Review Suicidal Tendencies – 13

(Hardcore / Punk Rock / Thrash / Funk) Es kommt eben doch manchmal darauf an, wie man etwas verpackt: Während „Chinese Democracy“ von Guns N‘ Roses oder der erste Teil von „Time“ von Wintersun bis zu ihrem Erscheinen eher als Running Gag fungierten und die an sie herangetragenen Erwartungen nach schier unendlichen Verzögerungen nicht erfüllen konnten, wartete die Fanbasis der SUICIDAL TENDENCIES einfach, bis sich die Band entschließen würde, neue Songs zu veröffentlichen. Zwar kündigte Mike Muir seit 2003 quasi jährlich aus dem Studio an, dass es bald soweit sei; dennoch entstand nie ein großer Aufruhr, wenn ein weiterer angekündigter Zeitrahmen ohne neuen Output verstrich. So sind tatsächlich 13 Jahre ins Land gezogen, bis im April 2013 nach „Free Your Sould And Save Your Mind“ in Form des Albums „13“ neues Material der Crossover-Legende aus Venice Beach, Kalifornien erscheint. Bereits die Marketingstrategie spricht hier Bände: So wurde das Album schlussendlich ohne großes Bohei lediglich mit einem schlichten „Thank you for waiting“ kurz vor Release angekündigt. Optisch wird man mit Erwartbarem konfrontiert: Ein aus Zitaten gebildeter Totenschädel, mit dem von Sänger Mike Muir populär gemachten Bandana über der Stirn, durchbricht eine Wand, der altbekannte Schriftzug der Band prangt in Gold darüber. Aber wen interessiert hier schon das (durchaus gelungene) Äußere? Die Frage ist doch vielmehr, was „13“ musikalisch zu bieten hat. Die Antwort: nun ja, auch das Erwartbare. Was dazu führt, dass dieses Album sowohl mitreißend als auch enttäuschend ausfällt, besonders was die Produktion anbelangt.

Musikalisch basiert der Sound von SUICIDAL TENDENCIES immer noch auf Hardcore und Punk/Thrash – ihre ganz eigene Nische schafft sich die Band allerdings durch ihre Funkeinflüsse, welche nicht zuletzt auf ihre Rhythmusgruppe in der Form ihres umwerfenden Schlagzeugers Eric Moore und ihres Bassers Steve Brunner zurückzuführen sind, und der Musik auf „13“ einen unwiderstehlichen Groove verleihen. Mike Muirs Stimme ist immer noch atem- und rastlos, seine Gesangsstimme nölig und leicht nervig wie eh und je. Die straighten Rocksongs werden neben den funkigen Ausflügen immer wieder durch ausschweifende Gitarrensoli unterbrochen und ergänzt, die dabei nie erzwungen klingen, sondern sich logisch in die Songstrukturen einfügen. Der geradlinige Opener „Shake It Out“ kündigt am Ende mit einem wiederholten „Suicidal’s back!“ an, das hier genau das geboten wird, was auch erwartet wird, während „God Only Knows Who I Am“ die Stärke der Rhythmus-Fraktion voll ausspielt und mit seinem verschleppten Gesang und fettem Groove insgesamt eher an TV On The Radio erinnert, bevor ein klassischer Crossover-Refrain einsetzt. Immer wieder kommen auch die Punkrock-Anleihen der Band durch, die sich mit schnellen Thrash-Attacken paaren, wie im melodischen „This Ain’t A Celebration“ oder dem aggressiven „Cyco Style“. Auf „Slam City“ erinnern SUICIDAL TENDENCIES beinahe an das Riffing von System Of A Down, während „Till My Last Breath“ mit fiesen Funkattacken aufwarten kann und teilweise an die frühen Red Hot Chili Peppers erinnert.
Klingt doch eigentlich alles super, oder nicht? Theoretisch ja – wäre die Produktion dieses Albums nicht so dermaßen drucklos und blechern, dass sie vor allem beim nach Pappe klingenden Gitarrensound und dem extrem dünnen Gesang beinahe alle Energie aus dem Album saugt. Ob dies einem Versuch geschuldet ist, möglichst oldschool zu klingen, wird wohl für immer das Geheimnis der SUICIDAL TENDENCIES bleiben. Klar, niemand hört gerne eine überproduzierte Hardcore-Platte, aber der Gedanke, nach 13 Jahren eine derart lieblose Verarbeitung des eigenen Songmaterials zu veröffentlichen, erschließt sich mir nicht. Dazu sind neben den tollen Songs auch einige belanglose Nummern zu hören, die zum einen Ohr hinein, zum anderen sofort wieder hinausgehen, wie der unspektakuläre Abschlusstrack „This World“. Die relativ lange Spielzeit hätte man dementsprechend auf die Hits reduzieren können, ohne einen großen Verlust zu erleben.

Man muss es so sagen: Für eine Band aus ihrem „angestammten“ Genre waren SUICIDAL TENDENCIES schon immer viel zu überragende Musiker. Die Lösung, all ihre technischen Fähigkeiten unglaublich dicht komprimiert in ihre Songs zu stecken, lässt „13“ – zumindest theoretisch – als eine mit Energie vollgepackte Zeitbombe erscheinen. Wäre die Produktion dieser Platte nicht so unterirdisch und das Album um einige Längen gekürzt, wäre SUICIDAL TENDENCIES wohl ein herausragendes Comeback geglückt – so ist ihr erstes Album nach 13 Jahren „nur“ ziemlich gut.

Wertung: 7 / 10

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