Interview mit Tenhi

Endlich, mag sich mancher gedacht haben, als kürzlich das neue Album der finnischen Ausnahmefolker TENHI erschien. Warum es so lange dauerte, warum „Saivo“ abwechslungsreich und homogen in einem ist und was das alles mit Wasser zu tun hat, erfahren wir im folgenden Interview.

Hallo und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für dieses Interview nimmst. Habt Ihr zur Zeit viel zu tun, um Euer aktuelles Album „Saivo“ zu promoten?
Grüß Dich. Tatsächlich läuft alles im Moment recht entspannt ab – das Härteste war, die Aufnahmen zum Album zu beenden. Natürlich ist es etwas schwierig, nach einer so langen Zeit, die wir mit dem Album zugebracht haben, das Ganze in ein paar Sätzen zusammen zu fassen. Deshalb haben wir uns ziemlich genau überlegt, ob wir überhaupt Interviews geben wollen.

Zunächst einmal muss ich meine Glückwünsche ausdrücken. „Saivo“ ist mit Sicherheit das intensivste Album des Jahres. Seid Ihr selber zufrieden damit?
Vielen Dank. Für uns ist es ganz sicher das beste TENHI-Album, deshalb sind wir natürlich auch etwas stolz darauf. Wie es bis jetzt scheint, mögen es auch die meisten Fans sehr gerne, das ist sehr schön.

Einige Fans wurden schon ganz unruhig, weil sie so lange auf „Saivo“ warten mussten. Was war der Grund dafür, früher kamen Eure Alben ja auch in kürzeren Abständen raus.
Tja, heutzutage kommen einem fünf Jahre schon wie eine Ewigkeit vor…sicherlich hatten wir einige Nachfragen, weil wir so langsam releasen. Ich denke, unser größter Fehler war, das Album schon zu früh anzukündigen. Ich denke, wir waren da etwas zu optimistisch, was den Termin angeht. Mit „Saivo“ wollten wir unsere Musik und Kunst weiter voran bringen als mit unseren früheren Alben und das hat einfach eine ziemlich lange Zeit und viel Liebe gebraucht. Wir wollten einfach keine Kompromisse…


Korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liegen sollte, aber mir kommt es so vor, als wäre „Saivo“ abwechslungsreicher als alle Alben, die Ihr jemals gemacht habt.
Da haben wir ein ziemlich unterschiedliches Feedback bekommen. Manche Fans meinen, dass die Musik komplexer als früher ist, andere sehen andererseits sogar Merkmale von Popmusik darin. Ich denke, es sind schon unterschiedliche klingende Songs, aber sie passen einfach gut zusammen. Unsere früheren Alben kommen mir im Nachhinein nicht mehr so homogen vor, deshalb würde ich eher sagen, dass „Saivo“ einem strengeren Konzept unterliegt.

Aus all diesen großartigen Songs stechen einige Lieder besonders heraus. Da haben wir gregorianische Chöre auf „Sees“, „Savoie“ klingt etwas nach Bob Dylan und „Haaksi“ verbreitet einfach gute Laune. Ist dies das Resultat des langen Songwritingprozesses?
Es ist schon lustig, wie unterschiedlich die Leute ihre Favoriten heraussuchen. Das zeigt uns, dass die Lieder alle eine entsprechende Qualität besitzen, genau wie wir es wollten. Wir haben die Songs so ausgewählt, dass der Spannungsbogen genauso verläuft, wie wir ihn haben wollten.

War es Eure Idee, die des Labels oder ein Zufall, dass „Saivo“ ausgerechnet Anfang Dezember herauszubringen (glücklicherweise war es das erste Herbstwochenende in Deutschland, nachdem es den ganzen November nicht regnete, aber oft die Sonne schien)
Geben wir dem Label die Schuld am Termin und am Wetter ;)

Eine Frage zum Artwork: für mich sieht es sehr dunkel, absolut hoffnungslos und traurig aus. Auf der anderen Seite handelt das lyrische Konzept von einer der finnischen Unterwelten („Saivo“), wo die Toten ein glückliches, zufriedenes Leben mit ihren Familien und Freunden führen. Wie passt das zusammen?
Nun, eine Möglichkeit der Interpretation ist, dass das Coverbild aus einer Zeit stammt, bevor man nach „Saivo“ gelangte.

Kannst Du uns etwas mehr über das Konzept erzählen?
Die meisten Songs handeln vom Wasser („Vesi“). Wasser hat zahllose Bedeutungen, die wir in den Songs aufgreifen. Manche dieser Bedeutungen sind Schicksal, Existenz, Krankheit, Zeit und Hoffnung.

Viele Bands definieren sich selbst über ihre Leadstimme. Ich kann mir vorstellen, dass TENHI da etwas anders ist, Stimme und Instrumente stehen auf dem gleichen Level, oder nicht?
Wenn eine Band ihre Identität auf der Leadstimme basiert, wird die Musik leicht sekundär und der Ausdruck geht veroren. Ganz allgemein wollen wir den Fokus jetzt nicht von der Musik auf uns richten. Die Musik muss selber leben und eine überzogene Leadstimme nimmt der Musik einiges.


Hört Ihr Euch Eure Musik selber an?
Klar, während der Aufnahmen hören wir die Musik natürlich ständig und kurz danach musst Du Dir die Musik nicht weiter anhören, damit sie allgegenwärtig bleibt. Mit „Saivo“ haben wir fünf Jahre gearbeitet und da ist es ganz normal, dass man die Lieder erstmal nicht mehr hören will. Nach einer Weile hole ich die Musik aber schon hier und da noch mal raus.

Gibt es Pläne für Liveaktivitäten? Ihr wart schon lange nicht mehr unterwegs ;)
Nein, im Moment gibt es da keine Pläne.

Plant eine Band wie TENHI die Zukunft?
Nein.

Ok, mit meinen Fragen bin ich durch. Es ist gute Sitte, dass wir am Ende noch ein kleines Wortspiel machen. Deine ersten Gedanken zu den folgenden Begriffen bitte.
Klima-Konferenz in Südafrika: Oh Junge…
Euro-Krise: Oh Junge…
Die russische Wahl: Oh Junge…
Facebook: Oh Junge…
Metal1.info: Oh jeah!

Ok, dann noch mal vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören Dir.
Danke für Dein Interesse an unserer Kunst

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert