet, daraus gleich ein eigenes Genre wird und ich finde das scheiße. Mir hat es gefallen, als man noch zu einem Gig gehen und eine Thrash-Band, dann eine Doom-Band und dann eine Death-Metal-Band sehen konnte, das ist doch alles harte Musik. Heutzutage hast du nur noch Slam-Death-Bands oder Doom-Bands im Line-Up, und Fans des einen Genres werden nicht zu den Gruppen des anderen Genres gehen, wodurch die Zuschauer weniger und weniger werden. Ich sehe das nicht als etwas Positives.

Welche Metal-Musik, oder Musik im Allgemeinen, hörst du privat denn gerne?
Ich bin beruflich Musiklehrer, also höre ich alle Arten von Musik. Und ich finde immer etwas in fast jedem Genre, das mir zusagt. Meine persönlichen Vorlieben finden sich im 70er- und 80er-Hard-Rock wie Dio, Led Zeppelin, Rainbow oder Foreigner. Wenn es um härteres Zeug geht, haben mir schon immer schwedische Bands wie At the Gates, The Haunted, In Flames oder Shining gefallen. Auch Pantera und Megadeth gehören zu meinen Favoriten, doch mir gefällt ebenso Gypsy Jazz, The Original Carter Family und 70er-Funk. Das Wichtigste ist, dass es etwas bietet, das mich bewegt.

Dann machen wir mal weiter mit eurem neuen Album „The World Ablaze“. Es setzt das Konzept der letzten beiden Alben mit Texten über den Ersten Weltkrieg fort. Was fasziniert euch am meisten an diesem Thema?
Er wirkte immer wie ein vergessener Krieg. An unseren Schulen wird der Zweite Weltkrieg viel gründlicher behandelt, weil die Niederlande im WKI neutral waren. Es hab mich immer fasziniert, wenn ich einen Film wie „Im Westen nichts Neues“ gesehen habe, danach habe ich das Buch gelesen und es blieb einer meiner liebsten Kriegsromane. Die Schlachten waren so grausam und qualvoll, dass es sich als Konzept für eine Death-Metal-Band geradezu anbietet. Es ist immer wichtig für uns, den Krieg aus einer Vogelperspektive zu betrachten und den Horror in den Schützengräben, die Krankheiten und die Gasangriffe auf die Soldaten in den Gräben zu dokumentieren.

Wie du schon erwähnt hast, passt das Konzept gut zum Death Metal und klingt bei euch entsprechend ernst und brutal. Was hältst du denn von Heavy-Metal-Bands, die das Thema Krieg im Gegensatz dazu deutlich leichter verdaulich und eingängiger behandeln, wie etwa Sabaton oder Civil War?
Ich höre diese Bands nicht, habe entsprechend keine wirkliche Meinung zu ihnen. Sie machen ihr Ding und wir das Unsere. Diese Bands sind sehr erfolgreich, also müssen sie etwas richtig machen. Ich persönlich bevorzuge ernste Musik in Mollton-Art. Traurige Musik macht mich glücklich.

Euer vorheriges Album „Under The Sign Of The Iron Cross“ wurde vor sieben Jahren veröffentlicht. Gab es jemals Bedenken, ob ein neues GOD-DETHRONED-Album nach so einer langen Zeitspanne noch positiv aufgenommen wird?

Vor Veröffentlichung von „The World Ablaze“ spielten wir zwei Jahre lang live. Wir traten auf großen Festivals wie Rock Hard und Graspop auf und wussten daher, dass wir nicht vergessen worden sind. Die Rückmeldungen der Fans zu den Shows waren großartig, das gab uns die Sicherheit, dass ein neues Album erwartet wurde und die Leute es akzeptieren würden. Und wir hatten Recht, das Feedback war überwältigend positiv.

Wenn du beide Alben miteinander vergleichst, wo siehst du die deutlichsten Veränderungen in eurem Sound? Was sind die größten Fortschritte?

Um den Sound kümmerte sich Dan Swano, der ganze Arbeit an dem Album geleistet hat. Wir könnten gar nicht zufriedener mit dem Mixing sein. Ich persönlich bin froh, dass einige Midtempo-Groove-Songs auf der Platte sind, während der Vorgänger ein durchgehendes Blast-Beat-Album war. Wir haben vier der neuen Songs live gespielt und das hat wunderbar funktioniert. Ich mag die Abwechslung auf dem Album und die melancholischen Melodien.

„On The Wrong Side Of The Wire“, „The World’s Ablaze“ und „Annihilation Crusade“ – das waren die Songs, die ihr im Vorab als Singles veröffentlicht habt. Warum sind es gerade diese drei Nummern, mit denen ihr den Hörern das Album näherbringen wolltet?
Ich denke, dass diese Songs alle Aspekte des Albums repräsentieren. Wenn man diese Songs miteinander vergleicht, sind sie unglaublich abwechslungsreich und unterschiedlich. Sie bieten Blast-Beats, Mid-Tempo und extrem schnelles Double-Bass-Zeug, aggressives Riffing und schöne Melodien. Eben ein bisschen von allem.

Und welcher Song auf „The World Ablaze“ bedeutet dir persönlich am meisten und warum?

Ich mag „Escape Across The Ice“ sehr. Es ist ein Song, den Henri und ich zusammen geschrieben haben und das gefällt mir immer am besten, weil du dadurch Musik zustande bringst, auf die du alleine nie gekommen wärst. Ich mag den Groove des Songs und wie die Melodien sich ineinander verflechten.

Nachdem ihr mit dieser Thematik des ersten Weltkriegs nun durch seid, welche Themen könntest du dir für eure zukünftigen Alben so vorstellen?
Es gibt immer Themen und Dinge in der Welt, die uns wütend machen, daher bin ich sicher, dass wir etwas finden werden, das auch unseren Fans gefallen wird, gar kein Problem. Ich weiß, dass Henri ständig Ideen sammelt und notiert und das mache ich auch. Nach einiger Zeit werden wir also genug Material zusammen haben, auf das wir zurückgreifen und aus dem wir für ein neues Album wählen können.

Meinst du, dass wir auf ein neues Album wieder ähnlich lang warten müssen, oder hältst du es für möglich, dass der Nachfolger zu „The World Ablaze“ schneller erscheint?
Ich bin sicher, dass das nächste Album schneller kommen wird. Ich schreibe permanent an neuem Zeug, sodass wir genug Material zur Auswahl haben werden, wenn die Zeit reif ist, sich auf etwas Neues zu konzentrieren.

Ihr habt zur Platte zwei Release-Shows hier in Deutschland und zwei in den Niederlanden gespielt und seid dann auf dem Party.San aufgetreten. Gibt es denn weitere Live-Pläne, vielleicht sogar für eine komplette Tour?

Wir buchen Shows für den Herbst und zwei stehen auch schon für 2018 fest. Bisher gibt es keine Tour-Pläne, aber wir sehen uns immer nach guten Angeboten um.

Dann vielen Dank für die Antworten! Zum Abschluss noch unser Metal1-Brainstorming. Was fällt dir zu diesen Begriffen ein:
Religion: Keine.
Black Metal: Nett!
Das „The Christhunt“-Album: Ein guter Start.
Facebook: In Ordnung.
Amsterdam: Nichts für mich.
Gouda: Nette Stadt.
Tulpen: Gut für unseren Export.

Die letzten Worte überlasse ich dir, was würdest du unseren Lesern und euren Hörern noch gerne mitteilen?

Vielen Dank. Checkt die neue Platte aus und ich hoffe, euch alle bei unseren Konzerten zu sehen!

Publiziert am von Pascal Weber

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