Review Dunkelschön – Torenvart

In „Flug der Zeit“ wird man von DUNKELSCHÖN direkt mit fremden Sprachen (teils selbst erfunden) und fremden Rhythmen konfrontiert, ohne dass diese aufdringlich erscheinen, was direkt ein wunderbarer Auftakt in das folgende Album ist. Man fühlt sich an die etwas schnelleren Stücke von Faun und Omnia erinnert und qualitätsmäßig gibt es fast keinen Unterschied. „Jehula“ verlangsamt das Tempo anschließend zu Beginn, nur um nach kurzem Vorspiel sofort wieder mit gekonntem Flötenspiel ordentlich an Fahrt zuzulegen. Der fast sirenenartige „besäuselnde“ Gesang ist klares Kontrastprogramm zur tiefen Männerstimme im ersten Stück. Das Ende kommt allerdings überraschend schnell nach unter drei Minuten. Meiner Meinung nach wäre da noch etwas mehr möglich gewesen.

„Unter den Linden“ wird von klarem Frauengesang eröffnet. Natürlich ist das Stück allen Szenekennern in zig Varianten bekannt und dementsprechend stellt sich die Frage, ob man unbedingt auf das freie Liedgut zurückgreifen musste, wenn die Eigenkompositionen zu Beginn direkt funktioniert haben, was alles andere als selbstverständlich ist. „Herr Bigenot“ setzt des Kurs des Albums konsequent fort und lädt durch die Melodie zum Schunkeln ein. Auch hier bleibt der weibliche Gesang von Vanessa im Vordergrund und wird durch instrumentale Zwischenspiele unterbrochen. Die Mischung macht es hier eindeutig die Musik. Gegen Ende kommt noch einmal ein Break, der das Lied wunderbar ausklingen lässt. Weiterhin ohne Dudelsack und mit viel Geflöte wird der „Spielmannsreim“ eröffnet und beeindruckt durch ein harmonisch schnell gesungenes Duett zusammen mit den inzwischen bekannten Instrumentalpassagen, die etwas erfrischend Leichtes in sich tragen und gut ins Ohr gehen. Bei „Ai vis lo lop“ verhält es sich genau wie später bei „Herr Mannelig“ und zuvor mit „Unter den Linden“: Zweifellos sind die Interpretationen dieses allseits bekannten Liedgutes in Ordnung („Unter den Linden“) bis gut („Ai vis lo lop“, „Herr Mannelig“), aber eben leider viel zu oft da gewesen, um die meisten Fans von mittelalterlicher Musik zu einem CD-Kauf zu bewegen, obwohl ich persönlich z.B. eine Schwäche für „Herr Mannelig“ habe, egal ob von In Extremo, DUNKELSCHÖN oder Wolfenmond. Die Version von Vanessa und Co. ist vom Tempo übrigens genau zwischen den beiden anderen anzusiedeln.

„Meine Ruh ist hin“, mit leichten Abstrichen „Das gläserne Gedicht“, bei dem mir das gewisse Etwas neben dem wirklich guten Instrumentalpart fehlt, und allen voran das rein instrumentale „Der Morgen graut“ sind dann wieder Stücke, die genau das darstellen, was DUNKELSCHÖN auch in Zukunft machen sollte: mutig sein und auf ruhige, wenngleich nicht pathetische Eigenkompositionen setzen. Potential wurde mit „Torenvart“ bereits angedeutet, nur gilt es noch mehr daraus zu machen, um eben mehr als eines von vielen guten Mittelalteralben zu machen. Fans von Faun und Omnia dürften hingegen jetzt schon mit diesem Album fernab von lautem Gebrüll mit wilden Trommeln und schnellem Tanz ihre Freude haben. Positiv vermerken sollte man in jedem Fall noch das schöne Artwork auf CD und Hülle.

Wertung: 7 / 10

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