Review Dark Age – Minus Exitus

Fast vier lange Jahre ließen die norddeutschen Düsterknüller von DARK AGE ihre Fanschar auf diesen Moment warten: „Minus Exitus“ ist da. Während dieser vier Jahre war man zwar mit der Live-DVD nicht gänzlich untätig, und auch der Besetzungswechsel – Thorsten Eggert verließ Anno 2006 den Bass – brauchte seine Zeit. Doch hat sich das lange Warten, das zuletzt noch durch Studioschwierigkeiten und Labelpolitik ausgedehnt wurde, gelohnt?

Schon beim ersten Hören erscheinen die vier Jahre nicht mehr existent zu sein. „Minus Exitus“ macht genau da weiter, wo man mit „Dark Age“ aufgehört hat. Ja, man hat den Eindruck, dass die Pinneberger gar nicht erst aufgehört haben! Beide Alben scheinen exakt aus dem selben Guss zu sein und Unterschiede muss man mit der Lupe suchen. Man höre sich nur mal kurz nacheinander die Songs „Dare To Collapse“ vom Vorgänger und das aktuelle „Outside The Inside“ an, deren Struktur und Melodien verblüffend, ja fast unverschämt ähnlich sind. Nanu? Ein ähnlicher Fall ist der Refrain von „Cold“: Wer sich hier nicht sofort an „Zero“ erinnert fühlt, hat „Dark Age“ offensichtlich nicht gehört.

Darüber hinaus arbeiten die Jungs abermals mit einigen Gastmusikern, die eine Gitarrenspur oder eine Gesangseinlage beisteuern. Und damit ist nicht einmal Sense mit den übertriebenen Ähnlichkeiten, denn in „Black September“ kommt genauso ein Auszug aus der Kennedy-Amtsantrittsrede wie bei „Fix The Focus“ vor. Hallo? Langsam reicht’s! Okay, ein Instrumental gab’s noch nie von Dark Age, und das hier kann sich wirklich hören lassen. Insbesondere zwei absolut gänsehautverdächtige Harmoniebrüche erinnern wieder an die musikalische Kälte, die noch zu „The Silent-Republic“-Zeiten tonangebend war und seit dem letzten Output leider einem etwas moderneren Sound gewichen ist.
Statt eines Akustikstücks kommt mit „No Way Home“ eine Halbballade im Heavy-Gewand daher, um noch einen Unterschied zwischen den Alben herauszustellen. Die Nummer kann sich wirklich sehen bzw. hören lassen, auch wenn böse Zungen behaupten können, dass Eike damit ob seiner Radiotauglichkeit auch bei „Deutschland sucht den Superstar“ gewinnen könnte. Aber wen kümmert’s, jedenfalls können Dark Age auch bei vermehrtem Klargesang noch ein recht hohes Niveau halten.

Dass die „Suicide Crew“ den Schritt nicht zurückgehen würde, der mit dem Self-Titled gegangen wurde, konnte und hat sicherlich auch niemand erwartet. Und anstatt sich an den glorreichen früheren Werken festzuklammern, sollte man natürlich sich an dem erfreuen, wofür Dark Age 2008 stehen. Leider machen einem viel zu viele „Das hab ich doch schon mal gehört!“-Momente einen gewissen Strich durch die Rechnung. Denn so eiskalt bei sich selbst zu klauen wie bei „Outside The Inside“ ist einfach kackfrech, auch wenn der Song an sich eines der besten Stücke von „Minus Exitus“ ist. Dazu kommt, dass einige Melodien in den fast ausschließlich klar gesungene Refrains einfach keine Volltreffer sind. „Black September“ kann zwar in den heftigeren Parts punkten, der Chorus hingegen klingt einfach platt. Mehr Härte und vor allem etwas von der einst so gekonnt zelebrierten Melancholie wäre für Dark Ages Zukunft schon wünschenswert, bei „Life For Blood“ klappt es ja auch heute noch.

„Minus Exitus“ ist beileibe kein schlechtes Album geworden. Die Scheibe hört sich von vorne bis hinten – von kleineren Aussetzern abgesehen – einfach rund an. Doch fehlen dem treuen Fan die neuen Ideen, die man nach vier Jahren unbedingt erwarten sollte. Es klingt geradewegs so, als hätte man die Überbleibsel der „Dark Age“-Aufnahmen für „Minus Exitus“ recycelt. Und das ist wirklich nicht das, was man von einer Band, die nun schon über zehn Jahre im Geschäft ist, erwarten sollte.

Wertung: 6 / 10

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