Hei Marius! Ich hoffe, es geht dir gut. Ihr seid sicher zufrieden mit den sehr guten Rückmeldungen auf „Til alle heimsens endar“ – so weit ich weiß, gab keine Kritik weniger als ~60%. Habt ihr das erwartet?
Hei! Hier ist alles prima. Wir sind mit den guten Reaktionen, die wir auf „Til alle heimsens endar“ bekommen haben, unglaublich zufrieden, sowohl von der Presse als auch von den Fans. Die Rückmeldungen waren vielleicht noch besser, als wir vor der Veröffentlichung zu hoffen gewagt haben, aber wir denken selbst auch, dass wir uns nach dem Debütalbum „Skogskvad“ noch beträchtlich weiterentwickelt haben. Insofern ist es ziemlich witzig, dass sowohl Presse als auch Fans einig darin sind und das mit guten Reaktionen honorieren, was wir machen. Das inspiriert uns so weiterzumachen!
Seid ihr überrascht von dem Erfolg hier in Deutschland?
Deutschland ist ein wichtiger Markt für Galar, daher ist es ganz prima, das wir gerade hier dermaßen gute Rückmeldungen bekommen. Dark Essence Records hat viel auf die Promotion in Deutschland gesetzt, und wir haben gemerkt, dass das erfolgreich für die Band war.
Die Platte ist besonders stark durch die Verbindung aus Schwarzmetall und klassischen Elementen. Ich habe gelesen, dass A.B. Lauritzen einen Mastergrad in klassischer Musik hat – kann man sagen, dass ihr beide als Gegensätze wirkt?
Ja, man kann durchaus sagen, dass wir gegensätzlich wirken. Ich und A.B. Lauritzen haben sehr unterschiedliche musikalische Hintergründe. A.B. Lauritzen hat, wie du erwähnst, seine Basis in der Klassik, während ich aus dem Punk und Metal komme. Das halte ich für einen klaren Vorteil für Galar, den wir bestmöglich auszunutzen versuchen, indem wir die ungleichen Stilarten Klassik und Metal zu einer schlagkräftigen Einheit verbinden. Wir haben viel daran gearbeitet, diese Kombination auf „Til alle heimsens endar“ zu perfektionieren, und das werden wir auf der nächsten Veröffentlichung fortsetzen.
Wie schwierig war die Arbeit mit den klassischen Musikern?
Die Arbeit mit den Gastmusikern ging sehr gut und war total unproblematisch. A.B. Lauritzen hat viele Kontakte aus der Klassikszene von seinem Studium her, daher war es sehr einfach, an die fähigen Musiker zu kommen, die mit auf dem Album spielen. Er hatte ebenfalls frühzeitig vor dem Studiogang die Arrangements fertig gemacht, was den Musikern Zeit gab sich mit dem Material vertraut zu machen. Der eigentliche Einspielprozess der Streicherarrangements ging schmerzfrei und dauerte nur einen Tag. Es war unglaublich spaßig, mit diesen Musikern zu arbeiten., und ich glaube auch, dass sie das ebenfalls unterhaltsam fanden, mal etwas anderes zu machen.
Die „Heimskringla“ ist die wichtigste Inspiration für „TAHE“, was man bereits am Titel sieht (dieser ist ähnlich wie der Anfang von Snorris Werk). Ich habe lange darauf gewartet, dass jemand diesen wichtigen Text mal als Grundlage für folkigen Metal benutzt. Hast du eine Idee, warum die Sagas weniger oft „metallisiert“ werden als die Mythologie (aus der Edda)?
Schwer zu sagen, aber für uns war es sehr interessant, die „Heimskringla“ zu benutzen um ein ganzheitliches Konzert in Verbindung mit unserer Heimatregion Vestfold zu erstellen. In Vestfold kann man die Geschichte der Wikingerzeit hautnah erleben, fast egal wo du dich befindest. Große majestätische Grabhügel und Steinsetzungen sind sehr häufig. Die alten Grabhügel sind prächtige kulturelle Monumente, die spannende Geschichten verbergen, die viele als gegeben hinnehmen. Die Meisten kennen aber nicht einmal die Geschichte, die hinter diesen Grabhügeln steckt. Wir hatten daher den Wunsch, die Geschichte ausgewählter Könige, die in Vestfold begraben liegen, auf eine neue Weise zu erzählen.
Welche Metalbands – und vielleicht auch welche klassischen Künstler – würdet ihr als eure Inspiration bezeichnen?
Welche Bands und Künstler mich inspirieren, ändert sich viel von Zeit zu Zeit, das können also viele sein. Wenn ich anfangen sollte Namen zu nennen, würde die Liste unendlich lang! Zusätzlich zu verschiedenen Musikern und Bands lasse ich mich auch von der prachtvollen Natur und der Umgebung hier in Bergen inspirieren. Die Stadt ist von sieben Bergen umringt, und es gibt gute Möglichkeiten für Bergtouren, wo man seine Gedanken sortieren und neue Kräfte sammeln kann.
Wenn es um A.B. Lauritzen geht, da weiß ich, dass er sich von klassischen Künstlern wie Schostakowitsch, Tschaikowski, Strawinski, Debussy, Mahler und vielen anderen beeinflussen lässt.
Ein ganz interessanter Aspekt ist, dass Jorge Scholz von Drautran – ein Deutscher – die Texte für „TAHE“ geschrieben hat. Er ist zwar nordischer Philologe, aber sollten Norweger nicht besser selbst über ihre Geschichte Bescheid wissen als Nicht-Muttersprachler?
Doch, das kannst du schon sagen, aber wir haben Jorge Scholz nicht aufgrund seiner Ausbildung oder seiner Fachkenntnis ausgewählt. Es war vielmehr die Tatsache, dass er ein unglaublich guter Textverfasser ist, die uns dazu bewegte mit ihm zusammen zu arbeiten. Weder ich noch A.B. Lauritzen sind besonders begabt, wenn es ums Texte schreiben geht, also fanden wir, dass der Band mehr gedient wäre, wenn jemand anders die Texte schriebe. Das Konzept war grundsätzlich unsere eigene Idee und wurde in der Zusammenarbeit mit Jorge Scholz fertig entwickelt.
Fragte er oder ihr nach einer Zusammenarbeit?
Das begann eigentlich ganz natürlich, da Jorge Scholz ein sehr guter Freund von mir und A.B. Lauritzen ist, noch aus der Zeit als er in Bergen wohnte. Wir haben die gleiche Auffassung von Musik und wie die Dinge sein sollten, daher schien es ganz selbstverständlich, die lyrischen Aspekte des Albums gemeinsam auszuarbeiten – etwas, was wir auch auf dem nächsten Album wieder tun möchten!
Manch andere Band benutzt ab und zu Lyrik auf Altnordisch, wenn es um „die alte Zeit“ geht. Was hältst du davon? Ist es wichtig für euch, verstanden zu werden?
Es muss erlaubt sein, in der Sprache zu schreiben und zu singen, in der man will und von der man meint, dass sie am besten zum textlichen Inhalt passt. In unserem Fall meinen wir, dass Norwegisch am besten passt, besonders zum Konzept von „Til alle heimsens endar“. Es ist soweit schon wichtig, verstanden zu werden, was der Hauptgrund dafür war, dass wir uns entschlossen haben englische Erläuterungen ins Booklet zu setzen. Wir haben eine Einführung auf Englisch, die das ganze Konzept erklärt, zusammen mit Kommentaren zu jedem Text, so dass auch Nicht-Norwegischsprecher das Konzept und die Texte verstehen können.
Habt ihr geplant, Konzerte zu spielen? Wenn ja – wie werden die klassischen Elemente eingesetzt?
Wir arbeiten zur Zeit daran, ein Line-Up aufzustellen, daher müssen wir sehen, ob das klappt. Frühestens im Herbst wird es zu Konzerten kommen. Traumhaft wäre natürlich ein Streichquartett und einen Kontrabass auf der Bühne zu haben, aber ich schätze, das wird etwas schwierig, besonders auf fester Basis. Die Lösung wird wohl stattdessen die klassischen Elemente zu sampeln. Ich glaube, das funktioniert sehr gut.
Habt ihr bereits mit dem Nachfolger zu „TAHE“ angefangen? Wenn ja, kannst du etwas dazu sagen?
Ich habe tatsächlich schon einen Entwurf zu einer Melodie fertig und bin an einer weiteren dran. Die Melodien sind noch in einem frühen Stadium, daher ist es noch etwas früh, um etwas dazu zu sagen, wie es mal klingen wird. Ich denke zumindest, dass wir versuchen unseren Stil von „Til alle heimsens endar“ weiter zu perfektionieren und gleichzeitig ein paar neue Elemente einzubinden. Die Zeit wird’s zeigen!
Mein Eindruck ist, dass der Folk/Pagan/Viking Metal-Boom langsam auf dem Rückzug ist. Dennoch habe ich bereits einige sehr gute Pagan Metal-Platten dieses Jahr gehört, zum Beispiel Fortíð aus Island under die beiden französischen Gruppen Nydvind und Bran Barr. Stimmst du mir zu, wenn ich sage, dass sich die Szene gesundschrumpfen muss?
Du hast Recht damit, dass es sehr viele Bands gibt, die Pagan Metal spielen, und leider gibt es viele, die nicht die Qualität bieten, die sie sollten. Insofern wäre es vielleicht vorteilhaft mit weniger und besseren Bands. Ich merke selbst, dass manche Kritiker in ihren Rezensionen schreiben, dass sie skeptisch uns gegenüber waren, weil wir im Promozettel als Black/Folk Metal abgestempelt worden waren. Das deute ich so, dass ein Teil dieses Genres überdrüssig geworden ist, weil immer wieder neue Bands auftauchen, von denen viele auf niedrigem Niveau spielen. Die Meisten sind allerdings sehr positiv überrascht, wenn sie unsere Musik hören. Diese ist eben nicht ganz typisch für das Genre, weil wir mehr zu Black Metal und Klassik neigen als zum traditionellen Pagan/Viking Metal.
Wie du im Interview mit der „Bergensavisen“ sagtest, arbeitest du als Ökonom für die Kommune in Bergen. Ist das nicht einer der unmetallischsten Jobs, die man sich vorstellen kann?
Hehe, das kannst du schon sagen, aber ich sehe keinen Grund, dass man sich nicht weiterbilden, als Ökonom arbeiten und gleichzeitig Metal lieben kann.
Ihr beiden seid aus Vestfold und kennt euch auch von dort. Wie man auf „TAHE“ sehen kann, seid ihr ziemlich eng mit eurer Heimatprovinz verbunden. Was ist besonders daran und welche Vorteile bietet eine Großstadt wie Bergen?
Ich glaube, dass die Allermeisten eine besondere Bindung zu dem Ort haben, wo man geboren und aufgewachsen ist, das haben wir auch. Sandefjord, die Stadt aus der wir kommen, ist eine sehr kleine, aber schöne Stadt. Bergen bietet dennoch schon ein paar Vorteile, die man in Sandefjord nicht hat. Hier in Bergen gibt es eine viel größere etablierte Musikszene. In Sandefjord ist die Metalszene nicht der Rede wert, und es wäre viel schwieriger uns dort als Band zu gründen. Wenn man sich hier in Bergen aufhält, hat man eine bessere Bindung zur Musikszene und größeren Zugang zu fähigen Musikern, die einen unterstützen.
Das war es fast mit dem Interview. Es steht nur noch eine Sache an, und das ist unser obligatorisches Metal1.brainstorming. Was denkst du, wenn ich sage…
Die Sonne
Sommer
Der Alkoholpreis
In Norwegen: Viel zu hoch!
Ich war jüngst in Berlin und amüsierte mich prächtig, da ich ungefähr überall wo ich war Bier für einen Bruchteil des Preises in Norwegen kaufen konnte.
Schiffe
Das Oseberg- und Gokstadschiff
Die Samen
Unser Urvolk im Norden
Festivals
Sommer, Bier, gute Musik und Zelte.
Die englische Sprache
Universelle Kommunikation
Geisteswissenschaften studieren
„Til alle heimsens endar“
Metal1.info
Eine sehr seriöse und gute Internetseite für Metal!
Letzte Worte? Sag gern, was du zu sagen hast!
Ich will die Möglichkeit ergreifen um für das Interview zu danken, und ich hoffe, dass sich so viele wie möglich unser neues Album „Til alle heimsens endar“ anhören!