Interview mit Andreas Dörner und Marc Görtz von Caliban

Mit ihrer neuen EP „Coverfield“ hat sich die Essener Metalcore-Formation CALIBAN auf der Bildfläche zurückgemeldet – zu hören gibt es unter Anderem Neuinterpretationen der Beatles und von Type O‘ Negative. Vor dem Start der aktuellen Club-Tour durch Europa hatten wir die Gelegenheit, mit Sänger Andi und Gitarrist Marc bei einem Bier im Backstage-Bereich der Batschkapp in Frankfurt ein kleines Pläuschchen über die neue EP, John Lennon, nervige Journalisten und mehr zu halten.

Hi. Wie geht’s Euch heute?
Marc: So weit, so gut, ein bisschen kaputt, weil ich leicht erkältet bin, aber sonst passt alles.

Ist heute das 1. Konzert der aktuellen Tour. Unter Anderem geht’s nach Italien, Spanien, Ungarn, Frankreich und Tschechien. Wart ihr dort überall schonmal?
Marc: Wenn man Russland wegstreicht, ist es das erste, ja, und wir waren dort auch überall schonmal. Aber es ist schon relativ lange her, dass wir in Südeuropa waren. Das ist jetzt auch nur eine kleine Club-Tour, keine richtige Europatour. Auf dem Weg in diese Länder nehmen wir dann noch ein paar Shows in Deutschland mit, um in den Süden zu kommen, weil wir da schon länger nicht mehr waren.

„Coverfield“ ist gerade rausgekommen. Seid ihr glücklich damit?
Andi: Ich finds gut. Die Songs sind gut geworden, die Umsetzung passt. Wir hatten diverse Probleme mit einem Song, der nicht auf die CD gekommen ist, weil er noch nicht freigegeben wurde. Das ist ein bisschen blöd für uns, weil wir jetzt nur vier statt fünf Songs auf der Platte haben…

Welcher war denn das?
Marc: „Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me“ von U2.

Andi: Und die hatten ihn noch nicht freigegeben. Das Management braucht einfach ewig, deswegen konnten wir ihn leider nicht auf die Platte packen, was uns einen leichten Strich durch die Rechnung gemacht hat, auch was die Stimmung auf der Platte angeht – songmäßig bin ich aber auf jeden Fall zufrieden.

Reicht Ihr den Song denn noch nach?
Marc: Ja, das hoffen wir. Es ist so, dass man bei Coversongs immer eine Freigabe erwirken muss, jedoch nur, wenn der Song entweder verändert oder genre-übergreifend gecovert wurde. Das heißt, dass man bei At The Gates (in unserem Fall) zum Beispiel niemanden fragen muss – außer man verändert ihn. Bei Rammstein mussten wir auch nicht fragen. U2 war ein Pop/Rock-Song, da mussten wir fragen, unter Anderem weil im Original ein paar Instrumente sind, die wir nicht haben. Da warteten wir später auf die Freigabe…und irgendwann hieß es „So, jetzt muss die CD ins Presswerk, und wenn die Freigabe nicht kommt, fällt er weg.“ Nachreichen werden wir ihn aber auf jeden Fall, weil im Metal Hammer noch ein paar Cover-Tracks kommen, im Oktober kommt noch so ein Misfits-Cover für einen Helloween Sampler, und noch ein paar über das Jahr hinweg, als Bonus Tracks hier und da. Wir hoffen, dass wir es bis dahin geschafft haben, die Freigabe für den Song zu bekommen, weil er echt extrem gut geworden ist.

Erzählt mal ein bisschen, wie kamt ihr darauf, eine Platte mit Coversongs aufzunehmen? Vor Allem sind dort neben „Sonne“ von Rammstein auch der Old-School-Melo-Death-Kracher „Blinded By Fear“ von At The Gates, „Helter Skelter“ von den Beatles, und einer von Type O Negative drauf. Wie kamt ihr auf genau diese Songs?
Marc: Wir haben ziemlich viele probiert. Wir haben mal so ein Brainstorming gemacht. Es sollte nicht so ein ganz typisches „Metal covert Metal“-Cover-Album werden – ich finde es immer relativ langweilig, wenn Punkbands zehn andere Punkbands covern, oder Metalbands das gleiche machen. Das ist mal ganz nett, man hört es einmal, und hört dann doch lieber das Original. Wir wollten stattdessen interessante Songs nehmen, die umändern, einfach Lieder, die aus einem anderen Genre stammen, etwas umschreiben. Wir hatten mal 30 oder 40 Songs auf einer Liste…

Andi: Ich hab die ganze Liste noch nie ganz gesehen… und bei den 30 oder 40 Songs waren schon viele aussortiert. Aber es hat halt jeder gesagt „komm, lass uns den noch machen, den find ich gut, oder lass uns den noch reinnehmen“ – und dann wurde die Liste riesig.

Marc: Es sollte aus allen Genres irgendwas sein, und im Endeffekt sind es über 10 geworden, die wir aufgenommen haben.

Was unterscheidet Eure Cover von den Originalen? Sprich: Wenn man das Original kennt, was bringt einen Metalfan dazu, sie zu hören – abgesehen davon, dass sie von CALIBAN sind?
Andi: So Sachen wie U2 oder Helter Skelter von den Beatles sind schon was komplett anderes. Es könnte interessant sein, für Leute, die Musik, die wir machen, mögen. Ich würde nicht behaupten, dass der Song besser ist als das Original – bei manchen Songs wäre das, glaube ich, Blasphemie. Aber ich finde, dass die Songs echt gut geworden sind, frisch und gut umgesetzt. Manche Songs kann man sich eigentlich schlecht vorstellen, so wie wir das gemacht haben, und von daher bin ich immer dafür, andere Sachen zu covern als diese „Metal-Metal“-Sachen, wie Marc schon sagte. Wir haben auch noch ein paar andere Metal-Metal Sachen dabei, die nicht ganz so ausufernd sind.

Marc: Wir haben auch noch ein, zwei in Bearbeitung, die noch nicht ganz fertig sind – Zum Beispiel Mediengruppe Telekommander, Peter Fox, oder die typischen Sachen wie Anthrax, Mötley Crue, Shout At The Devil etc… aber höchstens ein Drittel der Songs sind relativ originalgetreu – die anderen sind alle aus anderen Genres, oder völlig anders interpretiert, wie zum Beispiel „Helter Skelter“. Der ist zwar nah genug am Original, um nicht als verändert zu gelten – aber auch nur im Hinblick auf die Noten. Die reine Stimmung davon hat im Grunde nicht mehr viel mit dem Original zu tun.

Andi: Besonders der Breakdown am Ende.

Marc: Ja, aber es ist auch da ein Fis. Bei uns ist es zwar eine Oktave tiefer, aber es ist auch ein Fis. Der Breakdown ist gerade noch im Bereich des Möglichen, was die Abwandlung angeht. Der Rhythmus ist leicht unterschiedlich, aber die Töne sind die Gleichen.

Was meint Ihr, würden die Beatles selbst dazu sagen?
Marc: John Lennon würde es bestimmt gut finden. Aber ich glaube, die anderen nicht so. Es ist ja ein John Lennon – Song. Der Hintergrund ist ja, dass es offiziell der erste Metal-Song ist, der je gemacht wurde. Das war so, dass damals ne andere Band – deren Namen habe ich vergessen – gesagt hat „Wir haben den härtesten Song aller Zeiten geschrieben“ und daraufhin hat John Lennon gesagt „Nee, das mach ich härter“. Deshalb ist der Song auch so völlig anders als der Rest der Beatles-Songs. Der passt ja eigentlich gar nicht zu den Beatles, das ist fast schon eine andere Band. Und wir haben uns gedacht „Hey, der erste Metal-Song, das passt doch ins Schema, nehmen wir den doch.“

Andi: Ich habe Beatles nie gehört, und als ich den Song zum ersten Mal vorgespielt bekommen habe, habe ich ihn gar nicht als Beatles Song erkannt, ich kannte nur diese la-la-la-Songs…

Marc: Zum Beispiel „Yellow Submarine“ oder sowas.

Habt ihr von der Presse schon ein bisschen Feedback bzgl. der Platte bekommen?
Marc: Ich nicht so wirklich. Wir waren ja gerade zwei Wochen unterwegs, und ich denke, das war die Zeit, in der viel an und von der Presse kam. In diesen DJ-Charts kam sie auf Platz sieben rein – und ich kriege von den Fans viel mit. Bei dem Trailer, den wir online haben, ist der Rammstein-Song dabei. Da ist der Zuspruch sehr gut. Es ist so, dass 95% der Leute, die Rammstein mögen, sagen: „Den Song finden wir gut.“ Es ist ja oft so, dass Leute sagen „Das ist Blasphemie.“ Es gab lediglich einen, wohl so ein Szenewächter, der irgendwann geschrieben hat, man dürfte Type O Negative nicht covern, zumindest nicht, wenn es geschrien ist, weil Peter Steele tot wäre. Ich habe keine Ahnung, warum er das gesagt hat. Man dürfe nicht die Stimme verschandeln , weil er für Peter Steele war oder so.

Andi: Da kommen sicher noch mehr Kommentare zu den Beatles und so, das kann ich mir vorstellen. Aber wir machen das trotzdem. (lacht)

Marc: Ich weiß aber, dass Rammstein selbst den Song gut finden, sie haben die Freigabe persönlich erteilt. Es ist zwar eigentlich ein Metal-Song, deswegen braucht man normalerweise keine Freigabe, aber da wir ihn für einen Trailer verwendet haben, brauchten wir sie dann doch, weil es Bildmaterial ist. Das Management hat dann dem Publisher gesagt, dass sie den Song fett finden, also scheint es auch der Band gut zu gefallen.

„Coverfield“ ist inzwischen eure 11. Studioproduktion, wenn ich richtig gezählt habe. Ist der Studiogang für euch immer noch etwas total Aufregendes, oder nur eine lästige Pflicht?
Marc: Mir macht das extremst Spaß. Ich will nicht sagen, dass ich es lieber mache als live, aber es ist auf jeden Fall gleichwertig. Ich bin ja der Hauptsongwriter der Band, und ich finde es geil, im Studio zu sehen, wie die Songs sich aufbauen. Klar ist es manchmal nervig, wenn was Schwieriges dabei ist, und man es viermal hintereinander wirklich 100%ig sauber ausspielen muss. Trotzdem ist für mich Studioarbeit eine der Hauptteile des Business. Ich denke mir oft „Geil, nächste Woche Studio“. Es hält sich mehr oder weniger die Waage.

Andi: Ich finds auch gut. Der Anfang, das Reinkommen ist schwierig: Es ist ja nicht so wie bei einer Gitarre, die du mal eben so stimmen kannst. Meine Stimme kann sich von heute auf morgen verändern, und da habe ich manchmal ein wenig Angst, wenn ich da reinschreie, was hinterher dabei rauskommt. Wenn das gut ist, hab ich aber Bock. Ich stehe auch auf den Prozess, zu sehen, wie sich die Songs entwickeln, und wie sie sich im Studio verändern. Wenn du ins Studio gehst, der im Kopf einfach fertig ist, und der dann im Studio nochmal komplett umgebaut wird, ist das schon cool und macht Spaß.

Marc: Bei der Vorproduktion macht man auch eher das Gröbere. Wir machen das dann immer mit Produzent Benni (Richter, Anm. d. Red.). Wenn ich da sitze, und das grobe Gerüst spiele, kommt er immer mit Ideen für Keyboards und sagt Dinge wie „Ja, mach das mal so oder so.“

Wie kam euch die Idee für das Cover-Artwork? Und wer hat es entworfen? Ist ja ein altes Kohlebergwerk, wenn ich das richtig sehe. Eine Anspielung auf den Song „Sonne“ von Rammstein, den ihr auch gecovert habt, dessen Musikvideo in einem ähnlichen Setting gedreht wurde?
Marc: Nein, es ist an den Film „Cloverfield angelehnt. Es ist so blair-witch-mäßig, also mit einer Handkamera gedreht, aber mit Außerirdischen-Invasion und so. Davon ist das abgeleitet. Das Cover ist auch ein bisschen pixelig, wie dort, und dann haben wir einfach einen Bohrturm wie aus dem Ruhrgebiet genommen, weil wir aus Essen sind, zumindest 3 von uns. Es lag einfach nahe. Wir haben uns auch farbmäßig daran gehalten.

Das Video zu „Sonne“ ist ja auch in einem alten Kohlebergwerk gedreht worden…
Marc: Das ist mir gar nicht aufgefallen, aber….genau, das haben wir deswegen gemacht.

Andi: Ja, genau! (lachen beide)

Ist release-technisch außer „Coverfield“ für dieses oder nächstes Jahr noch etwas geplant?
Marc: Ja, diese Metalhammer-Platte, wo auch ein oder zwei Songs von uns dabei sein werden. Ein oder zwei Teaser vom neuen Album, das wir im August oder September aufnehmen werden, und das im Januar released wird, werden auch schon kommen. Da wird es auch verschiedene Fassungen geben, mit Bonus-CDs und all solchem Kram. Das wars aber eigentlich, bis auf den Helloween-Sampler von Century Media. Aber das ist ja auch schon genug Arbeit.

Ihr seid seit vielen Jahren immer in der selben Besetzung unterwegs, es hat so gut wie nie Line-Up-Wechsel gegeben. Hat sich das positiv auf eure musikalische Entwicklung ausgewirkt?
Andi: Es hilft im Arbeitsprozess auf jeden Fall, weil man ein eingespieltes Team ist. Jeder weiß, wie der andere tickt, und man weiß, wie man arbeits- und songwriting-technisch miteinander umzugehen hat. Auf Tour ist es auch kein Zuckerschlecken, wenn man sich nicht versteht. Wir hatten mal einen dabei, für den war das Touren gar nichts. Wir haben uns nicht grob in die Haare bekommen, aber wir haben uns dann bald im gegenseitigen Einvernehmen getrennt.

Marc: So kann man es auch sagen. (lachen beide) Für mich ist es fast schon so, dass wir durch den Produzenten Benni Richter sowas wie ein sechstes Bandmitglied bekommen haben. Er hat live auch schon ein paar Mal die Keyboards mitgespielt, vielleicht machen wir das in Zukunft noch ein paar Mal. Es ist gut, dass jeder weiß, wie er zu arbeiten hat. Keiner hat ein großes Ego oder sagt „Ich will spielen“. Jeder weiß einfach, wie der andere tickt, und dann werden die Aufgaben verteilt. Man kann das auch nur so gut machen, wenn man schon lange zusammenarbeitet.

Was entgegnet ihr Kritikern, die euch vorwerfen, ihr würdet seit Beginn eurer Karriere „immer nur das Gleiche“ machen?
Marc: Normalerweise sagen sie immer, dass wir dauernd zu viel verändern. Das wurde mir auf jeden Fall so gesagt. Jedes Album würde so anders klingen. Wenn man aber zum Beispiel sieht, wie wenig Veränderung Bands wie Amon Amarth haben – ohne die jetzt schlecht machen zu wollen – ist das merkwürdig. Bei denen sagt man: Die verändern sich nicht, die machen seit 15 Jahren dasselbe. Und da sagt man: die verändern sich nicht, die bleiben ihrer Linie treu, und machen zehn mal das gleiche Album. Bei uns heißt es dann immer „Guck mal, sie haben schon wieder das gemacht, und sie haben schon wieder dies“. Dass wir immer das Gleiche machen würden, habe ich selten gehört.
Ich versuche eigentlich immer, bei Songs neue Einflüsse, sozusagen das nächste Level zu erreichen. Klar, man bleibt seinem Stil im Grunde treu. Aber dass es so gleich klingen würde, finde ich eigentlich überhaupt nicht.

Ihr seid seit dem 2009er Werk „Say Hello To Tragedy“ bei Century Media, „Coverfield“ kommt auch über CM raus. Seid ihr zufrieden mit der Zusammenarbeit?
Marc: Ja, sehr. Die kommen auch aus dem Ruhrgebiet, aus Dortmund. Wir kennen die Leute schon seit Ewigkeiten, auch schon vorher. Wenn man auf Konzerte von befreundeten Bands gegangen ist, hat man sich getroffen. Und sie waren auch schon interessiert, als wir damals zu Roadrunner gegangen sind. Die Zusammenarbeit ist auf jeden Fall extrem gut.

Andi: Kann mich auch nicht beklagen.

Warum seid ihr damals zu Roadrunner gegangen und nicht zu Century Media?
Marc: Das war, denke ich mal, ein besseres Angebot. Von den Bands, die sonst auf dem Label waren, war es wohl auch die bessere Wahl für uns, weil mehr Bands, die annähernd unsere Musik spielen, auf dem Label waren. Century Media war damals im Metal- und Hardcore-Bereich so gut wie überhaupt nicht vertreten. Da waren eher die traditionellen Metal-Bands, und wir haben uns dort nicht gut aufgehoben gefühlt.

Ihr spielt diesen Sommer auf einigen Festivals, darunter das Rock Harz, das Summer Breeze, und das Greenfield Festival in der Schweiz. Freut Ihr euch drauf?/Spielt ihr generell lieber auf Festivals oderin kleinen Clubs und was ge- oder missfällt Euch daran?
Andi: Es hat beides seine Vor- und Nachteile. Bei Festivals ist es immer schön groß, man erreicht viele Leute. Da hat man als Band die Möglichkeit, ein paar Leute zu erreichen, die man sonst nicht erreicht. Abgesehen davon ist die Festivalatmosphäre meistens ganz cool und man trifft viele befreundete Bands. Bei Club-Shows ist es alles ein bisschen persönlicher – zum Beispiel, weil keine Absperrung da ist, und man stagediven kann, das ist immer wieder schön. Man hat auch mehr Zeit, seinen Sound zu machen, das ist natürlich wichtig. Meistens stimmt der Sound beim Festival gerade erst, wenn man die letzten Songs spielt.

Marc: Man kann bei Festivals quasi davon ausgehen, dass bei den ersten zwei Songs der Sound nicht wirklich passt. Das ist natürlich bei Club-Shows besser, weil man da selber seinen Soundcheck macht, und nicht noch 80 andere Bands spielen. Hat, wie Andi schon sagte, beides Vor- und Nachteile.

Gibt es noch andere Festivals, die ihr gerne mal spielen würdet?
Marc: Wir haben schon sehr viele gespielt…

Andi: Irgendwo in Schweden ist so ein geiles…mir fällt der Name gerade nicht ein. Aber eigentlich haben wir so gut wie alle Sachen schonmal gespielt. Davon abgesehen würde ich gerne mal wieder zum Download Festival nach England. Rock Am Ring und Im Park kommen dann nächstes Jahr…

Marc: Viele Festivals kommen dann im nächsten Jahr mit der neuen Platte, wenn wir mehr Zeit zum Touren haben. Dieses Jahr sind es etwas weniger, damit mehr Zeit zum Schreiben des Albums bleibt.

Nach dem tragischen Ereignis bei der Loveparade im Juni letzten Jahres haben einige Festivals reagiert, wie Wacken und With Full Force, und untersagten Wall Of Deaths und Circle Pits. Wie war das für Euch als Band, bei denen die Interaktion mit dem Publikum und die genannten Aktionen ein wichtiger Bestandteil der Show sind, und hieltet ihr die Aktionen damals für angemessen?
Marc: Wir mussten die nicht mal ansagen, die haben es eh von alleine gemacht…

Andi: Ich musste es denen ja sogar verbieten. Als wir das erste Mal auf Wacken waren, hieß es auch schon, dass sie die Wall nicht wollen. Damals haben wir es aber gemacht, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Jetzt war es wieder angeclippt, sogar im Backstage, dass keine Circle Pits und keine Wall Of Deaths erlaubt waren.

Marc: Für alle Bands, nicht nur bei uns.

Bei Job For A Cowboy haben sie auf dem Wacken sogar den Sound abgedreht…
Marc: Ja, den Sänger von Job For A Cowboy haben sie sogar einkassiert – der wurde von der Polizei mitgenommen und hat eine Anzeige bekommen.

Andi: Das haben sie uns aber vorher gesagt: „Sobald du die Leute animierst, geht der Strom aus“, und auf dem Turm war die ganze Zeit ein Polizist, der zugeschaut hast, und wenn du das gemacht hast, hat er dich mitgenommen. Kurz bevor wir auf die Bühne sind, kam auch nochmal der Stage Manager und hat gesagt „Das ist kein Spaß, sondern ernst“. Als die Leute das gemacht haben, sollten wir es sofort verbieten. Es war eine komische Situation, ich habe den Leuten stundenlang erklärt, dass ich es nicht darf.

Marc: Die haben dann viel mehr gemacht, als sonst. Das war, glaube ich, der Trotz der Leute, die sich nichts verbieten lassen wollten. Der Stage Manager kam aber trotzdem hinterher, und hat sich bei uns bedankt. Hinterher im Interview hieß es dann trotzdem „Andreas Dörner hat die Leute dazu animiert“, obwohl er den Leuten fünf Stunden lang gesagt hat, sie sollten es nicht machen.

Andi: Ja, hinterher wurde ich bei einer offiziellen Pressekonferenz von irgendeinem Journalist beschuldigt, ich hätte die Leute angestachelt, obwohl ich mich um Kopf und Kragen geredet habe. Ich habe das von einem anderen Journalisten erfahren, der einen Bericht über die Geschichte der Wall Of Death macht. Ich meine, es stand selbst in der Zeitung, dass ich viel zu viel gelabert habe und dann beschuldigt der Pisser mich auch noch.

Beide: PISSER!!!! (lachen)

Seht Ihr da denn eine Gefahr drin oder ist das alles nur blödes Gerede?
Marc: Gefahren gibt es bei sowas immer. Pogo und Circle Pits machen die Fans aber sowieso. Wir haben schon tausend Walls gemacht und es ist nie was passiert, und bei anderen Bands, die das nicht machen, werden dann in der ersten Reihe Leute zu Tode gequetscht.

Andi: Im Grunde ist auf so einer Show gar nichts ungefährlich. Du kannst dir im Pit, wenn einer die Arme schwingt, genauso gut die Nase brechen. Bei einer Wall hat man eigentlich nur einen kurzen Aufprall, und dann ist es vorbei, auch wenn es für die Leute in der ersten Reihe heftig ist. Ich schaue ja auch immer, wobei man bei Wall Of Deaths wie auf dem WFF oder Wacken nichts mehr kontrollieren kann. Da ist auch immer sofort Stau. Es geht nicht vor und zurück.

Marc: Es ist ja auch nicht so, dass wir die Fans nötigen, sondern dass sie es wollen. Es ist wirklich so, dass es immer nach dem ersten oder zweiten Song gefordert wird. Wir hatten die eine Zeit lang abgeschafft, und haben sie nicht mehr angekündigt. Dann gabs bei jeder Show Gerufe. Später haben wir auf unserer Homepage eine Umfrage gestartet, wie viele Leute die Wall Of Death wieder haben wollen, und 98 % waren dafür.

Andi: Wir machen die Leute halt aufmerksam darauf, aufzupassen. Wenn einer hinfällt, sollen sie nicht drübertrampeln, sondern die Leute aufheben. Mehr kann man nicht machen.

Eine letzte Frage. Seid Ihr Fußballfans?
Marc: Nein. Ganz klares nein.

Weil wenn ja, müsste dieses Jahr ziemlich erfreulich gewesen sein für Euch? Borussia Dortmund steht ja inzwischen als Meister fest.
Andi: Was?

Marc: Moment mal, da gibt es auch noch andere Vereine.

Andi: Der da mit dem Grauen….der steht auf Schalke.

Marc: Junge, die fragen was über Fußball.

Dennis (Schmidt, Gitarrist, Anm. d. Red.) (von der Couch): Schalke! 1:0.

Marc: Nee, Fußball interessiert mich gar nicht.

Andi: Ich bin wie 80% der Deutschen WM-Gucker.

Damit wären wir auch schon fast am Ende angekommen. Es fehlt nur noch das traditionelle Metal 1 – Brainstorming. Ich nenne Euch Begriffe, und ihr sagt mir kurz, was Euch dazu einfällt:
Marc: Beide gleichzeitig?

Nein, nacheinander. Los geht’s:
Shakespeare:
CALIBAN! (beide gleichzeitig)
Andi: The Tempest.

Veganismus:
Marc: War ich mal, 4 Jahre.

Andi: Zu anstrengend.

Atomausstieg:
Marc: Solar.
Andi: Ja.

Taliban:
Andi: Langweilig. Nerven.
Marc: Kaputt. Bestimmt gefaked, dass er tot ist.

Pumpernickel:
Andi: Das Brot? Schmeckt. Gesund. Und macht taufrisch.
Marc: Geht so.

Metal1.info:
Marc: Boah, sind die gut.
Andi: Sehr gut. Daumen hoch.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören Euch.
Marc: Wir hoffen, dass wir Euch auf Tour sehen werden, auch wenn es nur ein paar wenige kleine Club-Shows sind – und schaut mal in die News, wann es was Neues zu unserem Album gibt.

Publiziert am von Pascal Stieler

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