Review RPWL – Start The Fire – Live

Das letzte Studioalbum des deutschen Quartetts, „World Through My Eyes“, ist mir noch in äußerst angenehmer Erinnerung. Da erfreut es umso mehr, dass die Jungs uns nur ein gutes halbes Jahr später mit einem zwei Scheibletten umfassenden Livedokument beglücken.

Darauf zu hören ist nicht, wie anzunehmen, ein kompletter Gig der diesjährigen Tour. Ganz im Gegenteil: CD1 und CD2 sind hier strikt zu trennen! Präsentiert man auf Seite Eins zunächst einen Mitschnitt des WDR-Rockpalast Gigs im Frühjahr 2005 mit den üblichen „Hits“ der Band, findet man auf Seite Zwei einige Pink Floyd Coverversionen und eher psychedelische, freie, improvisierte Liveversionen von RPWL-Klassikern.

CD1 bietet mit „Sleep“, „Start The Fire“, „Day On My Pillow“, „Wasted Land“ und natürlich dem Übersong „Roses“ gleich einige Tracks des aktuellen Studioalbums, die in ihrer Livedarbietung ungleich lebhafter und noch epischer rüberkommen, als sie ohnehin schon sind. RPWL mögen es nun mal, die symphonisch-breiten Klangwelten ihrer Musik voll auszukosten. Allerdings fehlt mir mein heimliches Highlight des Albums, das ungemein facettenreiche „3 Lights“ mit seinem schönen, akustischen Beginn und den anschließenden Keyboardkaskaden. Schade! Natürlich lässt man es sich hier nicht nehmen, wiederum Ray Wilson (ex-Genesis, Stiltskin) für die Interpretation von „Roses“ auf die Bühne zu bitten. Auch die Studioversion war von ihm eingesungen worden. Außerdem gibt man bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Song aus der Genesis-Zeit von Wilson zu Gehör: „Not About Us“. Schön auch, dass wir auf „The Gentle Art Of Swimming“, einem Highlight der Outtake-Sammlung „Stock“, nicht verzichten müssen. Mitnichten einer der besten Songs, die RPWL jemals geschrieben haben. Somit bietet CD1 gut eine Stunde perfekte Unterhaltung. Das Konzert aus Bonn vermittelt richtige Wohnzimmerstimmung, die Perfektion der Band ist trotz allem einmalig.

CD2 eröffnet dann mit dem Titeltrack des letzten Studioalbums. Hier allerdings nicht in der elektronischen, ausufernden Version, sondern in einer wesentlich psychedelischeren, offeneren Variante. Der eigentliche Song ist kaum herauszuhören. RPWL-Fans mögen diese Interpretation höchst interessant finden, mir hingegen sind diese zwölf Minuten schlicht viel zu langatmig und langweilig. Schade, dass der so tolle Originaltrack hier nur schemenhaft zu erkennen ist. Dass RPWL bei ihrem Mix aus ArtPop, Symphonic Rock und Psydelic vor allem ein Vorbild hatten, geben sie auch gerne zu. Mit „Opel“, „Cymbaline“ und „Welcome To The Machine“ erwartet den Hörer nun ein gut 30-minütiger Coverteil voller Pink Floyd-Material. Auch hier gilt: Für Fans sicherlich ein gefundenes Fressen, ich bevorzuge jedoch die Originalversionen. Um dem Pink Floyd-Part auch noch einen krönenden Abschluss aufzusetzen, gibt’s dann noch den RPWL-Klassiker „Hole In The Sky“ ihres Debüts „God Has Failed“ zu hören. Zu dieser Zeit waren sie noch fast eine Floyd-Coverband, der Einfluss ist hier nicht von der Hand zu weisen. Das ändert jedoch nichts daran, dass dieser 10-minütige, atmosphärische Longtrack zu der Liste der „Must-Haves“ von RPWL zu addieren ist. Der Unterschied zu den neuen, doch schon eher songdienlichen Tracks wird hier besonders deutlich, die Entwicklung der Band ist unverkennbar.

Fazit: Ein überaus gelungenes Livedokument, dass sowohl für Interessierte, als auch für Fans der Band genug Kaufanreiz bietet. Einziger Wehrmutstropfen ist der stellenweise im Vergleich zu den Studioversionen etwas schwache, unsichere und vor allem ausdruckslose Gesang von Yogi Lang. Mit dem Studio-Bonussong „New Stars Are Born“ hat man noch ein nettes Extra oben draufgepackt. Sound und Performance sind ansonsten über jeden Zweifel erhaben. Allerdings: Wem RPWL schon auf den Studiowerken eine Spur zu einfältig, einschläfernd und saftlos waren, der wird auch hier nicht glücklich werden. „Rock“ steht in der Prioritätenliste der Jungs nun mal nicht so weit oben.

Keine Wertung

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